Oberhausen. Der Verein Haus & Grund hat bundesweit eine Hitliste mit den günstigsten Grundsteuer-Großstädten aufstellen lassen. Oberhausen überrascht nicht.

Im nächsten Jahr wird sich für Hauseigentümer, aber auch für deren Mieter, die Belastung durch die Grundsteuer drastisch ändern: Die Grundsteuer-Reform führt in NRW für besonders viele Ein- und Zweifamilienhausbesitzer zu hohen Kostensteigerungen. Oberhausen kalkuliert mit einer Erhöhung des jahrelang nicht gestiegenen Grundsteuer-Satzes von 670 Prozent auf rechnerisch 870 Prozent, um die üblichen Jahreseinnahmen von 50 Millionen Euro zu erzielen.

Aber noch immer ist die genaue Ausgestaltung nicht klar, Oberhausen schweigt noch darüber, ob die Stadt die Chance ergreift, durch einen gespaltenen Hebesteuersatz für Immobilienbesitzer die Kostenlast für Ein- und Zweifamilienhaus-Eigentümer abzumildern. Und wie die künftigen Steuersätze konkret aussehen.

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Trotz dieser Unsicherheiten der künftigen Grundsteuer-Belastung hat sich der Eigentümerverband „Haus & Grund“ zusammen mit dem Institut der Deutschen Wirtschaft bemüht, eine Rangliste der 100 größten Städte in Deutschland mit den aktuellen Werten dieses Jahres aufzustellen - von der niedrigsten bis zur höchsten Grundsteuerbelastung für vergleichbare Häuser. Denn die Grundsteuersätze unterliegen der Hoheit der einzelnen Kommunen, die selbst darüber entscheiden können, wie hoch die Belastung für ihre Bürger ausfallen soll. Der Maßstab für die Berechnung der aktuellen Immobilien-Werte wiederum liegt in der Hand der Bundesländer.

Um die Belastung mit der Grundsteuer zu vergleichen und die anfallende Jahresgrundsteuer zu berechnen, wurde für die Analyse ein durchschnittlicher Einheitswert eines typischen Einfamilienhauses des Jahres 2024 und der aktuelle Grundsteuersatz der verschiedenen Kommunen bei einer Grundsteuermesszahl von 2,6 Promille zugrunde gelegt.

Oberhausen gehört bundesweit zu den 25 Prozent der teuersten Steuer-Städte für Hauseigentümer

Nach diesem Ranking gehören in NRW zu den teuersten Grundsteuer-Städten Moers, Duisburg, Mülheim, Leverkusen, Remscheid, Witten und Hagen. Oberhausen reiht sich hier in die Liste der zweitteuersten Städte für Immobilienbesitzer ein - neben Essen, Bottrop, Gelsenkirchen, Bochum, Mönchengladbach und Wuppertal. Keine Überraschung also: Oberhausen ist angesichts der hohen kommunalen Steuersätze keine billige Stadt.

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Bundesweit wurden folgende Werte errechnet: Am wenigsten zahlen die Besitzer eines Einfamilienhauses in Regensburg mit 335 Euro, am meisten in Witten mit 771 Euro. In Oberhausen und Essen (beide Rang 76) müssen Hauseigentümer nach dieser Modellrechnung 568 Euro an die Stadt entrichten. In Duisburg macht die Grundsteuer 716 Euro aus, in Mülheim 754 Euro, in Herne 703 Euro, in Hagen 635 Euro in Bottrop 576 Euro und in Dortmund 517.

Im Vergleich zu der letzten Erhebung von „Haus & Grund“ und dem Wirtschaftsinstitut  „IW Consult GmbH“ aus dem Jahr 2021 hat sich Oberhausen um vier Ränge verbessert, da die Stadt ihren Grundsteuersatz im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen stabil halten konnte. Gleichwohl gibt sich der Oberhausener Eigentümerverband „Haus & Grund“ mit einem aktuellen Platz ihrer Heimatstadt im unteren Viertel (76 von 100) nicht zufrieden.

