Oberhausen. Nach vielen Debatten und Demos kommt die Stadt Oberhausen um eine alternative Planung wohl nicht mehr herum. Der Baum wird wahrscheinlich bleiben.
Die alte Buche in Oberhausen-Alstaden kann kaum noch gefällt werden. Diese Entwicklung hat sich in diesem Frühherbst deutlich abgezeichnet. Der heftige Streit um den Straßenbaum, der dem Ausbau der Kewerstraße weichen sollte, zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sehr sich politische Debatten gerade mit Umweltbezug in den letzten Jahren in ihrer Dynamik verändert haben.
Es gibt Ratsbeschlüsse zum Ausbau der Kewerstraße, inklusive Fällung der Buche. Demokratisch gewählte Repräsentanten haben also mehrheitlich für das Projekt votiert und die Stadtverwaltung mit der entsprechenden Planung beauftragt. Als dann die Verwirklichung des Vorhabens näher rückte, formierte sich vor Ort ein immer intensiver werdender Protest gegen das Projekt und die Fällung der Buche.
Oberhausener Baumstreit spiegelt die Krise der repräsentativen Demokratie
So etwas hat es auch früher gegeben, doch ein solcher Basisprotest hat inzwischen einen ungleich bedeutenderen Stellenwert in der demokratischen Auseinandersetzung gewonnen. Insofern spiegeln der Streit um die Buche und der hier bereits absehbare Rückzieher der Stadt Oberhausen auch die Krise der repräsentativen Demokratie. Was Politiker in Gremien beschlossen haben, steht jederzeit unter Rechtfertigungsdruck.
Die direkte Demokratie wird jetzt vielfach als die „wahre“ Form der Demokratie wahrgenommen, von Repräsentanten gefällte Beschlüsse stehen mehr oder weniger unter anti-demokratischem Generalverdacht. Das gilt für die Bundes- und Landesebene, aber gerade auch für die kommunale Ebene, wo die Kritik der Bürgerinnen und Bürger von ihrer tagtäglichen Lebenserfahrung besonders stark gespeist wird.
Hinzu kommt im Fall der Buche an der Kewerstraße, dass eine Ausbauplanung mit Erhalt der Buche auch von kundigen Beobachtern nicht als völlig unmöglich wahrgenommen wird. Der enge und kurvige Trassenverlauf von Bebel- und Kewerstraße stellt in dem fraglichen Bereich zwar eine echte Herausforderung für die Planer dar; doch eine Ausbaulösung mit ausreichendem Platz für Fußgänger und Radfahrer sollte bei gleichzeitigem Erhalt der Buche möglich sein.
In einem Jahr sind Kommunalwahlen: Wer den Baum fällt, wird es an der Wahlurne schwer haben
Befeuert wird die Suche nach einer neuen, nach einer besseren Planung vom Kalender, denn: Schon in einem Jahr sind Kommunalwahlen. Wer jetzt den stadtbildprägenden Baum fällt und damit den Protest von maßgeblichen Institutionen wie dem Bürgerring Alstaden, dem Bund für Umwelt und Naturschutz, dem Nabu, Fridays for Future und Parents for Future ignoriert, wird zumindest beim klimaschutz-bewegten Teil der kommunalen Wählerschaft im September 2025 eine Absage an der Wahlurne ernten.
Die alte Buche in Alstaden hat längst Symbolcharakter weit über die Stadtteilgrenzen hinaus erlangt. Dass mit Alt- Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond (92) zudem ein waschechter Alstadener von besonderem lokalen Rang öffentlich eine alternative Planung und den Erhalt des Baumes fordert, hat dieser Rettungsgeschichte Ende September die Krone aufgesetzt.
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