Oberhausen. Gourmet-Küche: Das Hackbarth‘s in Oberhausen galt lange Jahre als bestes Restaurant von Oberhausen. Wie schmeckt‘s unter neuer Leitung?
- Das Hackbarth‘s gilt als bestes Restaurant in Oberhausen
- Seit rund anderthalb Jahren steht es unter neuer Leitung
- Wir haben den Geschmackstest vor Ort gemacht
Sie sind kein leichtes Erbe angetreten, die drei Jungs, die seit rund anderthalb Jahren das Oberhausener Restaurant Hackbarth‘s führen. Mehr als 30 Jahre lang hatten Jörg und Uschi Hackbarth zuvor eine gastronomische Ära in Oberhausen geprägt. Ihr Haus galt über lange Jahre als bestes Restaurant in Oberhausen und war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Im April hat ein Chef-Trio übernommen: Geschäftsführer Stefan Kutzner, Restaurantleiter Konstantinos Georgiadis und Küchenchef Stephan Conze – als ehemalige Auszubildende drei echte Hackbarth‘s-Gewächse. Doch können sie das hohe Niveau der Gourmet-Küche halten? Ein Test.
Wir nehmen eine freundliche Einladung der drei Gastronomen gerne an. Anders als bei den üblichen Gastro-Kritiken unserer Redaktion testen wir also nicht anonym, unangekündigt und auf eigene Kosten, sondern auf Einladung und in Begleitung weiterer Journalisten und Testesser.
Küchenchef Stephan Conze weiß also, wem er den Gruß aus der Küche servieren lässt. Auf Eis in einem Algenkörbchen macht die Fin de Claire Auster mit Himbeer-Schalotten-Vinaigrette und Limette mächtig Eindruck. „Fin de Claire“ muss die Testesserin, die Gourmet-Restaurants üblicherweise nur zu besonderen Anlässen besucht, tatsächlich googeln. Vor ihr liegt also eine jener französischen Austern, „die mehrere Wochen lang in großen Becken mit frischem Meerwasser veredelt worden sind, und einen besonders reinen und leichten Geschmack haben.“
Eine Auster zu essen, ist etwas Besonderes. Das Muschel-Fleisch gleitet sanft in den Mund und weckt Geschmacks- und Geruchssinn. Es schmeckt, wie ein sommerlicher Tag am Meer riecht. Eine leichte Säure durch Vinaigrette und Limette geben der Auster eine unterschwellige Zitrus-Note mit. Ein beeindruckender Start ins Sieben-Gänge-Menü.
Sieben Gänge, kann man so viel überhaupt essen? Aber ja, denn die Portionsgröße ist genau abgestimmt. Ein Sättigungsgefühl trete bei den meisten Menschen bei etwa 700 Gramm Nahrung ein, erklärt Stefan Kutzner nach dem Essen. „Wenn wir mehr essen, dann, weil es lecker ist“, sagt er und lacht. Dementsprechend werden die Portionsgrößen der Anzahl der Gänge angepasst.
Hackbarth‘s Oberhausen: Tomaten-Eis und Thunfisch im Tempura-Mantel
So erklärt es sich auch, dass „Alles von der Tomate“ auf einen schmalen Streifen des Tellers passt. Das rote Früchtchen präsentiert sich als Salat, Gel und Eis, begleitet von cremigem Ziegenfrischkäse. Gel und ganz besonders das Eis kommen am besten an. Das liegt an den heißen Außentemperaturen an diesem Tag, aber auch am ehrlichen Geschmack: frisch und intensiv tomatig, aber nicht aufdringlich. Wie raffiniert man doch ein vermeintlich simples Produkt zubereiten kann, das vermutlich in den meisten heimischen Kühlschränken im Gemüsefach liegt.
Die Zubereitung der Speise ist eine Sache, ebenso wichtig ist aber auch die Kombination der einzelnen Komponenten auf dem Teller. So wie beim Gelbflossen-Thunfisch zum Beispiel. Der schmeckt ohnehin ganz fantastisch, ob als Tartar oder im krosch-leichten Tempura-Mantel. Doch mit der Portion Beluga-Linsen wird‘s zudem auch noch spannend.
