Oberhausen. Nur 24 Stunden gab es Hoffnung, dass das leere Oberhausener St. Marienhospital gerettet wird. Das NRW-Ministerium korrigiert seinen Beschluss.
UPDATE: Fehler passieren nun mal, auch den besten Leuten in einem Ministerium. Doch dieser Fehler des NRW-Gesundheitsministeriums ist für Oberhausen besonders bitter. 24 Stunden lang durften die Oberhausener die Hoffnung haben, dass das weitgehend leer stehende Krankenhaus St. Marien im Stadtbezirk Osterfeld doch noch wiederbelebt wird.
Denn im Schreiben vom Mittwoch, 6. November 2024, hat das Ministerium entgegen aller Erwartungen der Kenner dem Standort „Ameos Klinikum St. Marien Oberhausen“ 820 Plätze für die Behandlung von Geriatrie-Patienten zugewiesen. Zuvor waren alle 2053 von Ameos beantragten Plätze für ein Geriatrie-Zentrum in St. Marien abgelehnt worden, weil die Voraussetzungen fehlen würden.
Doch am Donnerstagnachmittag, 7. November, schickte das NRW-Gesundheitsministerium eine Korrektur des Schreibens nach Oberhausen: „Aufgrund eines technischen Übertragungsirrtums wurde in der Anlage zur Anhörung der falsche Standort der AMEOS Klinika aufgeführt.“ Tatsächlich erhält Ameos zwar die Genehmigung dafür, 820 Geriatrie-Patienten im Jahr behandeln zu dürfen, doch nur am Ameos-Krankenhaus-Standort in Sterkrade. Dorthin war die Geriatrie von Ameos wegen personeller Engpässe von Osterfeld 2022 verlegt worden - angeblich nur vorübergehend.
ENDE DES UPDATES.
Der ursprüngliche Text auf Basis des Mittwoch-Schreibens des Gesundheitsministerium lautete so:
Spätestens mit dem Kauf von drei katholischen Krankenhäusern durch den Schweizer Gesundheitsdienstleister Ameos im Jahre 2019 schauen die Menschen in Oberhausen mit Sorge auf ihre Hospitäler St. Marien, St. Josef und St. Clemens.
Zwar hatten die Schweizer Klinikbetreiber versprochen, alle drei Krankenhäuser zu erhalten und St. Marien in Osterfeld als „wichtigen Platz in der gesundheitlichen Versorgung“ zum Krankenhaus-Spezialisten für Senioren umzubauen: mit Geriatrie, Schmerztherapie und Palliativmedizin. Doch in Wahrheit wurde das Traditionshaus an der Nürnberger Straße 10 mit einem einst breit aufgestelltem Leistungsspektrum mit anerkannter Orthopädie- und Darm-Expertise von Ameos immer weiter ausgedünnt.
Keine Chirurgie mehr, keine Orthopädie, kein Darmzentrum, kein Schlaflabor, keine Schmerzambulanz, keine Innere Medizin, keine Notaufnahme – und seit 2022 keine Geriatrie, also die medizinische Versorgung von meist multi-erkrankten Älteren, und keine geriatrische Tagesklinik mehr. Denn die Geriatrie zog ins St.-Clemens-Hospital, in dem der Platz langsam eng wurde, angeblich nur vorübergehend mangels Personal.
Zeitweise dienten die leeren Krankenzimmer der Stadt Oberhausen sogar dazu, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen. Ameos konzentrierte also sein allgemeines Gesundheitsangebot allein im Sterkrader St. Clemens; St. Josef an der Mülheimer Straße dient ausschließlich der lukrativen Behandlung psychisch kranker Patienten.
Selbst Ameos sah nach der ersten Entscheidung kaum noch Chancen für St. Marien
Deshalb schienen die Kenner der Materie nicht besonders verwundert zu sein, als das NRW-Gesundheitsministerium bei seiner jahrelang geplanten Krankenhausreform in einem ersten Schritt im Sommer 2024 entschied, am Standort St. Marien keine Geriatrie mehr zuzulassen. Die Voraussetzungen dafür würden fehlen. Sogar Ameos selbst sah nach dieser ersten Entscheidung kaum Chancen.
