Oberhausen. Die Christof-Schlingensief-Schule im Oberhausener Stadtteil Sterkrade wächst rasant. Der LVR investiert 17 Millionen Euro in einen Neubau.

  • Förderschulen im Land erfahren eine große Nachfrage
  • In Oberhausen wächst die Christoph-Schlingensief-Schule rasant
  • Neubau soll bis April 2025 fertig sein und platz für 60 Kinder bieten.

Auf den Fluren und dem Schulhof herrscht wuseliges Treiben. Jugendliche fahren in ihren Rollstühlen umher, andere genießen die Sonne oder spielen mit einem Ball. Ein gewohntes Bild an der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule in Oberhausen-Sterkrade. Doch der Platz reicht seit langem nicht mehr aus. „Wir platzen aus allen Nähten, im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Schulleiterin Ina Lorbach. Ein Glück, dass der Landschaftsverband Rheinland die Not erkannt hat und 17 Millionen Euro investiert. Am Freitag, 23. August 2024, feierten LVR- und Schulvertreter gemeinsam Richtfest an der Von-Trotha-Straße.

Förderschulen erfahren im Moment eine hohe Nachfrage. Die beiden städtischen Förderschulen wurden vergrößert. Die Glück-auf-Schule bezog Ende 2023 einen großen Anbau, die Schillerschule wird an beiden Standorten durch Schulcontainer erweitert. Sie soll noch einen Standort bekommen. Jetzt wird auch die Christoph-Schlingensief-Schule mit dem Förderschwerpunkt „körperliche und geistige Entwicklung“ erweitert. Bis April 2025 soll der energetische Neubau fertig sein. Er bietet Platz für zehn Klassenräume, die Förderschule wird damit erstmals in ihrer noch jungen Geschichte zweizügig. Der Neubau ist in zwei Trakten unterteilt. Jeder hat eigene Sanitär- und Pflegebereiche. Außerdem wird es Lehrmittel und Therapieräume geben. Mit Dachbegrünung, Photovoltaikanlage und einer Grauwasseranlage sieht der LVR auch Maßnahmen des Klimaschutzes verwirklicht.

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Richtfest an der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule: Der Neubau soll später zehn Klassenzimmer fassen.
Richtfest an der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule: Der Neubau soll später zehn Klassenzimmer fassen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Als die Schule 2007 gegründet wurde, hatte der LVR die Erweiterung mitgedacht und ein größeres Gelände von der Thyssen-Krupp AG erworben, 2020 wurde dieser Joker schließlich gezogen. Zwei Jahre später lagen die endgültigen Pläne vor. „Die Anmeldezahlen der Schülerinnen und Schüler mit einem Förderbedarf erreichen nicht nur an der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule, sondern insgesamt historische Höchststände“, sagte Willi Bündgens, Vorsitzender des LVR-Bauausschusses. Die Schule startete mit rund 150 Kindern und hatte nach wenigen Jahren ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. In Zukunft sollen 220 Kinder und Jugendliche mit attestiertem Förderbedarf hier unterrichtet werden.

Ein Grund für den Anstieg überrascht. Zum einen sieht LVR-Schulderzentin Alexandra Schwarz die hohe Geburtenrate als Ursache. Mit dieser haben auch alle anderen Schulen in Oberhausen zu kämpfen, auch sie benötigen dringend mehr Platz. Aber das ist nicht alles: „Wir beobachten einen Anstieg von Kindern mit körperlichen und motorischem Förderbedarf. Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass deutlich mehr Frühchen überleben.“ Durch moderne Technik gelten Neugeborene in der 23. Woche als überlebensfähig. Sie wiegen nur wenige Hundert Gramm. Die Folge der frühen Geburt können allerdings Behinderungen sein.

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Ina Lorbach leitet die Oberhausener LVR-Christoph-Schlingensief-Schule. Sie ist erleichtert, dass es bald mehr Platz gibt.
Ina Lorbach leitet die Oberhausener LVR-Christoph-Schlingensief-Schule. Sie ist erleichtert, dass es bald mehr Platz gibt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Auch Schulleiterin Ina Lorbach führt die hohe Nachfrage auf den Fortschritt der Technik zurück. Sie ist froh, dass am Standort in Oberhausen dem Bedarf nun Rechnung getragen wird. Momentan würden zwei Klassen in Duisburg unterrichtet, weil an der Von-Trotha-Straße die Räume fehlen. Die durchschnittliche Klassenstärke soll 12 betragen, ist in Oberhausen aber teilweise bei 14. „Die Klassen warten nur darauf, dass der Neubau fertig wird“, sagt Lorbach.

Im Vergleich zum Platz sieht der LVR die Förderschulen personell gut aufgestellt. Allerdings spürt der Verband im Ruhrgebiet einen Engpass. „Wir merken, dass in der Ruhrgebietsschiene Stellen unbesetzt bleiben“, sagt LVR-Dezernentin Schwarz. Im Rheinland gebe es starke regionale Schwankungen. In den Ruhrgebietsstädten fehlt die eine oder andere Lehrkraft. Immerhin: Die Christoph-Schlingensief-Schule hat so viel Personal, dass sie sogar welches an andere Schulen abgeben konnte.

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