Oberhausen. Die Grünen in Oberhausen versuchen das Abschneiden ihrer Partei optimistisch zu sehen. Erschreckend finden sie jedoch die Ergebnisse der AfD.

Ist es Freude, ist es Enttäuschung? Kurz nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen um 18 Uhr ist in den Gesichtern der Oberhausener Grünen-Mitglieder, die sich im Café Mary & Joe an der Centro-Promenade versammelt haben, keine eindeutige Reaktion abzulesen. Auch zuvor war trotz lockerer Atmosphäre so manche Stirn in Falten gelegt, aber jetzt: Ratlosigkeit. Bei etwa 12 Prozent liegen die Grünen bundesweit. In Oberhausen sind es nach dem Auszählen von 240 von 270 Ergebnissen 8,10 Prozent (Erststimmen) und 8,75 Prozent (Zweitstimmen).

„Dies ist ein Achtungserfolg“, sagt die Kandidatin der Oberhausener Grünen für den Bundestag, Franziska Krumwiede-Steiner. Sie versucht, es positiv zu sehen: „Von den Ampelparteien haben wir am wenigsten verloren.“ Und: „Viele haben uns noch viel weniger zugetraut.“ Ihr Wunsch, bundesweit wenigstens auf 14 Prozent zu kommen, erfüllt sich auch im späteren Verlauf des Abends nicht, um 20 Uhr stehen sie bei 12,3 Prozent. Bei der letzten Bundestagswahl 2021 kamen sie in Oberhausen letztendlich auf 11,94 (Erststimmen) und 12,46 Prozent (Zweitstimmen).

Oberhausener Grüne: Die AfD hat die Wählerinnen und Wähler besser mobilisiert als wir

Steffi Opitz, Sprecherin der Oberhausener Grünen-Fraktion im Rat, hatte es bereits vor den 18-Uhr-Nachrichten befürchtet: dass die AfD so gut abschneidet, wie sie es letztendlich auch tut. Bei 20,4 Prozent liegen die extremen Rechten um 20 Uhr bei der von der ARD in Auftrag gegebenen Dimap-Hochrechnung. Es sei „schockierend“, sagt Opitz am Telefon, dass die Rechten mit einer „gruseligen, menschenverachtenden“ Politik jeden Vierten erreicht hätten.

„Erschreckend“ findet auch Franziska Krumwiede-Steiner die AfD-Ergebnisse. Sie hätte es bei der hohen Wahlbeteiligung anders erwartet. Dies zeige, dass die AfD nicht nur online viele Menschen erreichen konnte, sondern es auch schafft, diese am Wahltag an die Urnen zu bringen. „Da müssen wir viel besser werden in der Mobilisierung.“

Grünen-Politikerin Steffi Opitz: seit 2009 Mitglied des Oberhausener Rates und seit 2012 Bürgermeisterin.
Grünen-Politikerin Steffi Opitz: seit 2009 Mitglied des Oberhausener Rates und seit 2012 Bürgermeisterin. © WAZ FotoPool | WALLHORN, Gerd

Für Krumwiede-Steiner persönlich bedeutet das Bundestagsergebnis das Ende ihrer politischen Laufbahn in Berlin. Die Mülheimerin hat mit ihrem 39. Listenplatz keine Chance, erneut ein Mandat zu erhalten und wird in ihren alten Beruf als Lehrerin zurückkehren. Für sie sei das nicht schlimm, sagt sie, es sei ihr klar gewesen. „Ich habe jeden Tag im Hohen Haus genossen. Es war der Wahnsinn und ich bin extrem demütig und dankbar dafür.“ Mit dieser Erfahrung kehre sie nun zurück und könne jetzt den Jugendlichen umso mehr zeigen, „dass sich der Einsatz für Menschenrechte, Vielfalt und Frauenrechte lohnt“.

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