Haus & Grund Oberhausen: Hauseigentümer haben Probleme durch die hohe Steuerlast

„Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Stadt eine der höchsten Grundsteuerbelastungen im Vergleich zu anderen Städten hat. Dies wirkt sich negativ auf den Wohnungsmarkt und das Investitionsklima aus“, betont Jochen Schütz, Geschäftsführer von Haus & Grund Oberhausen. „Unsere Mitglieder berichten immer häufiger von den Schwierigkeiten, die hohen Abgaben tragen zu können. Insbesondere kleinere Eigentümer geraten zunehmend unter Druck.“ Eine hohe Grundsteuerbelastung von Immobilieneigentümern kann auch die Mieter nicht kalt lassen: Die Grundsteuer wird auf die Miete als Mietnebenkosten umgelegt.

Jochen Schütz, Geschäftsfüher des Vereins Haus und Grund in Oberhausen: „Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Stadt eine der höchsten Grundsteuerbelastungen im Vergleich zu anderen Städten hat. Dies wirkt sich negativ auf den Wohnungsmarkt und das Investitionsklima aus.“
Jochen Schütz, Geschäftsfüher des Vereins Haus und Grund in Oberhausen: „Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Stadt eine der höchsten Grundsteuerbelastungen im Vergleich zu anderen Städten hat. Dies wirkt sich negativ auf den Wohnungsmarkt und das Investitionsklima aus.“ © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Schütz fordert deshalb Oberhausen auf, die Grundsteuer zu reduzieren. „Die Grundsteuerbelastung ist ein schwerwiegender Standortnachteil, der das Wohnen verteuert. Es ist dringend notwendig, dass die Stadt nach Wegen sucht, die Steuerlast zu senken. Wir fordern eine tragbare Steuerpolitik, die Eigentümern und Mietern gleichermaßen zugutekommt.“

Hohes Defizit macht es Oberhausen fast unmöglich, Steuerlasten für die Bürger zu senken

Tatsächlich aber ist die Realisierung dieser Forderung unwahrscheinlich: Oberhausen ächzt unter einem neuen Defizit von 80 Millionen Euro in diesem Jahr und kalkulierten 90 Millionen Euro für 2025. Diese Unterschiede zwischen Einnahmen und Ausgaben müssen durch ein umfangreiches neues Sparpaket in den nächsten zehn Jahren ohnehin geschlossen werden - sonst drohen aus Düsseldorf der Sparkommissar und die Entmachtung der Lokalpolitik. Kämmerer Apostolos Tsalastras hat bereits angekündigt, dass er mit der Grundsteuerreform nicht mehr als 50 Millionen Euro im Jahr einnehmen will - ungefähr wie bisher auch.

Der Oberhausener Kämmerer Apostolos Tsalastras hat versprochen, die ab 2025 geltende Grundsteuerreform nicht für eine versteckte Steueranhebung zu nutzen. Er kalkuliert mit 50 Millionen Euro im Jahr - das sind ähnlich hohe Einnahmen wie bisher.
Der Oberhausener Kämmerer Apostolos Tsalastras hat versprochen, die ab 2025 geltende Grundsteuerreform nicht für eine versteckte Steueranhebung zu nutzen. Er kalkuliert mit 50 Millionen Euro im Jahr - das sind ähnlich hohe Einnahmen wie bisher. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Doch selbst bei gleichen Einnahmen verschieben sich im nächsten Jahr nach allen Prognosen die Belastungen: Inhaber von Gewerbeimmobilien werden aller Voraussicht nach weniger zahlen, Inhaber von Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich mehr. Denn es ist absehbar, dass nicht nur der Grundsteuersatz bei gleichen Einnahmen für die Stadt Oberhausen steigen muss, sondern der Wert der Ein- und Zweifamilienhäuser durch die Neuberechnung der Grundsteuer-Reform stark nach oben korrigiert wird.

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