Xanten. Joey Elyateem aus dem palästinensischen Beit Sahour lebte trotz Corona-Krise ein Jahr in Sonsbecker und Xantener Gastfamilien.

Seinen Aufenthalt in der Römerstadt hat sich Joey Elyateem schon ein bisschen anders vorgestellt: Er wollte die großen deutschen Städte bereisen, mit seiner Europaklasse die Freizeit verbringen und einen Sportverein besuchen – wäre da nicht Corona gewesen. Stattdessen gab es also Homeschooling, viele Spaziergänge mit seiner Gastfamilie durch Xanten und vor allem eine lange Zeit im Lockdown. Ein Schuljahr hat der Gastschüler aus Xantens Partnerstadt Beit Sahour die Europaklasse am hiesigen Stiftsgymnasium besucht. Am kommenden Mittwoch tritt der 16-Jährige die Heimreise nach Palästina an.

„Ich würde auf jeden Fall gerne wiederkommen Dann aber ohne Corona“

„Ich würde auf jeden Fall gerne wiederkommen Dann aber ohne Corona“, sagt Joey. Im Oktober 2020 reiste er nach Deutschland – damals noch in der Hoffnung, dass zumindest nach dem Winter mit Blick auf die Pandemie noch ein bisschen was geht. Der Aufenthalt stand zunächst für einige Zeit sogar auf der Kippe. „Wegen der Corona-Pandemie wollte man Joey kein Visum ausstellen. Ich habe zum Glück gute Kontakte zu den Botschaften und konnte klarstellen, dass Joey nicht für zwei oder drei Wochen nach Deutschland kommt, sondern für ein ganzes Jahr“, erzählt Rainer Groß, Ansprechpartner für die Städtepartnerschaft nach Beit Sahour. Während dieser Zeit lebte Joey in zwei Gastfamilien. Erst bei Familie Jordan in Sonsbeck, dann die zweite Hälfte bei Familie Fischer in Xanten. „Es ist aktuell gar nicht so leicht Familien zu finden, die Gastschüler aufnehmen“, weiß Valérie Petit, Vorsitzende des Städtepartnerschaftsverein Xanten.

„Wir finden das Konzept der Europaklasse toll“

Für Familie Fischer, die vor drei Jahren in die Domstadt zog, stand schnell fest, die Türen für Gastschüler zu öffnen. „Wir finden das Konzept der Europaklasse toll“, erklärt Mutter Stephanie Fischer. Schüler der Europaklasse haben die Chance, für ein Schuljahr mit Jugendlichen aus anderen Ländern zu lernen und zu leben. Ein ausländischer Schüler lebt dabei in einem Schuljahr in zwei verschiedenen Gastfamilien. Der Unterricht findet hauptsächlich auf Englisch statt. Das Projekt wird vom Städtepartnerschaftsverein unterstützt.

Familie Fischer musste dennoch zugeben, dass die Lockdown-Zeit teilweise ziemlich herausfordernd war. „Es war manchmal schon schwierig, etwas zu unternehmen. Museen hatten zu, man konnte nicht ins Restaurant gehen. Ein Besuch im arabischen Lebensmittelgeschäft war da ein echtes Highlight“, erzählt Fischer lächelnd.

Einmal für die ganze Familie auf Arabisch kochen

Den suchte sie mit Joey auf, weil der gerne einmal für seine Gastfamilie typisch arabisch kochen wollte. „Das war lecker“, erinnert sich Gastbruder Tim Fischer, dem es besonders gut gefiel, eine neue Kultur kennenzulernen. Und wie kam die deutsche Küche bei Joey an? „Die ist gut aber die palästinische macht länger satt“, sagt er in gutem Deutsch.

Wenn die Gastschüler aus Beit Sahour nach Deutschland kommen, beherrschen sie meistens schon ein bisschen die deutsche Sprache. In der evangelisch-lutherischen Schule wird neben Arabisch und Englisch auch Deutsch gelehrt. „Joey hat sogar eingefordert, dass wir mit ihm nur Deutsch sprechen“, erklärt Tim. Die Sprache gut zu beherrschen, ist Joey besonders wichtig, denn er will wiederkommen und in Deutschland studieren – so wie es seine zwei älteren Brüder derzeit schon vormachen.