Oberhausen. Die Förderschulen in der Stadt erleben derzeit eine enorme Nachfrage: Die Stadtverwaltung musste kurzfristig handeln. Eine Schule wird umgebaut.

Die Stadtverwaltung Oberhausen hat auf die hohe Nachfrage an Förderschulen reagiert und weiteren Platz geschaffen: Seit diesem Schuljahr werden rund 70 Kinder und Jugendliche der Schillerschule in der Schule an der Lindnerstraße unterrichtet. Bis zum Sommer war dort ein Teilstandort der Grundschule Buschhausen untergebracht. Für die Schillerschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung ist es der dritte Standort. Nach Darstellung der Schulleitung haben sich die Schülerzahlen in den vergangenen Jahren nahezu verdoppelt.

Auf Oberhausener Stadtgebiet sind drei Förderschulen angesiedelt, zwei davon gehören der Stadt. Alle drei Schulen berichten von einer stetig steigenden Schülerzahl. Die städtische Glückauf-Schule hat deshalb bereits einen modernen Anbau bekommen, der dem gestiegenen Bedarf Rechnung tragen soll. An der Christoph-Schlingensief-Schule wurde jüngst Richtfest für einen Neubau gefeiert, den der Träger Landschaftsverband Rheinland bauen lässt. Die Schillerschule platzt ebenfalls seit einiger Zeit aus allen Nähten: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler pro Klasse erreichte schon vor einem Jahr den Grenzwert. Kurzfristig wurden deshalb mobile Raumzellen aufgestellt.

Die Schillerschule hatte bislang zwei Standorte an der Arminstraße und der Hasenstraße (Dependance). Binnen vier Jahren ist die Schülerzahl von 200 auf über 300 gewachsen. Im Schuljahr 2023/24 lag sie bei 308, in diesem Schuljahr stieg sie auf 334. Der Klassenfrequenzwert, also die Schüler pro Klasse, liegt für diese Schulform bei 13 und wurde in einigen Klassen überschritten.

Förderschulen fehlt auch Personal

In diesem Sommer konnte die Verwaltung Platz schaffen: Weil die Nachfrage an der Grundschule Buschhausen im Gegensatz zum gesamtstädtischen Trend sank, wurde der Zweitstandort Lindnerstraße nicht mehr gebraucht. Zwar gab es von Seiten der Eltern Kritik an der geplanten Schließung, da sie längere Wege für ihre Kinder befürchteten. Doch im Sommer 2024 wurde der Schulbetrieb an der Lindnerstraße eingestellt.

Im Schulausschuss betonte Dezernent Jürgen Schmidt, dass es sich um eine Übergangslösung handelt. Die Standorte Hasenstraße und Arminstraße, wo mittlerweile Raumzellen stehen, sollen „entwickelt“ werden. Genaueres gab der Beigeordnete nicht an. An der Lindnerstraße werden die Fünft- bis Siebtklässler in sechs Klassen unterrichtet. Jetzt soll noch für die organisatorischen Bedarfe eine Teilzeitkraft gefunden werden. Die Stelle ist befristet.

Nach Auskunft von Schulleiterin Simone Mann sind die Kinder sehr zufrieden: „Sie sind stolz, dass sie an der Lindnerstraße ihren eigenen Schulhof haben“, sagt sie dieser Redaktion. Abgesehen von ihr müsste keine Lehrkraft pendeln: Die Teams bleiben durchgängig an ihren Standorten. Dennoch hofft sie wie auch die Verwaltung, dass der dritte Standort zügig aufgelöst werden kann. Die Anzahl der Standorte soll auch in Zukunft auf zwei begrenzt sein, so Schmidt.

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Die Schillerschule hatte in der Vergangenheit allerdings nicht nur Raumnot. Auch das Personal war so ausgedünnt, dass Unterricht vorübergehend gekürzt werden musste. Eltern klagten daher über fehlende Betreuung und Unsicherheiten. Für das Personal ist allerdings die Landesregierung zuständig. Thomas Krey sprach dem Schulteam ein großes Lob aus, da es „trotz Unterbesetzung“ die Herausforderungen bewältige. Die anderen Fraktionen applaudierten.

Anstieg an Förderschulen: Allgemeiner Wachstum und bessere medizinische Technik

Den plötzlichen Anstieg an den Förderschulen begründen Bildungsexperten mit unterschiedlichen Faktoren. Zum einen stiegen in Oberhausen sprunghaft die Schülerzahlen an. Die Wirklichkeit wich aufgrund von Zuzügen und der Aufnahme von Kriegsgeflüchteten stark von den Prognosen ab. Oberhausen musste deshalb nicht nur kurzfristig mit Containern Platz schaffen, sondern auch einige große Bauprojekte anstoßen. Denn in den nächsten Jahren wird weiterhin mit vollen Schulen gerechnet.

Im Falle der Förderschulen vermuten manche, dass Eltern sich zum einen für das Bildungsangebot in kleinen Klassen stärker interessieren. Zum anderen könnte auch der medizinische Fortschritt eine Rolle spielen. Fachkliniken sind heute in der Lage, Neugeborene schon mit wenigen hundert Gramm Gewicht zu retten. Frühchen können allerdings Behinderungen erleiden.