Oberhausen. Rund 100 Prositituierte arbeiten auf der Flaßhofstraße in Oberhausen. Die Beratungsstelle Solwodi hilft den Frauen - und das seit 15 Jahren.
- Beratungsstelle Solwodi feiert in Oberhausen 15-jähriges Bestehen
- Ausstellung zeigt Bilder und Gedanken von Prostituierten
- Stadt dankt dem Engagement von Solwodi
Es sind Sätze, die nicht nur ins Auge springen, sondern zum Nachdenken bringen. „Niemand macht diesen Job hier gerne“, oder: „Ich mache das jetzt noch ein oder zwei Jahre, bis meine Kinder mit der Schule fertig sind, dann steige ich aus. Ich mache das nur für meine Kinder.“ Die Sätze stammen von Prostituierten der Oberhausener Flaßhofstraße. Sie baumeln an Schildern von der Decke des Gdanska am Altmarkt und sind Teil einer Jubiläumsausstellung. Denn in diesem Jahr feiert die Beratungsstelle Solwodi in Oberhausen ihr 15-jähriges Bestehen. Sie hilft Frauen in Not, in Oberhausen hauptsächlich Prostituierten in der Flaßhofstraße.
Streetworkerinnen in Oberhausen besuchen regelmäßig Rotlichtmilieu
Solwodi, diese Abkürzung steht für Solidarity with women in distress (zu Deutsch: Solidarität mit Frauen in Not). Und um diese Not geht es oft auf der „Roten Meile“. Seit kurzem kümmert sich eine zweite Streetworkerin, Mona Schmidt, um die Frauen der Flaßhofstraße. Zusammen mit Maike Paszota und der Ehrenamtlerin Ulrike Sievers nimmt sie Kontakt auf, hilft bei Wohnungssuchen und Amtsgängen.
Ihre Arbeit spiegelt sich in der kleinen Ausstellung wider. Bilder zeigen das Team, wie es mit Schokolade und Getränken versucht, an den Fenstern der Bordelle Vertrauen aufzubauen. Andere Bilder spiegeln die Schattenseite des Milieus. Unter einem düsteren Foto des Straßenschildes Flaßhofstraße steht der Satz: „Die denken, die könnten mich kaufen.“ Das Foto hat eine Prostituierte gemacht.
Solwodi Oberhausen: Raum und Finanzierung nicht ausreichend
Seit 2009 gibt es die Fachberatungsstelle von Solwodi in Oberhausen. Derzeit fehlt es ihr nicht nur an geeigneten Räumlichkeiten nahe der Flaßhofstraße, sondern auch an einer Finanzierung durch das Land. Die Kosten werden teils von der Stadt Oberhausen über die Gleichstellungsstelle getragen. Die städtische Vertreterin der Stelle, Britta Costecki, betonte in ihrer Rede anlässlich der Feier im Gdanska die Notwendigkeit der Streetworkerinnen. Die Flaßhofstraße sei geprägt von Frauen in Armut, von solchen, die unter Zwang dort arbeiten und schwere Suchtprobleme haben. „Solwodi baut die Brücken zu den Frauen, damit diese auch andere Möglichkeiten in ihrem Leben erkennen.“
Streetworkerin Maike Paszota schätzt, dass derzeit rund 100 Frauen in der Flaßhofstraße arbeiten. Das Rotlichtmilieu könnte sich in Zukunft verändern. Mehrere Immobilien gehören einer Volksbank aus Thüringen. Seitens der Stadt gibt es Überlegungen, die Gebäude zu kaufen und damit einen Wandel herbeizuführen. Allerdings lässt sich nach Meinung von Szene-Expertinnen die Prostitution nicht aus dem Stadtgebiet vertreiben. Sie würde sich nur verlagern. Die Fachberatungsstelle wird also so oder so gebraucht.