Oberhausen. Erstmals zeigt das Frauenfilmfestival zu Ehren von Natja Brunckhorst eine Werkschau mit späteren Filmen des jugendlichen „Christiane F.“-Stars.
Fünf Tage mit sieben Filmen setzen Glanzlichter: Für Frauen, aber auch für Männer und Jugendliche, bieten die zwölften Frauenfilmtage „Visuelle“ von Mittwoch, 25., bis Sonntag, 29. September, Spielfilme, Dokumentationen und vor allem Gespräche mit weiblichen Filmschaffenden.
„Die Frauenfilmtage haben sich zu einem Festival entwickelt, das vielen Oberhausenerinnen einen neuen Blick auf Filme gibt“, so die Schirmherrin Britta Costecki. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte selbst hat während der letzten elf Jahre bei den Vorstellungen und Gesprächen mit den Filmemacherinnen die Vielfalt des weiblichen Blicks im Kino entdecken können. Ein Blick, den sie weder missen noch anderen vorenthalten möchte. Mit Petra Rockenfeller als Programmmacherin der Lichtburg traf die „Visuelle“-Crew eine Auswahl von sieben Filmen, die einige Überraschungen bereithalten.
Der dramatische Eröffnungsfilm stammt von einer sicher vielen bekannten Filmmacherin, die mit der Migrationskomödie „Willkommen in Almanya“ 2011 einen Überraschungshit in den deutschen Kinos landete: Die Dortmunderin Yasemin Şamdereli hat auch für ihr neues Werk nicht nur eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte ausgesucht, sondern porträtiert auch eine entschlossene junge Frau: „Samia“ erzählt von der somalischen Leichtathletin Samia Yusuf Omar, deren kurzes Leben im biografischen Roman „Sag nicht, dass du Angst hast“ von Giuseppe Catozzella viele Leserinnen berührte. Der Zeichner Reinhard Kleist widmete ihr mit „Der Traum von Olympia“ eine große Graphic Novel. Regisseurin Yasemin Şamdereli gibt am Eröffnungs-Mittwoch, 25. September, um 19 Uhr live und vor Ort, Einblicke in ihr Leben als Filmschaffende und leidenschaftliche Geschichtenerzählerin.
Visuelle zeigt das dramatische Schicksal der somalischen Olympionikin
Auch „Favoriten“, ein mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm über den gleichnamigen Wiener „Brennpunkt“-Bezirk, setzt am Donnerstag, 26., um 19 Uhr auf das Gespräch, denn Ilkay Idiskut, die engagierte Grundschul-Lehrerin aus Favoriten, ist in der Lichtburg für das Publikum da, um von den mehrjährigen Dreharbeiten mit Regisseurin und Autorin Ruth Beckermann zu erzählen.
Einblicke erhält das Publikum auch am Freitag, 27., um 19 Uhr bei „Jenseits der blauen Grenze“ von Regisseurin Sarah Neumann, die in ihrem Spielfilm das innere Exil und den Ausbruch zu DDR-Zeiten widerspiegelt: Hier ist es eine jugendliche Schwimmerin, Hanna, die vom Aufstieg in den Olympia-Kader träumt, während ihr systemkritischer Freund Andreas auf einem „Jugendwerkhof“ im sozialistischen Sinne umerzogen werden soll.
Visuelle bietet für Mädchen einen Workshop mit Natja Brunckhorst
Andrea Roth, Gründungsmitglied des Naturschutzvereins „Urgewald“, will im Anschluss an die Film-Doku „Auf den Spuren des Geldes“ zum Abschluss des Festivals am Sonntag, 29., um 13 Uhr die Kraft des Dokumentarfilms und das gesellschaftliche Engagement ihrer Organisation vorstellen. Denn „Urgewald“ enthüllt die Finanzströme jener Konzerne und Banken sowie selbst biederer Sparkassen, die mit ihren Millionen den Raubbau an den letzten Regenwäldern finanzieren.
Neue Filme haben das „Visuelle“-Team auch auf neue Ideen gebracht: Erstmals widmet sich das Festival pointiert einer Regisseurin und ihrem Werdegang in der Filmbranche. Natja Brunckhorst wird mit drei Filmen vorgestellt – von der Drehbuchautorin bis zur Regisseurin. Ihr berühmtes Filmdebüt als 13-Jährige in „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist allerdings nicht dabei. Stattdessen begleitet den ersten Drehbucheinsatz der heute 58-jährigen Berlinerin, „Wie Feuer und Flamme“, am Freitag, 27., ein Workshop von 16 bis 19.30 Uhr für Mädchen, die eine Ost-West-Romanze aus den 1980ern entdecken können: Doch die Stasi will die Gang des Ostberliner Punks „Captain“ als Spitzel ansetzen - und damit wird „Wie Feuer und Flamme“ auch zum Politdrama.
Brunckhorsts zweite Drehbucharbeit „Amelie rennt“, die Geschichte einer 13-jährigen Ausreißerin, inspiriert von ihrer eigenen Tochter, lässt sich am Samstag, 28., um 14 Uhr für alle Kids mit Stadtbibliotheks-Ausweis gratis im Kino erleben. Für erwachsene Fans folgt am Samstagabend um 19 Uhr die Vorstellung von „Zwei zu Eins“, der aktuellen Wende-Komödie mit Sandra Hüller um einen Schatz nur noch für kurze Zeit gültiger DDR-Banknoten.
Workshop für Mädchen will Mauern überwinden
Mit dem Film „Wie Feuer und Flamme“ tauchen die jungen Teilnehmerinnen ab 13 Jahren des Workshops am Freitag, 27. September, von 16 bis 19.30 Uhr in der Lichtburg in ein geteiltes Berlin und die Liebesgeschichte von Nele und Captain. Zu diskutieren ist das Thema „Mauern“: im eigenen Kopf, bei Freunden und Bekannten, in der Gesellschaft. Entstehen soll eine kleine Mauer-Galerie aus bemalten Gipsplatten.
Zusätzlich zum kreativen Input gibt‘s einen kleinen Einblick hinter die Kulissen des Lichtburg-Filmpalastes, und für Kino-Snacks ist auch gesorgt. Anmeldungen per Mail an Carina.neiss@oberhausen.de