Oberhausen. Nach Demonstrationen und Petitionen von Anwohnern und Umweltschützern hat Oberhausens Stadtrat über die Zukunft der schönen Buche diskutiert.
Man kann nicht sagen, dass die Freunde der alten Buche an der Kewerstraße in Oberhausen-Alstaden nicht noch einmal alles gegeben haben: Sie protestierten vor dem Rathaus, sie zeigten auf der Zuschauertribüne im dritten Stock ihr Plakat „Buche erhalten“, sie buhten oder klatschten zwischen den Redebeiträgen der Lokalpolitiker - was eigentlich verboten ist.
Doch am Ende waren ihre Anstrengungen vergebens: Nach 40 Minuten Debatte in einer von den Grünen beantragten Aktuellen Stunde des Rates am Montag war klar - es findet sich keine Mehrheit, um die bereits beschlossene Fällung der Buche doch noch zu verhindern.
Zwei sich begegnende Omnibusse der Stoag sollten künftig durch das Nadelöhr passen
Jahrzehntelang ist diese Engstelle im Oberhausener Süden, wenn die Kewerstraße in die Bebelstraße in einer Kurve übergeht, den Autofahrern als unangenehmes Nadelöhr bekannt. Weil die Bahn ihre marode Brücke über der Kewerstraße ersetzen musste, will die Stadt die Gelegenheit ergreifen, mit 3,5 Millionen Euro Landesförderung die Straße vergrößern. Zwei sich begegnende Omnibusse der Stoag sollen hier künftig ungehindert fahren können. Nur: Deshalb muss die 60 bis 80 Jahre alte Buche gefällt werden - gleich zweimal beschloss der Rat dies mit Mehrheit 2021 und 2022.
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Gleichwohl hofften die Grünen auf eine Umkehr der anderen großen Fraktionen in diesem November 2024. Doch die Debatte am Montag brachte keine neuen Erkenntnisse hervor. Die Grünen (8 Sitze), die Linken (drei Sitze) und BOB (zwei Sitze) halten Alternativen der Straßenführung mit Erhalte der Buche für möglich. Planungsdezernent Thomas Palotz versicherte dagegen, kundige Fachleute hätten Alternativen durchdacht, aber: „Es gibt keine Alternative, die den heutigen verkehrstechnischen Richtlinien entspricht.“
Würde die Buche erhalten bleiben, wäre der Verlauf der Straßenkurven zu scharf: Es gibt auch durch die Häuser dort zu wenig Platz, um die Straße dort für Autofahrer und Fußgänger sicher genug entlangzuführen. Palotz verspricht aber, dass für die Fällung der großen Buche drei kleine Bäume gepflanzt werden, die „in einigen Jahren auch das Stadtbild prägen werden“.
Grünen-Ratsherr Tim Heinzen kritisierte, dass die jetzige Planung weder für den ÖPNV noch für die Radfahrer eine echte Verbesserung bringe, zumal man einen Radweg gar nicht erst eingeplant habe. „Man verschlimmbessert die Verkehrslage in Alstaden mit Lösungsansätzen der 70er Jahre.“ Alternativen habe man nicht ausreichend geprüft.
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Die 19-köpfige SPD-Ratsfraktion tut sich zwar erkennbar schwer, den Tod der klimafreundlichen Buche durchzuwinken, doch: „Emotionen sind nicht die wichtigste Grundlage für politische Entscheidungen.“ Planungspolitiker Ulrich Real sieht keine andere Chance, die Verkehrslage dort mit Erhalt der Buche sicherer zu machen. „Wir gehen davon aus, dass die Stadtverwaltung dies mit den Gutachtern vernünftig geprüft hat.“
CDU: „Natürlich blutet einem das Herz, wenn eine so schöne Landmarke gefällt werden muss.“
CDU-Umweltpolitiker Frank Bandel plädierte im Namen der 19 Sitze starken Fraktion dafür, nach Jahrzehnten viel zu enger Straßenbreite in Alstaden nun endlich die Chance zu nutzen, das Nadelöhr an der Kewerstraße so gut es geht zu beheben. „Natürlich blutet einem das Herz, wenn eine so schöne Landmarke gefällt werden muss, aber es gibt keine Alternative, wenn es um die Sicherheit des Verkehrs an dieser Stelle geht.“
FDP-Gruppenchef Marc Hoff hat als Alstadener die Planung mit Kritik und Zweifeln begleitet, kommt aber nach vielen Expertengesprächen zum Schluss: „Die Stadtplaner haben alle unserer Einwände vernünftig widerlegt, warum der Erhalt der Buche nicht klappt.“
Einen formalen Beschluss gibt es an diesem Montag nicht mehr, angesetzt war nur die Debatte darüber. Ein weiterer Beschluss ist aber auch nicht notwendig, da der Rat ja bereits dazu entschieden hat: Die Bäume kann jetzt im Winter jederzeit gefällt werden. Die Anwohner verließen enttäuscht und geräuschlos die Zuschauertribüne.
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