Oberhausen. Der jüngste Themenabend zur Zukunft der Zeche Sterkrade fand rege Resonanz. Die Fronten sind verhärtet, eine Annäherung oder ein Kompromiss nicht in Sicht.

Es gibt keine Annäherung der Kontrahenten im Streit um eine künftige Bebauung der Zeche Sterkrade im Norden von Oberhausen. Das hat am Dienstag, 24. September, ein zweistündiger Diskussionsabend gezeigt, zu dem die Stadt Oberhausen eingeladen hatte. Rund 50 Menschen waren im Bistro Jahreszeiten dabei. Im Publikum waren zahlreiche Mitglieder der Bürgerinitiative Zeche Sterkrade vertreten, die eine Bebauung des grünen Areals grundsätzlich ablehnt.

Und genau diese fundamentale Ablehnung ist in Wortbeiträgen aus dem Publikum immer wieder deutlich geworden: „Es sollte hier nicht um das Wie, sondern um das Ob gehen“, sagte einer der Teilnehmer. Der Mann forderte also, bei der grundsätzlichen Frage zu bleiben, ob das Bauprojekt überhaupt sinnvoll sei und gut für Umwelt und Natur sowie die Menschen in der Umgebung. Doch die Debatte entwickelte sich in diesem Punkt zu einer Gratwanderung: Einerseits ging es immer wieder um das „Ob“, öfter aber auch um das „Wie“ einer Bebauung.

Bezirksbürgermeister Ulrich Real: Projekt ist sinnvoll für die Stadtentwicklung

Auch Planungsdezernent Thomas Palotz und Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) waren präsent. Ulrich Real machte seinen Standpunkt gleich zu Beginn deutlich: Er unterstützt die Fortentwicklung des Leitbildes für eine Bebauung der Zeche Sterkrade, weil es im Interesse der Stadtentwicklung nötig sei, attraktiven neuen Wohnraum gerade für junge Familien in Oberhausen zu schaffen. Das bringe auch mehr Kaufkraft in den Stadtteil und unterstütze die lokale Wirtschaft und den innerstädtischen Einzelhandel. Der Stadtrat hat die Verwaltung mit der Fortentwicklung des Projekt-Leitbildes beauftragt. Im März könnte dann die Entscheidung zur Aufstellung des Bebauungsplanes folgen.

Dezernent Thomas Palotz begrüßte die Teilnehmer des Debattenabends.
Dezernent Thomas Palotz begrüßte die Teilnehmer des Debattenabends. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Noch befindet man sich also in einer Frühphase des Vorhabens. Die zu diesem Zeitpunkt gesetzlich gar nicht vorgeschriebene Bürgerbeteiligung läuft gleichwohl bereits auf Hochtouren. Schon in der Vorwoche hatte es einen Debattenabend zum Thema „Das durchmischte, nachhaltige und ökologische Quartier“ gegeben. Nun folgte das Thema „Das energieeffiziente 15-Minuten-Quartier“, wobei vor allem die künftige Verkehrsanbindung einer mit Wohnhäusern bebauten Zeche Sterkrade im Blickpunkt stand. Die Von-Trotha-Straße sei schon jetzt überlastet, hieß es. Das neue Wohngebiet bringe 2000 Autos pro Tag mehr auf die Von-Trotha-Straße. Insofern sei es eventuell sinnvoll, so ein Vorschlag, das künftige Quartier, wenn es denn komme, aus Richtung Norden, also von der Weierstraße aus, anzubinden. Hierbei sind dann wiederum zwei mögliche Trassenverläufe und deren Folgen für Flora und Fauna detailreich diskutiert worden. Auch in diesem Punkt ist noch nichts endgültig entschieden.

Noch in diesem Jahr weiteres Treffen zur Zukunft der Zeche Sterkrade

Noch in diesem Jahr soll es eine weitere Info- und Debattenveranstaltung zur Zeche Sterkrade geben, deren Areal zum größten Teil der RAG Montan Immobilien GmbH gehört. Dann sollen konkretere Infos dazu vorliegen, wie das Projekt genau aussehen könnte. Auch die Gründerin der Bürgerinitiative Zeche Sterkrade, Andrea Hegermann, war am Dienstagabend ins Bistro Jahreszeiten gekommen. Sie machte immer wieder die Standpunkte der Projektgegner deutlich: die aus ihrer Sicht überragende Bedeutung des grünen Zechenareals als Freiluftschneise im Stadtnorden; die vielen Flächen im direkten Umfeld, die in den letzten Jahren bebaut und versiegelt worden sind; die zunehmende Wichtigkeit stadtteilnaher Grüngelände für die Lebensqualität der Menschen in Zeiten des Klimawandels. 

Werbeplakat zu den Themenabenden Zeche Sterkrade.
Werbeplakat zu den Themenabenden Zeche Sterkrade. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Vertreter der Fachverwaltung machten im Verlauf des von Stadtplaner Michael Isselmann moderierten Abends klar, dass auch im Falle einer Verwirklichung des Projektes wesentliche Belange des Tier- und Umweltschutzes berücksichtigt würden. Man könne die Bebauung etwa so gestalten, dass die Funktion des Areals als Frischluftschneise nicht allzu sehr eingeschränkt werde. Und von einer Bebauung bedrohten Tieren wie der Waldohreule könne man neuen Lebensraum in der Nähe der Zeche Sterkrade verschaffen.