Oberhausen. 7000 Fans und massig Klabautermann-Hits: Die maritime Rock-Band Santiano scheute beim Konzert in der Arena Oberhausen keine klaren Ansagen.
Wer auf dem Weg nach „Californio“ falsch abbiegt, landet mit seinem Kutter schnell in Oberhausen: Am Donnerstagabend navigierten 7000 Fans in der zu drei Fünftel gefüllten Rudolf-Weber-Arena neben dem Centro Oberhausen wahrscheinlich nicht ganz ohne Eigennutz die nautisch angehauchte Formation „Santiano“ direkt auf die Bühne. Dass die Musiker mit ihrer Mischung aus Rock, Pop, Shanty und Schlager und sechs Alben allesamt die deutschen Charts anführten, ist kein Seemannsgarn.
Frontmann Björn Both aus Husum wagt schon nach wenigen Minuten den Schulterschluss: „Oberhausen, wir haben viel miteinander durchgemacht.“ Damit spielt der Sänger auf ein geplantes Arena-Konzert an, dass vor zwei Jahren kurzfristig abgesagt wurde. Damals musste die maritime Gruppe nur wenige Stunden vor dem Gig krankheitsbedingt die Notbremse ziehen. Etliche Fans mit weiterer Anreise befanden sich zu diesem Zeitpunkt aber schon vor der Halle.
Diesmal erscheinen Björn Both, Hans-Timm „Timsen“ Hinrichsen, Axel Stosberg und Peter „Pete“ Sage pünktlich als Silhouette im blauen Lichtermeer. Die Hände halten sie an ihre Ohren, als würden sie ins Publikum hineinhorchen wollen. Sie singen: „Es klingt nach Freiheit!“
Santiano in der Arena Oberhausen: Zwischen Rock, Pop und Shanty wird es politisch
Freiheit ist in ihren Songs eine häufig verwendete Vokabel. „Freiheit spüren wir erst, wenn sie uns abhanden gekommen ist“, sagt Björn Both. Zwischen leichten Gute-Laune-Shantys wird es politisch. Der Bandsänger engagiert sich gegen Rechtsextremismus, ermahnt die politische Mitte, den Extremisten nicht nach dem Mund zu reden. Und er thematisiert die gesellschaftliche wie politische Verrohung: „Wir brauchen Respekt in der Auseinandersetzung.“
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Schnell segelt die erst vor 13 Jahren in Flensburg zusammengeführte Gruppe thematisch weiter. Auch die gefährdeten Weltmeere sind bei Santiano eine Herzensangelegenheit. „Die Ozeane verwechseln manche Leute mit einem Freizeitpark oder einer Müllhalde“, mahnt der Bandleader. Die Musiker engagieren sich zudem für die Seenotrettung.
An der thematischen Schwere geht das Konzert nicht unter. Schon bei „Wenn die Kälte kommt“ klatschen die Fans wieder zum Rhythmus und blicken auf seitlich abgefeuerte Effektkanonen, die scheinbar Schneeflocken in die Arena pusten.
Ein bisschen Schabernack gönnen die Nordlichter den Fans auch noch: Björn Both vergleicht den von Band-Geigenspieler Peter Sage gebackenen Kuchen mit einer zwölf Meter hohen Meereswelle. Irgendwie gefährlich. Der Mann aus dem englischen Yorkshire liefert daraufhin mit „Land of Green“ einen schmissigen wie schmackhaften Folk-Abstecher.
Santiano in der Arena Oberhausen: 7000 Konzert-Fans feiern auf nicht allzu rauer See
Dass ihr Hit „Es gibt nur Wasser“ so gar nicht stimmt, zeigt der Blick in die feiernde Anhängerschaft. In Oberhausen prosten sich etliche Fans lieber mit Gerstensaft zu. Obwohl die Stimmung zu Beginn ein wenig Anlauf benötigt, läuft es bis zum einsetzenden Jubelmeer schnell immer flüssiger.
Santiano mischen die Klassiker aus ihren mit Sehnsüchten behafteten Alben wie „Bis ans Ende der Welt“, „Im Auge des Sturms“ und „Mit den Gezeiten“ ordentlich durch. Auch aus der aktuellen Scheibe „Doggerland“, abgeleitet von einer versunkenen Nordsee-Niederung, verteilen die fünf Musiker etliche Kostproben, darunter das vielleicht etwas seichter klingende „Zu alt um jung zu sterben“.
Bei den großen Hymnen stehen die Fans aber schnell wieder als Seemannschor parat: „Gott muss ein Seemann sein“, „Salz auf unserer Haut“ oder eben auch das namensgebene „Santiano“. Es ist ein unterhaltsamer Abend auf nicht allzu rauer See.
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