Oberhausen. Die Sparkasse Oberhausen spürt bei ihren Kunden, dass eine große Unsicherheit die Stimmung trübt. Ein Zeichen dafür: Sie sparen wie Weltmeister.
- Keine andere Institution ist in Oberhausen so nah am örtlichen Wirtschaftsleben wie die Stadtsparkasse.
- Die hiesigen Banker kennen den Markt vor Ort sehr genau - und spüren wichtige Trends der Wirtschaft.
- Dabei ist das Verhalten der großen und kleinen Kunden in Finanzsachen vor allem durch ein Gefühl geprägt: Unsicherheit.
Deutschland befindet sich bereits im zweiten Jahr einer veritablen Wirtschaftskrise: Die Wirtschaft schrumpft, der private Konsum schwächelt, die Pleite-Zahlen von Unternehmen erreichten im Sommer Rekordwerte und überstiegen das Vor-Corona-Niveau deutlich.
Keine andere Institution ist in Oberhausen so nah am örtlichen Wirtschaftsleben wie die Stadtsparkasse, der Finanzmarktführer im Stadtgebiet, weil die 500 Beschäftigten auch viele Mittelständler und Selbstständige begleiten. Der Sparkassen-Vorstand wertet die Daten vor Ort genau aus, sieht leider fallende Zahlen vor allem in den Bereichen Investitionen, Konsumkredite und Baudarlehen - und macht dennoch Hoffnung.
Oberhausen Unternehmen halten sich mit neuen Investitionen zurück
„Wir spüren im Neugeschäft, über das Land, über die Unternehmen und die Bürger in der Stadt hat sich eine enorme Unsicherheit gelegt. Ob Privatleute oder Betriebe - sie stellen Investitionen zurück“, sagt Oliver Mebus, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse bei der Analyse der Kennzahlen der Bank. Die Investitionsneigung ist deutlich geschrumpft, das ist an den Zusagen für neue gewerbliche Kredite in der Bilanz ablesbar: Sie gingen von 187 Millionen Euro im Rekordjahr 2020 auf 109 Millionen Euro im vergangenen Jahr zurück (minus 41 Prozent). In diesem Jahr rechnet man gerade mal mit 90 Millionen Euro an Gewerbekrediten.
Dahinter steckt nach Angaben der Sparkassenführung keine besondere Vorsicht bei der Darlehensvergabe, obwohl natürlich die Gefahr von Kreditausfällen bei langanhaltender Schwäche von Unternehmen zunimmt. „Wir diskutieren zwar über größere Kredite länger als früher, doch wir haben unsere Kriterien für die Darlehensvergabe nicht geändert“, beteuert Vorstandsvize Thomas Gäng.
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Nervös werden die Banker an der Wörthstraße allerdings nicht - im Gegenteil: Sie sehen seit Sommer wieder hoffnungsfrohe Vorzeichen. So nimmt die Investitionsbereitschaft seit dem zweiten Quartal langsam wieder zu, eine Pleitewelle ist nicht zu erkennen, auf ihre Dispo-Kredite greifen die Betriebe auch nicht stärker zu - und die Kredit-Ratingnoten werden allerhöchstens geringfügig schlechter.
„Oberhausener Unternehmen stehen nach wie vor auf solider finanzieller Basis“, wertet Mebus. Und: „Wir hoffen, dass wir das Tal der Tränen durchschritten haben. Oberhausen hebt sich wegen seiner Wirtschaftsstruktur von anderen ab.“ Allerdings stöhnen fast alle Chefs der Firmen auch hier über das Übliche: zu viel Bürokratie, zu hohe Energiekosten, zu geringe Digitalisierung und zu üppige Steuer- und Abgabenlasten. „Es fehlt an eine beherzte Reaktion der Bundespolitik auf die gegenwärtige schlechte Stimmung“, meint Mebus.
Auch der Immobilienmarkt in Oberhausen scheint seine Durststrecke langsam zu verlassen. Privatleuten wie Betrieben interessiert in Oberhausen wieder der Kauf von Grundstücken, von Ein- und Zweifamilienhäusern. So hat sich das Wohnungsbaugeschäft der Sparkasse im vergangenen Jahr halbiert - die Baudarlehenszusagen schrumpften von 138 Millionen Euro des Jahres 2022 auf 71 Millionen Euro im Jahr 2023. Doch in diesem Jahr erwarten die Kreditexperten wieder 113 Millionen Euro an zugesagten Baugeldern.
„Der Wunsch nach einer eigenen Immobilie ist ungebrochen, die Bürger haben sich auf die höheren Zinsen eingestellt, die Kaufpreise sind allerdings nur leicht gesunken“, gibt Mebus an. Bei der Wahl der Immobilie steht in Oberhausen zunehmend die Frage im Raum, wie teuer anschließend nach dem Kauf die nötige Modernisierung wird, vor allem die energetische. Das Heizungsgesetz hat für dieses Thema eine neue Sensibilität geschaffen.
Immobilienmarkt erholt sich nach tiefer Krise wieder: Nachfrage nach Häusern gestiegen
Der steigende Trend zum eigenen Haus erstaunt dennoch - angesichts der aktuellen Wirtschaftslage. Haben die Menschen keine Angst vor Entlassungen? „Die Lage ist heute auf dem Arbeitsmarkt völlig anders als in früheren Jahrzehnten. Die Arbeitnehmer vertrauen auf ihre Fähigkeiten und wissen, dass sie notfalls auch woanders einen Job finden“, erläutert Sparkassen-Vorstand Mebus. „Die Mitarbeiter haben eine viel bessere Position als früher.“
Da viele Menschen im Alltag über das nach starken Preissteigerungen der vergangenen Jahre hohe Kostenniveau für Lebensmittel und andere Waren stöhnen, verblüfft es schon, dass die Sparkasse von einem „ungebrochenen Sparwillen“ seiner 97.600 Kontoinhaber spricht.
Die höheren Sparzinsen locken mehr Sparer an, sie wagen es auch zunehmend, in Fonds mit festverzinslichen Wertpapieren, aber auch mit internationalen Aktien zu investieren. Immer mehr, vor allem jüngere Kunden, stecken in Geld in Fonds-Sparplänen. So erwartet die Sparkassen-Spitze einen Wertpapier-Umsatz in diesem Jahr von 116 Millionen Euro nach 121 Millionen im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: 2021 waren es nur 86 Millionen Euro. Der Bestand an Wertpapieren stieg von Ende 2021 bis zum Sommer 2024 deutlich: Von 564 Millionen Euro auf 681 Millionen Euro - auch dank der günstigen Kursentwicklung von Aktien an den Börsen.
Insgesamt liegen an ganz normalen Ersparnissen von Kunden bei der Sparkasse viel mehr, nämlich erstaunliche 2,3 Milliarden Euro. Vor zehn Jahren waren es nur 1,6 Milliarden Euro. Diese dicken Zahlen können aber auch bedeuten: In Krisenzeiten legen die Bürger lieber ihr Geld zur Seite - und sparen sicherheitshalber, falls es schlimmer kommen sollte.
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