Oberhausen. Stille Momente und Party pur: Nico Santos holte beim Oberhausen-Konzert einen weiblichen Fan auf die Bühne. Der Sänger hat einen berühmten Vater.
Die Scheinwerfer tauchen die Bühne in bedrohliches Rot, gelbe Lichter setzen feine Spots: Nico Santos spielt am Donnerstagabend mit dem Feuer - und dem Kinderzimmer-Farbkasten. 5500 Fans bejubeln die flotte Eröffnung in der überaus farbenfroh gestalteten Kulisse ohne große Anlaufzeit. Der erste Titel sitzt maßgeschneidert: „Play with Fire!“
Die Finger verbrennt sich beim zweistündigen Konzert des in Bremen geborenen und auf Mallorca aufgewachsenen Singer-Songwriters zwar keiner. Doch Nico Santos zeigt bei seiner ersten Arena-Tour knapp zwei Stunden lang berührende Momente und authentisch vorgetragene gute Laune. Erfrischend zu sehen, dass balearische Party auch mal ohne Ballermann-Barden gelingen kann.
Dass der 31-Jährige nicht nur die Töne trifft und viele Instrumente beherrscht, sondern etlichen Kollegen geschriebene Song-Souvenirs servierte, dürfte sich herumgesprochen haben. Seinen Beitrag für Schlager-Kaiserin Helene Fischer („Achterbahn“) lässt er in der Liederkiste. Die gemeinsame Sache mit Rapper Kontra K („Sonne“) verheimlicht er in der zur Hälfte gefüllten Oberhausener Konzerthalle dagegen nicht. Auch wenn ein Duett ohne Anwesenheit des Konterparts immer etwas unfertig wirkt, schlägt der Applaus-Pegel besonders stark aus.
Nico Santos in der Arena Oberhausen: Weiblicher Fans begeistert mit deutscher Version von „Safe“
Offenbar war für Nico Santos, der eigentlich Nico Wellenbrink heißt, vieles vorbestimmt. Vater Egon Wellenbrink arbeitete einst als DJ, Wetterfrosch und Tour-Partner von Roy Black („Ein Schloss am Wörthersee“). Dass der Vater als „Melitta-Mann“ zwischen 1989 und 1999 zugleich eines der berühmtesten deutschen Werbegesichter war, ist für echte Santos-Fans natürlich kalter Kaffee.
Die Auslese gelingt Nico Santos bei seinem Arena-Konzert trotzdem verblüffend harmonisch. Für den Erfolgssong „Safe“ holt der Sänger die 17-jährige Marie auf die Bühne. Die Anhängerin hatte ihrem Star vorher einen Video-Clip zugeschickt und dem englischsprachigen Titel einen deutschen Text verpasst. Das Ergebnis singt sie 5500 Fans nun etwas aufgeregt, aber stilsicher vor. Beeindruckend!
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Nico Santos springt über den ersten Wellenbrecher und lässt sich auf Fan-Händen bis zum Technik-Pult tragen, neben dem schon eine zweite Bühne mit Laternen-Dekoration glitzert. Dieser Schnelltransport benötigt allerdings wichtige Ansagen: „Nehmt alle bitte vorher die Handys herunter!“
Nico Santos in der Arena Oberhausen: „Handys runter“ - Sänger surft über Köpfe der Konzert-Besucher
Anschließend sind die Mobilsprechgeräte als Lichtermeer aber wieder willkommen. Nico Santos spricht über seinen besten Freund, der zur Jugendzeit bei einem tragischen Unfall auf Mallorca ums Leben kam. Ihm widmet er den stillen Song „Walking in your Shoes“. Kurz vor dem Tod hatten die Kumpels in einem Geschäft dieselben Schuhe anprobiert. Der Sänger mit gedämpfter Stimme: „Ich besitze diese Schuhe noch heute.“ Schwarz-Weiß-Fotos erscheinen auf der Leinwand, Santos spielt am Piano.
Später kocht wieder unbeschwerte Partystimmung hoch. Bei „Weekend Lover“ schraubt Santos am späten Donnerstag sogar am Kalender: „Lasst uns so tun, als hätten wir schon Wochenende!“ Bunte Luftballons fliegen zur Belustigung in den nicht bestuhlten Innenraum. Songs wie „Rooftop“ und „Ride“ beflügeln die Mitsing-Quote.
Den Zugaben-Block rundet der Sänger mit einem Akustik-Set von „Changes“ ab: „Zum ersten Mal bei unserer Tour!“ Das erfreut eingefleischte, überwiegend weibliche Fans aus der ersten Reihe. Und für den Lacher des Abends sorgt noch ein Zwischenrufer. „Was machen die Oberhausener am liebsten?“, möchte Santos für eine Überleitung wissen und erhält ungeniert „Saufen“ als Antwort. Großes Gelächter! Die korrekte Antwort wäre übrigens „Tanzen“ gewesen.