Oberhausen. Die Politik hat die Weichen für die Stadterneuerung im Norden von Oberhausen gestellt. Der Stadtteil Holten soll mit Millionen-Investitionen aufgewertet werden.

Der Rat der Stadt Oberhausen hat in seiner September-Sitzung die Stadterneuerung für den Oberhausener Mittelalter-Stadtteil Holten auf den Weg gebracht. 20 Millionen Euro, davon 80 Prozent Fördermittel, sollen in den nächsten Jahren in den nordwestlichen Stadtteil fließen, um so dessen einzigartige, historische Siedlungsstruktur besser zur Geltung zu bringen, um zum Beispiel Marktplatz und Kastellpark zeitgemäß zu gestalten.

In einer Online-Bürgerbeteiligung hat Stadtplaner Christoph Hülsebusch im Vorfeld der Ratssitzung den aktuellen Projektstand im Detail erläutert. Dennis Sakowski vom Büro „plan-lokal“ (Dortmund) moderierte die digitale Konferenz mit rund 25 Teilnehmern. Der Ratsbeschluss kann als historisch für Holten gewertet werden, denn so umfassend ist hier die Stadterneuerung wohl noch nie zuvor in den Blick genommen worden. Die Verwaltung wird beauftragt, die für die Umsetzung der „Perspektive Holten“ nötigen Förderanträge für das Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren“ zu stellen und die notwendigen Etat-Mittel ab dem Haushaltsjahr 2025 bis voraussichtlich zum Jahr 2034 in den jeweiligen Haushalten zu berücksichtigen. Bei aktuell geschätzten Gesamtkosten von rund 19,7 Millionen Euro und einer 80-Prozent-Förderung verbleibt ein städtischer Eigenanteil von rund 3,9 Millionen Euro.

Stadtzukunft in Holten: Neuer Kreisverkehr und Neugestaltung des Marktplatzes

Auch Helmut Brodrick, SPD-Ratsmitglied für Holten, hat an der jüngsten Online-Präsentation der Pläne teilgenommen. Auch ihm war dabei die Erleichterung anzumerken, dass das Projekt nun endlich Fahrt aufnimmt. Längere Verzögerungen hatte es unter anderem durch die Corona-Pandemie gegeben, als die Bürgerbeteiligung in Präsenz stockte. Inzwischen haben mehrere Bürgerforen im Kastell stattgefunden. Deutlich wurde dabei, wie sehr die Zukunft ihres Stadtteils den Holtenern am Herzen liegt. Im Kastell ist immer wieder kontrovers und konstruktiv debattiert worden.

Ein Kernpunkt dabei ist die zeitgemäße Neugestaltung des Marktplatzes, teils mit mehr Bäumen und Sitzgelegenheiten, wobei aber auch Pkw-Stellplätze erhalten bleiben sollen und vor allem genügend Platz für große Veranstaltungen. Die Bushaltestellen werden dort neu geordnet. Auf der großen Kreuzung Burgstraße/Siegesstraße entsteht ein Kreisverkehr. Die Details werden wohl im Frühjahr festgezurrt.

Auch Kastell und Kastellpark inklusive des Umfeldes der Kastellschule sollen aufgefrischt werden. Die Sanierung der historischen Synagoge gehört gleichfalls zum Programm und zählt ja längst zu den Holtener Leuchtturm-Vorhaben. Ein solches könnte aber auch die mit der Emschergenossenschaft geplante neue Emscherpromenade in Höhe des Jugendzentrums Emscherdamm werden: mit Aussichtsbalkonen am renaturierten Fluss, mit einem Spazierweg am Fluss-Ufer und Spielmöglichkeiten.

Historischer Ortskern von Holten zeugt von mittelalterlicher Siedlungsentwicklung

Die Holtener können all diese Facetten der Stadterneuerung Ende Oktober oder Anfang November bei einem weiteren Bürgerforum im Kastell diskutieren. Das haben Christoph Hülsebusch und Dennis Sakowski in der jüngsten Online-Konferenz angekündigt. Ein genaues Datum wird noch bekanntgegeben.

Ein Schmuckstück in Holten: Kastell und Kastellpark.
Ein Schmuckstück in Holten: Kastell und Kastellpark. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die ausführliche Vorlage zur September-Ratssitzung hat deutlich gemacht, dass Oberhausen mit Holten einen wahren Historien-Schatz beherbergt. Dass dies so ist, wird wohl manchem Oberhausener gar nicht so bewusst sein. Wörtlich heißt es in der Vorlage: „Der historische Ortskern geht in seinem Ursprung auf eine Grenzbefestigung zwischen den Grafschaften Mark und Kleve zurück. Die seit dem 11. Jahrhundert bestehende Wasserburg Holten und die sich östlich entwickelte mittelalterliche Siedlung lässt sich noch heute in der Grundrissstruktur, im Straßenbild und in einzelnen Wohn- und Profanbauten erkennen.“

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts habe Holten das Stadtrecht erhalten, heißt es weiter. Und: „Es wurde mit einer Grabenanlage und Stadtbefestigung versehen. Der historische Ortskern Holten besitzt damit im Stadtgebiet von Oberhausen Alleinstellungsmerkmale und zeugt von einer mittelalterlichen Siedlungsentwicklung.“

Diese Schrifttafel am Kastell Holten dokumentiert die mittelalterlichen Wurzeln des Stadtteils.
Diese Schrifttafel am Kastell Holten dokumentiert die mittelalterlichen Wurzeln des Stadtteils. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Noch im September, so sahen es die Fristen vor, ist der Antrag auf Städtebauförderung offiziell von der Verwaltung gestellt worden. Insofern war der jüngste Ratsbeschluss vom 23. September unerlässlich, um im eng getakteten Zeitplan zu bleiben.

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