Oberhausen. Mit ein paar Kürbissen vor Haustüren fing es an. Jetzt ziehen Scharen von Hexen und Gespenstern durch die Siedlung. Was besonders überrascht.

Mit Einbruch der Dunkelheit wagten sie sich hervor, die kleinen wie die großen Hexen, jede Menge Teufel, wandelnde Skelette und die Gespenster nicht zu vergessen. Zu Aberdutzenden tauchten sie in den Straßen der noch jungen Siedlung am Rande von Alstaden auf und es wurden immer mehr. In Scharen gingen sie von Haus zu Haus, wo oft für Süßes schon die Türen weit geöffnet waren, während neben dem Eingang Kürbisse, Spinnen oder manche Monster die Gäste gruselnd begrüßten. Willkommen in einem Quartier, das am letzten Abend im Oktober ganz vom Halloween-Fieber gepackt wird. 

Oma packt für den Enkel die Süßigkeiten in die Einkaufstasche

Dabei sind es nicht nur Mädchen und Jungen aus dem Viertel rund um die Fritz-Eickelen-Straße, die als Monster, Vampire oder dunkle Fabelwesen in furchterregende Kostüme schlüpfen, auch aus manch anderen Stadtteilen kommen sie hierher. Eltern oder Verwandte sind dann selbstverständlich mit dabei, um gemeinsam den Weg von Stryum oder Schmachtendorf zurückzulegen. Da zeigt sich dann, dass Halloween längst in der Erwachsenenwelt angekommen ist. Eine Mutter hat sich unter die Teufel gemischt, ihr Sohn kommt mit Totenmaske daher. Die Oma wollte bei dem Spuk nicht selbst mitmachen, aber das Spektakel miterleben. Das war dann schon ihr Ding. Fix hatte sie eine im wahrsten Sinn tragende Rolle, sie packt die Mengen an Süßigkeiten in ihren Einkaufsbeutel. 

Halloween in der Siedlung an der Fritz-Eckelen-Straße
Furchteinflößend waren so manche Gewänder, mit denen die Kinder unterwegs waren. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Wir kommen gerne hierher“, erzählt Sandra (37) aus Styrum, „es ist eine ganz wundervolle Atmosphäre, zumal die Leute sich hier so viel Mühe mit der ganzen Dekoration geben und die Kinder freundlich willkommen heißen“. Ihre Sätze kann die Oberhausenerin aber kaum zu Ende sprechen, da drängelt Tochter Ina, sie will unbedingt weiter, möchte noch ein paar Häuser abklappern. Viele von ihnen sind echte Hingucker angesichts von Grabskeletten, die sich im Vorgarten breit machen, oder metergroßen Spinngeweben. Mitunter haben sich auch Gespenster ganzer Bäume bemächtigt und kommen nun in der Dunkelheit zur Geltung.

Erwachsene sitzen zu Halloween in der Oberhausener Siedlung unterm Zeltdach zusammen

Mit der Idee, zu Halloween in der Siedlung ein bisschen zu schmücken, schließlich steht das Fest bei Kindern hoch im Kurs „nahm alles wohl seinen Lauf“, erzählt Nadja Fischer (37). Mit einer großen Schale voller Leckereien wartet sie vor der offenen Eingangstür ihres Wohnhauses. Kaum hat die eine Gruppe „Süßes oder Saures“ gesagt, naht auch schon die nächste heran. „Immer mehr Familien haben sich beteiligt, schließlich hat sich wohl auch über die Grenzen der Siedlung herumgesprochen, dass Halloween hier großen Anklang findet.“ In manchen Jahren haben Familien auch schon anschließend unterm Zeltdach zusammengesessen, dieses Mal sind es einige Väter, die eine Feuerschale säubern, an der sich später manche Anwohner noch versammeln werden. Ein bisschen Wärme dürfte bei den kühlen Temperaturen ganz guttun.

Derweil ziehen weiterhin und unentwegt Gruppen durch die Straßen. Je mehr die Zeit vorrückt, umso größer werden die Trauben der Kostümierten. Mittlerweile sind sogar Dinos aufgetaucht, ein kleiner Junge hüpft als „Grusel-Batman“ hin und her. Um ihn herum haben sich mehrere Mädchen eingefunden, die über ihr Hexenkostüm hinaus auch noch jede Menge dunkle Schminke aufgetragen haben. „Sie haben sich alle auf den Abend so gefreut“, erzählt eine Mutter. Seit die Schule zu Ende ist, fiebern sie ihrem Auftritt regelrecht entgegen. Ein kleiner Bruder, weiß die Oberhausenerin, hatte es in der Beziehung besser. Er besucht noch den Kindergarten, der wohl den Tag schon von früh an zum Motto- sprich Halloween-Tag erklärt hatte. 

Halloween in der Siedlung an der Fritz-Eckelen-Straße
Große Eimer hatten die Kleinen mitgebracht, um auch für all die Süßigkeiten ausreichend Platz zu haben. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Inzwischen sind aus der Oberhausener Siedlung auch kritische Töne zu hören

Nur ein paar Meter weiter erwartet ein Elternpaar im Hauseingang die kleinen Besucher und hat vor sich einen 10-Liter-Eimer aufgestellt. Langsam gehen die Bonbons zur Neige, aber für einige Gruppen dürfte es noch reichen. „Wir haben uns von Anfang an beteiligt“, sagt der Vater, „zumal unser Sohn, zehn Jahre, auch großen Spaß daran hat.“ Beim Rundgang durch das Viertel sind aber auch Stimmen zu hören, denen der Auflauf an Halloween doch mittlerweile zu viel des Guten ist. Besonders krass muss es wohl, wie Anwohner erzählen, vor ein oder zwei Jahren gewesen sein. Damals hatten manche Anlieger den Eindruck, Familien aus der näheren oder weiteren Umgebung kamen mit dem Auto und ihren Kindern angerauscht und ließen die Kleinen aussteigen in der Hoffnung, dass sie einiges absahnen. Dagegen bleibe es dieses Mal recht gemächlich, heißt es.

In einigen Häusern geht es aber dennoch zu wie im Taubenschlag. Gerade hat eine Familie die Tür geschlossen, da klingelte schon das nächste junge Gruselkabinett. Der Effekt lässt nicht lange auf sich warten. In mehreren Eingängen finden sich Schilder mit Worten wie „Alles ist alle“ und der Bitte, nicht mehr zu schellen. „Ach schade“ ist da aus mehreren Kinderkehlen zu hören, während die Kleinen munter weiterziehen, im Haus nebenan brennt noch Licht und auch der Kürbis leuchtet.