Auch den nächsten Gang hat man nicht alle Tage auf dem Teller: Hauchfein geschnittene Jakobsmuschel, kalt gegart mit Zitronensaft, dessen Säure das Eiweiß-Gerüst der Muschel verändert und das Fleisch zart werden lässt. „Ceviche“ steht bei einer solchen Zubereitung dann meist in der Menükarte. Der Tintenfisch auf seinem Jakobsmuschel-Bett ist blanchiert und mariniert. Getragen werden Muschel und Pulpo durch ein Geschmacks-Gerüst aus Pinienkernen und Kräutern. Der Gaumen verlangt nach mehr, das Gehirn erinnert sich an die 700-Gramm-Regel.
Denn da kommt ja noch was: Nach einer Erfrischung mit Zitronen-Sorbet und Rosa Beeren auf Sekt (Letzteres war etwas zu viel des Guten) hat der Hauptgang seinen großen Auftritt: Variation vom Eifeler Full Blood Wagyu Rind. Welches Urteil Profi-Testesser fällen würden, vermag die Schreiberin nicht zu sagen. Denn als Premieren-Wagyu-Genießerin fehlt ihr schlicht die Vergleichsmöglichkeit. Das Fleisch ist zart wie aufgeschlagene Sahne, der Geschmack ist intensiv, aber nicht schwer. Außerordentlich lecker. Das Fleisch hat die Pfanne nur kurz gesehen. Wer also Probleme mit sehr rotem Fleisch hat, sollte das Gericht lieber nicht bestellen.
Beseelt und durchaus satt von den ersten sechs Gängen hätte die Testesserin hier gut und gerne aufhören können. Doch die Höflichkeit gebietet es, auch das Dessert zu probieren – auch wenn man süßen Nachspeisen eher abgeneigt ist. Aber wenn schon Nachspeise, dann das: Trilogie vom Nobel-Kaffee. In Form von Panna Cotta, Gel und Creme-Eis kommt der herbe Charakter des Kaffees gut zur Geltung. Die Süße überschwemmt nicht gleich den ganzen Mund, wie so oft bei Desserts. Das Kaffee-Trio lässt auch den Vorgänger-Aromen des Abends noch genügend Raum zum Nachwirken. Stimmig und lecker.
Die Antwort auf die Ausgangsfrage „Kann das Hackbarth‘s das hohe Niveau unter der neuen Leitung halten?“ ist eindeutig: Jawoll!
Das Hackbarth‘s Oberhausen
Wie beliebt das Hackbarth‘s in Oberhausen ist, zeigt die Resonanz auf einen besonderen Abend: Am 8. September kocht das Hackbarth‘s-Team gemeinsam mit dem Team des mit einem Stern ausgezeichneten Essener Restaurant Hannappel. Für das Sechs-Gänge Menü (drei von Hackbarth‘s, drei von Hannappel) inklusive Weinverkostung (149 Euro pro Person) ist seit zwei Monaten jeder Platz reserviert. Geschäftsführer Stefan Kutzner verspricht aber eine Fortsetzung.
Das Hackbarth‘s Oberhausen: Im Lipperfeld 44, 46047 Oberhausen, Tel.: 0208-22188, E-Mail: info@hackbarths.de. Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags, 12 bis 14 und 18 bis 23 Uhr, samstags 18 bis 23.30 Uhr, Küche jeweils bis 21 Uhr. Weitere Informationen und Speisekarten: www.hackbarths.de
Die Menükarte ändert sich regelmäßig. Auf der Mittagskarte des Hackbarth‘s übersteigt kein Gericht die 25-Euro-Marke. Vorspeisen gibt‘s ab 14 Euro für einen Gartensalat, zum Hauptgang stehen Gerichte wie Zanderfilet oder Gartensalat mit Maishuhnbrust (beides 24,50 Euro) zur Auswahl, vegetarische Linguine kosten 17,50 Euro. Die Abendkarte ist umfangreicher, es stehen Hauptgerichte wie gebackenes Saltimbocca vom Duroc (34,50 Euro) und Wolfsbarsch mit Beluga-Linsen und knusprigem Spargel (33,50 Euro) zur Wahl. (Stand: August 2024)