Oberhausen. Irgendwann soll sie kommen: die Straßenbahn von Essen zum Centro Oberhausen. Dann werden dort wahrscheinlich extralange Bahnen im Einsatz sein.

Sollte die Linie 105 aus Richtung Essen eines Tages bis zum Centro Oberhausen verlängert werden, kommen dort 40 Meter lange Straßenbahnen zum Einsatz. Herkömmliche Bahnen sind bislang nur 30 Meter lang. Das hat der Chef des Oberhausener Nahverkehrsunternehmens Stoag, Werner Overkamp, jetzt auf Nachfrage der Redaktion angekündigt. Die 40-Meter-Bahnen sollen die Fahrgast-Kapazität der absehbar viel genutzten, neuen Centro-Anbindung gerade in Spitzenzeiten erhöhen.

In der Nachbarstadt Essen sorgen die 40-Meter-Bahnen in diesem Januar für Aufsehen: Die für Essen und Mülheim zuständige Ruhrbahn stellt derzeit die Weichen für ihren künftigen Schienenverkehr: In einer Sondersitzung hat der Aufsichtsrat des Essener Nahverkehrsunternehmen jetzt grünes Licht für den Kauf von 40 Niederflurbahnen der neuesten Baureihe NF5 gegeben. Das Erstaunliche: Diese Bahnen sind 40 Meter lang und damit zehn Meter länger als ihre Vorgängerinnen. Die Ruhrbahn investiert 217 Millionen Euro. Diese Ausgabe hat bereits Kritik ausgelöst: Das Essener Bürgerbündnis (Freie Wähler) spricht von einem „unnötigen Mammutprojekt“ und „Steuerverschwendung erster Klasse“.

Stoag-Chef Werner Overkamp sieht das anders. Er hält die 40-Meter-Straßenbahnen für einen wichtigen und sinnvollen Baustein der Nahverkehrszukunft auch in Oberhausen. Allerdings erst dann, wenn die Linie 105 wirklich verlängert worden ist. Sie endet heute in Essen-Frintrop und soll laut Masterplan Neue Mitte künftig über das neue Geschäfts- und Wohnviertel am Brammenring bis zum Centro fahren.

Linie 112: Stoag plant mit vier neuen 30-Meter-Bahnen, um die alten Modelle zu ersetzen

Eine Straßenbahn an der Haltestelle Hauptbahnhof Oberhausen. Auf der Linie 112 reichen die 30-Meter-Bahnen nach Einschätzung von Stoag-Chef Werner Overkamp auch in Zukunft aus.
Eine Straßenbahn an der Haltestelle Hauptbahnhof Oberhausen. Auf der Linie 112 reichen die 30-Meter-Bahnen nach Einschätzung von Stoag-Chef Werner Overkamp auch in Zukunft aus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Für die seit dem Jahr 1996, also seit der Centro-Eröffnung, bestehende Straßenbahnlinie 112, die seit fast 30 Jahren über die ÖPNV-Trasse läuft und das Centro direkt mit Sterkrade und Mülheim verbindet, erkennt Overkamp dagegen keine Notwendigkeit, längere Straßenbahnen einzusetzen. Dort würden die jetzigen 30-Meter-Bahnen auch künftig ausreichen, um dem Fahrgastaufkommen gerecht zu werden. Für den Einsatz auf der Linie 112, die von der Stoag und der Ruhrbahn gemeinsam bedient wird, plant die Stoag derzeit mit vier neuen 30-Meter-Fahrzeugen, um die alten, gleichlangen Modelle zu ersetzen. Die Bestellung dieser Bahnen erfolgt in einer Einkaufsgemeinschaft mit der Ruhrbahn und den Nahverkehrsbetrieben in Krefeld. Die gemeinsame Ausschreibung werde in Kürze im europäischen Amtsblatt veröffentlicht und damit auf den Weg gebracht, erläuterte Overkamp jetzt im Gespräch mit der Redaktion.

Auch in anderen Regionen Deutschlands werden unterdessen zunehmend 40 Meter lange Straßenbahnen eingesetzt. Frankfurt/Main baut dafür eigens bestehende Haltestellen um. Das wäre zumindest auf dem verlängerten Teil der Linie 105 in Oberhausen nicht nötig. Auf diesem neuen Abschnitt könnte man von vornherein die Stationen und alle anderen Anlagen entsprechend dimensionieren.

Linie 105: Neuer Anlauf für den 3,5 Kilometer langen Lückenschluss zum Centro

Im Jahr 2015 war die Verlängerung der Straßenbahn 105 noch an einem Ratsbürgerentscheid gescheitert. Jetzt nimmt Oberhausen einen neuen Anlauf, um den Lückenschluss von 3,5 Kilometern zwischen Essen-Frintrop und Neuer Mitte hinzubekommen. Allein die Planung dafür kostet 10 bis 12 Millionen Euro, die Oberhausen zum größten Teil allein tragen muss. Für das Projekt selbst werden bis zu 120 Millionen Euro veranschlagt, allerdings bis zu 95 Prozent von Bund und Land bezahlt.