Oberhausen/Düsseldorf. Die Zukunft der Oberhausener Bordelle an der Flaßhofstraße ist ungewiss. Nun sprach ein Richter am Verwaltungsgericht ein Urteil.
- Zwischen Bordellbetreibern und der Stadt Oberhausen herrscht Streit
- Die Stadt hat den betroffenen Bordellen keine Betriebserlaubnis erteilt
- Die Betreiber haben dagegen geklagt, doch vor Gericht verloren
Prostituierte in Oberhausen leben gefährlich: In den Bordellen an der Flaßhofstraße gibt es bis heute keine ausreichenden Vorkehrungen, um die Frauen vor gewalttätigen Freiern zu beschützen. So gibt es zum Beispiel kein Sicherheitspersonal und keine Notfallknöpfe an den Betten. Und wenn es eine Frau in Not zur Tür schafft, um den dortigen Notknopf zu drücken, so ist der Warnton nicht überall zu hören.
Die Stadt Oberhausen hat mehreren Häusern der Roten Meile daher schon vor Jahren die nötige Betriebserlaubnis verweigert. Es folgte ein langer Rechtsstreit, in dem die Experten aus dem Rathaus nun einen Etappensieg einfahren konnten: Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat nun vier Klagen von Bordellbetreibern abgewiesen, die beantragt hatten, eine Betriebserlaubnis zu erhalten.
Rote Meile Oberhausen: Bordelle an der Flaßhofstraße stellen erneut Anträge
Doch wie geht es jetzt weiter an der Flaßhofstraße? Denn obwohl das Verwaltungsgericht gerade einmal 30 Minuten benötigte, um das Urteil zu sprechen, ist der Streit noch lange nicht beigelegt. So erklärte der Anwalt der Betreiber am Freitag, seine Mandanten würden nun tatsächlich die nötigen Mängel beheben. Und auch die Anträge auf Betriebserlaubnis, die sie 2017 erstmalig gestellt hatten, seien überarbeitet und lägen dem Oberhausener Rathaus seit März dieses Jahres erneut zur Prüfung vor. Bis auf Weiteres dürfen die Bordelle zunächst weiter öffnen.
Neben dem juristischen Hin und Her steht jedoch eine viel wichtigere Frage im Raum: Hat die Rote Meile überhaupt eine Zukunft in Oberhausen? Es ist hinlänglich bekannt, dass Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) seit seinem ersten Wahlkampf 2015 verspricht, die Bordellstraße vom Rand der Innenstadt zu vertreiben. Seitdem sollen dem Vernehmen nach Gespräche geführt worden sein, aber viel getan hat sich nicht.
Flaßhofstraße Oberhausen: Ominöse Volksbank kauft Bordelle
Im Februar dieses Jahres nahm die Geschichte dann eine überraschende Wende: Es wurde bekannt, dass die Volks- und Raiffeisenbank Bad Salzungen Schmalkalden aus Thüringen in den Jahren 2021 bis 2023 an der Flaßhofstraße auf Einkaufstour war und seitdem Eigentümerin eines Großteils der 18 Bordellhäuser ist. Doch so ganz sauber waren die Geschäfte besagter Volksbank wohl nicht, zumindest hat die Bankenaufsicht BaFin die Reißleine gezogen und Ende 2023 zwei Sonderbeauftragte in die Geschäftsleitung und den Aufsichtsrat entsandt. Und die wollen die Oberhausener Bordell-Häuser nun so schnell wie möglich wieder abstoßen.
Die Besitzverhältnisse sind kompliziert: Die meisten Häuser gehören (noch) der Bank. Das macht nun mehrere Szenarien möglich: Die Stadt könnte der Bank die Immobilien abkaufen, um an der Flaßhofstraße ein neues Stadtquartier zu entwickeln. Dafür müsste sie als Kommune mit immenser Schuldenlast aber einen Millionenbetrag auf den Tisch legen. Die Bordellhäuser sollen damals für neun Millionen Euro an die Volksbank gegangen sein.
Vielleicht können die Rathaus-Strategen aber auch einen Investor gewinnen, der seinerseits das Areal erwirbt und beispielsweise Wohnungen baut. Die Krux: Der ominösen Volksbank gehören zwar die meisten Immobilien, aber eben nicht alle Gebäude und Grundstücke. Einige wenige sind weiter in der Hand Oberhausener Eigentümer. Und wenn die ihren Besitz nicht verkaufen, kann auch kein neues Wohnquartier gebaut werden. Zudem bestehen Pachtverträge, die womöglich nicht ohne weiteres gekündigt werden können.
Flaßhofstraße: Rotlicht-Größen mit Verbindungen zu den Hells Angels
Zumindest nicht gänzlich auszuschließen ist auch, dass die beiden verbliebenen Eigentümer die übrigen Häuser von der Volksbank zurückkaufen. Geschäfte haben die Rotlicht-Größen, denen Verbindungen zu den Hells Angels nachgesagt werden, auch andernorts mit der Thüringer Bank gemacht: Im April wurde bekannt, dass einer der Bordellbetreiber die alte Villa Magis in Mülheim von der Volks- und Raiffeisenbank gekauft hat. Die Villa wurde einst für den Modeunternehmer Norbert Magis gebaut, Betreiber des gleichnamigen Kaufhauses in der Oberhausener Innenstadt.
Unklar ist, ob besagte Volksbank auch in einen weiteren recht aufsehenerregenden Kauf involviert war: Kurz nach dem Kauf der Villa Magis hat die Oberhausener Rotlicht-Größe auch den skandalträchtigen Mülheimer Auehof gekauft. Der Pferdehof war zuvor immer wieder in die Schlagzeilen geraten, unter anderem wegen schlechter Tierhaltung und kriminellen Machenschaften des Pächters.
Nach dem Etappensieg vor dem Düsseldorfer Landgericht geht die Hängepartie um das Rotlicht-Viertel für die Stadt Oberhausen also weiter. Ende offen.
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