Oberhausen. Drei Jahre hat der Umbau des Lehrerseminars an der Oberhausener Marktstraße gedauert. Stadt und Ministerium hegen große Hoffnungen.
Von der Fußgängerzone aus wirkt die weiße Fassade wie die einer gewöhnlichen, hochwertigen Immobilie. Dahinter verbirgt sich modernste Ausstattung und preisverdächtige Architektur. Das Oberhausener Lehrerseminar ist am Mittwoch, 20. November 2024, feierlich eingeweiht worden. Seit August werden hier angehende Lehrkräfte auf ihre Schuldienstzeit vorbereitet, jetzt ist auch offiziell der Startschuss gefallen. Nach drei Jahren Umbauzeit hat sich die ehemalige Kaufhalle an der Marktstraße 51 bis 55 komplett verwandelt - mit prächtigem Innenhof, schicker Lerntreppe, Schaukeln in der Küche und Basketballfeld.
Wiederholt musste die Eröffnung verschoben werden: Ursprünglich war gar die Rede von 2022, dann 2023, schließlich Sommer 2024. Unerwartete Statik-Probleme, Lieferengpässe, die Pandemie und der Ukraine-Krieg zögerten aus Sicht der Verantwortlichen die Eröffnung hinaus. Die Einweihung in Anwesenheit von Politikern, Schulleitungen und Wirtschaftsvertretern trug daher das Motto: Was lange währt, wird endlich gut. „Das war kein Projekt, sondern eine Prüfung“, sagte Simone-Tatjana Stehr, Leiterin des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL). Die CDU-Chefin nahm es positiv: „Wir können Krise.“
Umbau an der Marktstraße: „Es kommt Bewegung rein“
Immer wieder fiel in den Reden von NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU), Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) und Stehr ein Name: Stephan Heine. Dem Oberhausener Immobilien-Manager gehört das große Gebäude neben der Anlaufstelle der Polizei. Seine Familie baute das Haus nach dem Krieg wieder auf, eine Kaufhalle entstand, später zogen ein Buchhandel und eine Bank darin ein. Am Ende stand das Gebäude leer. Feller und Schranz dankten Heine für sein Engagement - denn sie sehen darin einen Vorbild-Charakter. „Die Innenstädte stehen unter Druck, der Einzelhandel steht unter Druck“, sagte Feller, deshalb sei es mutig gewesen, sich für die Ansiedlung eines Bildungsstandortes zu entschließen. Das Lehrerseminar sei besser als Wohnungen: „Oberhausen bekommt neues Leben in die Stadt“. Auch Schranz erhofft sich vom Umbau einen weiteren Impuls: „Das ist ein Gewinn für die Stadt Oberhausen, eine Aufwertung für die ganze Umgebung.“ In die gebeutelte Innenstadt komme eine „Bewegung rein“.
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Stephan Heine selbst blickte nach den Festreden mit einem Lächeln auf den Innenhof mit Holzterrasse. Er ist zufrieden mit dem Projekt, trotz der unerwartet langen Bauzeit und der Kosten. Die ursprünglich angepeilten vier Millionen Euro Kosten hätten sich verdoppelt. Nun bezahlt das Land die Miete, einen kleinen Teil übernimmt die Stadt, die in dem Gebäude den Wissenschaftscampus ansiedelt.
Lehrerseminar auf 1700 Quadratmetern: Podcast-Raum und Basketballfeld
Die Hauptnutzer der 1700 Quadratmeter großen Fläche werden aber die angehenden Lehrkräfte sein. Nach dem Studium treten diese in den Zentren den sogenannten Vorbereitungsdienst an. Dieser dauert 18 Monate. Zum einen werden die künftigen Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen der Umgebung praktisch ausgebildet, zum anderen besuchen sie an der Marktstraße Seminare. Oberhausen bildet rund 300 Lehrkräfte für Gesamtschulen und Gymnasien sowie Realschulen aus. Hauptsächlich montags und donnerstags findet an der Marktstraße Unterricht statt.
„Eines ist im ganzen Land bekannt: Ihre Schaukeln“
Der Lehrnachwuchs kommt in die Vorzüge eines „außergewöhnlichen Ortes“ (Stehr). Der Fokus beim Umbau lag auf der Aufenthaltsqualität. Und das sieht man: Eine Lerntreppe mit modischen Sitzgelegenheiten soll zum Austausch und Krafttanken einladen. In der offenen Küche hängen zwei Schaukeln, die sich schon einen Ruf gemacht haben. „Eines ist im ganzen Land bekannt: Ihre Schaukeln“, scherzte Feller bei ihrer Rede. Im Erdgeschoss befindet sich der campusartige Innenhof, eine „Insel der Ruhe“ (Stehr). Im Obergeschoss sind Seminarräume, ein Lernraum mit saftigem Moos an den Wänden, ein sogenannter „Makers Place“ mit 3D-Drucker und anderer moderner Technik. Dazu gibt es noch einen Podcast-Raum und ein verkleinertes Basketballfeld. „Gut ausgestattete Gebäude sind immer auch eine Wertschätzung für die Menschen, die dort arbeiten“, erklärte Feller.
Die künftigen Lehrkräfte dürften jedenfalls erleichtert sein, dass sie eine neue Lernheimat haben. Zuletzt befand sich das Lehrerseminar in beengten Räumen auf dem ehemaligen Babcock-Gelände an der Duisburger Straße. Seit April wurde hauptsächlich digital unterrichtet, weil der Mietvertrag endete. Im Sommer hatte schließlich ein ominöser anonymer Brief an Feller für Unruhe gesorgt, in dem Missstände beklagt wurden. Die Lehramtsanwärter distanzierten sich von dem Schreiben.