Oberhausen. Rollstuhlfahrer David Broll aus Oberhausen hat die Redaktion zu einem kleinen Stadt-Test eingeladen. Wie barrierefrei ist die City? So sieht das Ergebnis aus.

Der Oberhausener Rollstuhlfahrer David Broll appelliert an Stadtverwaltung und Politik, sich intensiver um das Thema Barrierefreiheit zu kümmern. Überall im Stadtgebiet von Oberhausen gebe es Stellen, die für Rollstuhlfahrer nicht oder kaum zu bewältigen seien, sagt der 28-Jährige. Ähnlich sieht es dann natürlich auch für Nutzerinnen und Nutzer von Rolllatoren aus. Bei einer kleiner Stadtexkursion mit der Redaktion zeigte er solche konkreten Punkte.

Die Freie Universität Oberhausen hatte, unterstützt vom Verein „Hand drauf“ e.V., diese Erkundung organisiert und dazu eingeladen. David Broll nutzte die Gelegenheit und präsentierte zum Beispiel die Bushaltestelle Herman-Albertz-Straße direkt am Südmarkt. Nach dem Aussteigen aus dem Bus sind umliegende Teile des Bürgersteiges für David Broll mit seinem handgetriebenen Rollstuhl kaum zu passieren. Hier liegt an vielen Stellen ein altes Kopfsteinpflaster mit teils beträchtlichen Fugen-Abständen. Für den Rollstuhl ist das eine echte Marterstrecke. David Broll schüttelt den Kopf: Hier kommt er ohne fremde Hilfe nicht weiter.

Das gilt auch für alle jene Kreuzungspunkte, an denen hohe Bordsteine nicht abgesenkt sind; eine solche Stelle finden wir gleich nebenan an der Ecke Friedrich-Karl-Straße/Strohgasse. Wäre David Broll jetzt allein unterwegs, würde er in der Bürgersteig-Sackgasse landen und nicht weiter kommen.

Ein Oberhausener Problem: Wurzelbedingte Schäden an den Gehwegen

Immer wieder machen dem Rollstuhlfahrer in der täglichen Praxis auch wurzelbedingte Schäden an den Oberhausener Gehwegen zu schaffen. Das gilt etwa auch für die Haltestelle Nr. 6 des Busbahnhofs; sie liegt nicht weit vom Amtsgericht seitlich des Ruhrlandhauses: Die alten Straßenbäume haben hier mit ihren Wurzeln den Bürgersteig stellenweise hoch aufgeworfen: für Rollstuhlfahrer ist das ein echtes Hndernis, das ein Weiterkommen teils unmöglich macht.

David Broll ist seit vielen Jahren mit dem Rollstuhl in Oberhausen unterwegs. Er nutzt intensiv Bus und Bahn und lobt die Stoag-Busfahrer, die in der Regel schnell und problemlos den Ein- und Ausstieg mit der herausklappbaren Rampe ermöglichen. Bei den Straßenbahnen der Linie 112, die auf der ÖPNV-Trasse unterwegs sind, gibt es teils Probleme, weil nach Angaben von David Broll nicht alle Tram-Wagen mit einer Rampe ausgestattet seien.

David Broll berichtet regelmäßig auf Facebook in der Gruppe „Oberhausen aktuell“ über seine Erfahrungen als Rollstuhlfahrer. Die kleine Stadtexkursion mit ihm macht in jeder Sekunde deutlich, wie leicht Menschen ohne eingeschränkte Mobilität die beinahe überall im Stadtgebiet vorhandenen Barrieren auf Gehwegen, an Kreuzungen und Haltestellen übersehen. „Ich könnte Ihnen 1000 Stellen in Oberhausen zeigen“, sagt der junge Mann. Und bahnt sich dann weiter seinen Weg durch die selten völlig ebene Stadtlandschaft von Oberhausen.