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Allein im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) an der Virchowstraße in Alt-Oberhausen sollten künftig 1000 Plätze für die Behandlung von Seniorinnen und Senioren im Jahr erlaubt werden. Angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung schien klar: Wer eine anständige Multi-Behandlung für malade Ältere haben wollte, müsste sich dann künftig auch in Nachbarstädten umsehen. Denn Oberhausen hat einen deutlich höheren Bedarf an Geriatrie-Plätzen als 1000.
Doch in seinem ersten Aufschlag zur neuen Krankenhausplanung im Sommer 2024 sah das NRW-Gesundheitsministerium keine Basis bei Ameos in Osterfeld, die kranken Seniorinnen und Senioren nach den notwendigen Qualitätsstandards einer Geriatrie zu behandeln.
Ameos ließ aber nicht locker: In einer umfangreichen Stellungnahme ans NRW-Gesundheitsministerium plädierte die Krankenhausleitung dafür, der Geriatrie doch noch eine Chance zu geben, da der Bedarf in Oberhausen für diese Spezialleistung der Ärztinnen und Ärzte im Stadtgebiet so hoch ist. Beantragt hatte die Klinikleitung ursprünglich 1632 Behandlungsfälle im Bereich „Allgemeine Innere Medizin“ und sogar erstaunliche 2053 im Bereich Geriatrie für St. Marien. Außerdem hatte Ameos für sein St. Marien Klinikum einen Antrag auf Ausweisung als geriatrische Fachklinik gestellt. Bewilligt wurde davon zunächst einmal gar nichts.
Überraschung aus dem NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch: 820 Geriatrie-Plätze erlaubt
Nun die Überraschung aus dem NRW-Gesundheitsministerium: Die erste Planungsentscheidung für Oberhausen wird noch einmal geändert. Ameos darf in Oberhausen künftig immerhin 820 Geriatrie-Patienten in Osterfeld im Jahr behandeln. Voraussetzung für diese Zuweisung ist nach einem Schreiben des Gesundheitsministeriums vom 4. November 2024 an alle Oberhausener Krankenhausleitungen: Ameos muss „schnellstmöglich einen Kooperationsvertrag für die Leistungsgruppe Urologie nachreichen“. Wenn dies erfüllt ist, „soll aufgrund der Erforderlichkeit des Standorts für eine wohnortnahe geriatrische Versorgung eine Zuweisung in Höhe von 820 Fällen erfolgen“. Das EKO soll dennoch, wie zunächst beabsichtigt, eine Zuweisung von 1000 Fällen erhalten, um eine „bedarfsgerechte Versorgung in der Region sicherzustellen“.
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Das Schreiben des Ministeriums ist immer noch kein endgültiger Feststellungsbescheid, diesen soll es erst im Frühjahr 2025 geben - und am 1. April 2025 in Kraft treten. Bis zum 18. November 2024 wird den Krankenhäusern noch einmal die Gelegenheit gegeben, ihre Meinung zum geänderten Plan einzureichen.
Sinn der seit 2018 anvisierten neuen Krankenhausplanung der NRW-Landesregierung ist es, die Qualität der stationären Versorgung nach Leitlinien zu sichern und zu verbessern - sowohl in der Grund- als auch in der Spezialversorgung. In der Tendenz verlieren Krankenhäuser, die nur wenige Fälle bei bestimmten Behandlungen im Jahr haben, die Erlaubnis, diese Behandlungen anzubieten. So will man gerade hochkomplexe Leistungen im Lande auf diejenigen Krankenhäuser konzentrieren, die dafür die notwendige Erfahrung und Expertise haben. Denn es gilt in der Medizin der Grundsatz: Je häufiger bestimmte Operationen in einem Krankenhaus erledigt werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen oder Fehleingriffe.
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