Oberhausen. Wie können Schulen Jugendlichen helfen, mit Krisen umzugehen? Das Oberhausener Elsa-Brändström-Gymnasium ist Vorreiter eines neuen Projektes.

In diesem Frühjahr rollt das NRW-Schulministerium ein Projekt für die psychische Gesundheit von Schülern aus - getestet wurde es in Oberhausen. Das innerstädtische Elsa-Brändström-Gymnasium nahm an der Pilotphase für „MindOut“ teil. Dabei erlernen Schülerinnen und Schüler über mehrere Wochen Techniken, um beispielsweise den Alltagsstress zu senken. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl soll gestärkt werden, damit sich weniger Schülerinnen und Schüler einsam fühlen. Schulleiterin Alice Bienk ist vom Ansatz begeistert. „ich halte das für sehr sinnvoll - für alle Schulen.“

In 13 Einheiten beschäftigten sich die 14- und 15-jährigen Schüler des neunten Jahrgangs mit Themen wie Selbstwert und Empathie. Angeleitet von der TU Dortmund machten sie praktische Übungen, schauten Videos, hörten Clips und erhielten Material. Das Fazit nach 13 Wochen fiel sehr positiv aus. „Es hatte einen großen Effekt“, berichtet Bienk. Die Schulgemeinschaft habe beschlossen, dass das Programm jetzt dauerhaft etabliert wird. Zurzeit macht der zehnte Jahrgang des Elsa-Brändström-Gymnasiums die Übungen.

Neues Schulprojekt: Neunte Klasse lernt Empathie

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Die erfolgreiche Testphase öffnet nun auch die Türe für andere: 80 Schulen aus NRW sollen in einem ersten Schritt am „MindOut“-Programm teilnehmen. Es handelt sich um solche, die am Startchancen-Programm teilnehmen, das Schulen mit sozioökonomisch benachteiligten Schülern fördert. Der Wunsch ist, dass in den nächsten Jahren so viele Schulen wie möglich mitmachen. Das Einladungsschreiben des Schulministeriums war deshalb an rund 600 Schulen adressiert. Denn: Der anhaltende Krisen-Modus nach der Corona-Pandemie trifft auch die jüngeren Generationen in der Gesellschaft. Zukunftsängste, Leistungsdruck und Alltagsstress haben eine negative Wirkung auf das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler.

Um dem Druck besser zu begegnen, soll direkt im Klassenraum angesetzt werden. In praktischen Übungen lernen Schülerinnen und Schüler, Konflikte zu bewältigen und die eigene Seele wie auch die der anderen nicht aus dem Blick zu verlieren. Nicht Mathematik- und Deutschkenntnisse, sondern Empathie und Selbstwirksamkeit stehen auf dem Aufgabenzettel. In den Sitzungen, jede so lang wie eine Schulstunde, werden Schlüsselkompetenzen des sozialen und emotionalen Lernens gestärkt: Selbstbewusstsein, Selbstorganisation, soziales Bewusstsein, Beziehungspflege und verantwortliches Entscheidungsverhalten. „MindOut kann unsere Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, Herausforderungen mit einem stabilen Selbstwertgefühl zu bewältigen“, sagte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf der Landespressekonferenz in Düsseldorf. Das Landesunternehmen Westlotto fördert das Programm mit 250.000 Euro.

Elsa-Brändström-Gymnasium aus Oberhausen begeistert

Zu Besuch in Düsseldorf: Alice Bienk (rechts), Schulleiterin des Oberhausener Elsa-Brändström-Gymnasiums trifft NRW-Schulministerin Dorothee Feller (2.v.lil.), Westlotto-Geschäftsführer Andreas Kötter und Projektentwicklerin Ricarda Steinmayr (links).
Zu Besuch in Düsseldorf: Alice Bienk (rechts), Schulleiterin des Oberhausener Elsa-Brändström-Gymnasiums trifft NRW-Schulministerin Dorothee Feller (2.v.lil.), Westlotto-Geschäftsführer Andreas Kötter und Projektentwicklerin Ricarda Steinmayr (links). © Elsa-Brändström-Gymnasium

Die Idee zum Programm stammt aus Irland, adaptiert für die Schulen in NRW hat es die TU Dortmund. „MindOut kann dabei helfen, die Problembewältigung bei jungen Menschen in der Schule und im Alltagsleben zu verbessern, Stress und negative Emotionen wie Ängstlichkeit zu senken und das subjektive Wohlbefinden nachhaltig zu verbessern“, sagt Ricarda Steinmayr, Professorin für Pädagogische und Differentielle Psychologie. Die Universität begleitet die Schulen bei dem Projekt. Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler des neunten bis elften Jahrgangs.

Steinmayr hat einen guten Kontakt zum Elsa-Brändström-Gymnasium. Die Schule nahm in der Vergangenheit an mehreren Studien des Fachbereichs teil. Daher war Alice Bienk bei der Vorstellung von MindOut auch gleich angetan. „Das Tolle ist, dass diese Studien einen hohen Praxisbezug haben.“ Bienk regt an, das Programm auch für Lehrkräfte zu öffnen. Auch sie seien durch dei Krisen belastetet und könnten von Mindout profitieren.

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