Oberhausen. Die neue Gesamtschule in Oberhausen soll doppelt so teuer werden. Nachvollziehbar ist die Steigerung nicht mehr. Ein Kommentar.
Als die Sanierungskosten für das marode Hallenbad Sterkrade in die Höhe schossen, versprach die Oberhausener Stadtverwaltung Besserung: In Zukunft sollten die Prognosen genauer ausfallen, ein Puffer eingebaut, Baupreissteigerungen transparenter aufgelistet werden. Soweit so gut. Doch plötzlich liegt die aktuelle Kostenberechnung für den neuen Gesamtschul-Bau an der Knappenstraße vor - und rums: Er wird fast doppelt so teuer. 157 Millionen Euro statt 85 Millionen Euro.
Am Anfang standen sogar mal 60 Millionen Euro im Raum. Doch an dieser ersten, sehr vorläufigen nKostenschätzung hat wohl kaum jemand so recht geglaubt. Denn: Wann und wo auch immer gebaut wird, die Kosten steigen stärker als erwartet. Das ist fast genauso sicher wie Verzögerungen beim Termin der Fertigstellung.
Extreme Kostensteigerung ist aus drei Gründen problematisch
Die steigenden Baukosten sind allerdings aus drei Gründen ein Problem:
- Oberhausen ist eine arme Kommune, muss jeden Euro umdrehen. Um die aktuell großen Finanzlöcher in den Jahresetats innerhalb der nächsten zehn Jahre wieder loszuwerden, haben Politik und Stadtverwaltung entschieden, dass Bürger und Rathaus-Teams den Gürtel enger schnallen müssen. Die Hundesteuer steigt, das Parken wird teurer. Der Kita-Ausbau stockt. Selbst geringe Extra-Ausgaben wie Sprudel für Trinkwassersysteme an Schulen müssen intensiv diskutiert werden. Der Bau einer neuen Schule verschlingt irrsinnig viel Geld - auch wenn die zusätzliche Gesamtschule angesichts stark gestiegener Schülerzahlen dringend benötigt wird.
- Die Politik kann gar nicht anders, als die Kosten durchzuwinken. Denn bei einem Baustopp wäre das Riesenproblem der Gegenwart und nächsten Jahre nicht gelöst: Der fehlende Platz für die Schülerinnen und Schüler. Oberhausen kann sich freuen, bei Familien beliebt zu sein, muss dafür aber auch dringend den Platz im Bildungs- und Betreuungswesen schaffen. Das ist nun einmal die originäre kommunale Aufgabe.
- Das Vertrauen in die Fachleute der Stadt wird verspielt. Nicht nur bei den Lokalpolitikern, die bei ihren Entscheidungen zum Gesamtschul-Neubau von ganz anderen Kosten ausgingen. Sondern vor allem in der Bevölkerung. Können Bürgerinnen und Bürger Kostenschätzungen von großen Projekten noch ernst nehmen? Am Ende wird es sowieso teurer, diese Denkweise dürfte sich festsetzen.
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Die Stadtverwaltung muss dringend einen Weg finden, wie sie in Zukunft für mehr Transparenz und Sicherheit sorgt. Klar, der Ukraine-Krieg und seine Folgen für die Wirtschaft lässt sich nicht einberechnen. Aber es muss in Zeiten von Künstlicher Intelligenz möglich sein, mit Programmen Kosten vernünftig abzuschätzen - oder wenigstens eine Spanne. Dann weiß man wenigstens, was blüht, wenn der schlimmste Fall eintritt.