Kamp-Lintfort. Eine neue Gemeinschaftsurnenanlage auf dem Friedhof Dachsberg bietet 20 Urnen Platz. Und die Nachfrage ist nach wie vor groß.

Rosa Alpenveilchen, rote Begonien und gelbe Astern blühen neben schönen ausgewählten Stauden – rund um eine große Stele. Auf der ist zu lesen: Wir sind nur Gast auf Erden. Im Schatten alter Bäume ist auf dem Waldfriedhof am Dachsberg eine neue Gemeinschaftsgrabanlage für Urnen entstanden. „Die Menschen werden immer älter. Viele können keine Gräber mehr pflegen“, erklärt Dezernent Martin Notthoff. Die Idee zu der neuen Anlage hatten Friedhofsgärtner Jochen Brandt und Steinmetz Michael Schmidt. Die Politik änderte die Satzung für das Projekt im Frühjahr 2020.

Schon auf dem Kamper Friedhof gebe es drei ähnliche Anlagen, wie Notthoff berichtet. Und sie würden sehr gut angenommen. Weshalb auch gerade eine weitere Anlage für pflegefreie Urnengräber auf dem Friedhof in Hoerstgen entstanden ist. „Wenn eine Urne beigesetzt wird, entfernen wir dafür eine Pflanze. Diese wird gleich nach der Beisetzung wieder eingesetzt“, schildert der Friedhofsgärtner. „So haben wir immer eine gepflegte Grabstelle.“ Insgesamt haben um die Stele 20 Urnen Platz.

In Kamp-Lintfort gibt es eine große Nachfrage nach Urnengräbern

„Die Namen und Daten der Beerdigten stehen auf der Stele“, erklärt der Steinmetz. Und was den Unterschied zu einem Kolumbarium ausmache: Die Angehörigen könnten auch Blumen oder Kerzen an der Anlage abstellen. „Das funktioniert auf dem Kamper Friedhof sehr gut. Verwelktes räumen wir später ab“, so Brandt. Und: Bei Bedarf kann eine zweite Stele aufgestellt werden, um Platz für weitere 20 Urnen zu schaffen. „Ähnlich einer Familiengruft können Angehörige sich hier auch den Platz für ein zweites Urnengrab reservieren lassen“, berichtet Betriebsgruppenleiterin Nicole Kempkens. Alles in allem gerechnet, koste so eine Grabstelle rund 3000 Euro für 15 Jahre. „Und man findet immer eine gepflegte Anlage vor, die dreimal im Jahr auch mit frischen Saisonpflanzen bestückt wird“, ergänzt Friedhofsgärtner Brandt.

15 Jahre sind eine lange Zeit. „Aber keiner muss Angst haben, dass das Gemeinschaftsgrab einmal nicht weiter gepflegt würde“, beugt Nicole Kempkens möglichen Befürchtungen von Bürgern vor. „Die Verträge werden von der Treuhandstelle für Dauergrabpflege verwaltet, die Pflege wird auch kontrolliert“, weiß die Chefin. Dies geschehe unabhängig davon, wer der Friedhofsgärtner ist.

Dass es heute viele Nachfragen nach so genannten naturnahen Bestattungen im Wald gebe, wisse man auch bei der Stadt, bekundet Notthoff. „Es gibt hier am Dachsberg so viel Wald – da haben wir den Gedanken an einen zusätzlichen Friedwald wieder verworfen. Auf dem naturnahen Dachsberg sind auch Baumbestattungen möglich“, unterstreicht der Dezernent.


>>> Gegründet in den 30er Jahren

Der Waldfriedhof am Dachsberg ist 18 Hektar groß. Er wurde in den 1930er Jahren gegründet. Damals gab es nur zwei - streng getrennte - Felder, eines für katholische und eines für evangelische Bürger.


Zehn Mitarbeiter sorgen sich heute um Pflege und Erhaltung der gesamten Anlage.