Oberhausen. Die schlechte Arbeitsmarkt-Bilanz 2024 mit zu vielen Arbeitslosen und zu wenigen Lehrstellen besorgt die Politik und Wirtschaft in Oberhausen.

Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) hat auf die schlechten Arbeitsmarkt-Zahlen des Jahres 2024 reagiert - und wichtige Akteure aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Stadtverwaltung eingeladen. Noch im Februar diskutieren IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel, Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff, Schuldezernent Jürgen Schmidt, Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch, Jobcenter-Geschäftsführerin Valeska Hurraß und weitere Fachleute darüber, wie man vor allem die Misere für junge Leute beheben kann.

Nach Erkenntnissen der Arbeitsmarktexperten werden Schülerinnen und Schüler in den drei letzten Schuljahren vor dem Schulabschluss nicht ausreichend beraten und begleitet, damit sie den richtigen Berufsweg finden. Zudem bietet die Oberhausener Wirtschaft zu wenige Lehrstellen und Praktika an, um die hiesigen jungen Leute auszubilden.

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„Viele Jahre hat sich die Schere zwischen den jungen Bewerbern und die Zahl der angebotenen Lehrstellen geschlossen, so dass sich das Problem verkleinert hat, doch nun öffnet sich die Schere wieder“, bedauert Schranz. Nach den Daten der Arbeitsagentur bietet nur jeder fünfte Betrieb überhaupt eine Lehre an. Auf einen jungen Schulabgänger, der eine betriebliche Ausbildung sucht, kommen rechnerisch nur 0,8 Lehrstellen. „Wir müssen analysieren, woran es liegt, dass so viele Betriebe keine oder zu wenige Lehrstellen anbieten. Warum scheuen sie den Aufwand? Erkennen sie trotz Fachkräftemangels nicht, welche Chancen darin für sie stecken?“

Oberbürgermeister denkt an Ausbildungs-Werbetour von Betrieb zu Betrieb

Man müsse auch daran denken, die in früheren Jahren üblichen Ausbildungs-Werbereisen zu Unternehmen im Stadtgebiet wieder aufzunehmen. Ein Wundermittel sei solch eine Lehrstellen-Werbetour zwar nicht, aber könne doch in dem einen oder anderen Fall helfen. Nach zweijähriger Wirtschaftskrise sei die Stimmung in den Betrieben allerdings auch gedämpft. Viele Firmenchefs würden ihm berichten, wie sehr sie mit aktuellen Belastungen zu kämpfen hätten.

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Schranz zeigt sich durchaus erstaunt darüber, dass der Übergang von Schule zum eigentlichen Beruf nicht ausreichend gut klappt. „Mit dem Thema beschäftigen sich eigentlich einige Menschen und Institutionen in der Stadt. Wir müssen hier schauen, was verbessert werden kann.“

Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch zeigt sich über den negativen Trend des vergangenen Jahres auf dem Oberhausener Arbeitsmarkt besorgt. Auch Koch nimmt am Treffen des Oberbürgermeisters im Februar teil.
Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch zeigt sich über den negativen Trend des vergangenen Jahres auf dem Oberhausener Arbeitsmarkt besorgt. Auch Koch nimmt am Treffen des Oberbürgermeisters im Februar teil. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch hatte mit Blick auf die lokale Wirtschaftsstruktur auch mit Sorgen auf den großen Bereich des Handels geschaut, der bisher immerhin 15 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Oberhausen liefert. „Diese Branche wird durch den zunehmenden Online-Handel in den nächsten Jahren weiter unter Druck stehen. Es wird in Zukunft hier eher weniger Beschäftigung geben als mehr.“

Oberbürgermeister Daniel Schranz: Ausgewogener Branchenmix notwendig

Schranz verweist darauf, dass Oberhausen schon seit Jahrzehnten versucht, einen ausgewogenen Branchenmix im Stadtgebiet zu verwirklichen. „Wir dürfen auf keinen Fall wie früher von einer Monostruktur abhängig sein, um das Risiko in Krisenfällen zu streuen. Das sind wir heute aber auch nicht.“ Beim Branchenmix habe die Kommune aber nur eingeschränkten Steuerungsspielraum. „Als die Kohle- und Stahlindustrie wegbrach, standen andere Industrie-Unternehmen für diese Flächen ja nicht Schlange. Und auch heute können wir uns nicht einfach ein Tesla-Werk wünschen.“