Oberhausen. Die Anfänge der Arbeitersiedlung Gustavstraße reichen bis in die 1890er Jahre zurück. Jetzt braucht das Ensemble dringend eine Auffrischung.

Die Arbeitersiedlung an der Gustavstraße im Stadtteil Lirich ist ein viel beachtetes Oberhausener Postkartenmotiv. Die idyllischen Motive haben eine immense Ausstrahlungskraft. Doch der Schein trügt: Hier gibt es einen riesengroßen Sanierungsbedarf. Die SPD macht jetzt Druck, um diese seit vielen Jahren angestrebte Instandsetzung und Aufwertung des denkmalgeschützten Häuser-Ensembles endlich zu erreichen.

Die Gustavstraße liegt in der Nähe des Zentrums Altenberg, denn in der ehemaligen Zinkfabrik gingen die Menschen, die hier um 1900 lebten, zur Arbeit. In den 1890er Jahren entstanden die eineinhalbgeschossigen Häuser, die sich schnurgerade aufreihen; neun stehen auf der südlichen Seite der Straße, drei auf der nördlichen; macht zusammen zwölf Häuser. Einst waren es sogar 13 Gebäude, doch eines der Häuser an der Ecke Gustavstraße/Wernerstraße wurde in den frühen 1980er Jahren abgerissen. Seit 1978 gehört die Siedlung der Stadt. 1985 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt.

Siedlung in Oberhausen: Teil des Erneuerungsprojektes „Brückenschlag“ mit hoher Priorität

Die Sozialdemokraten weisen jetzt nachdrücklich darauf hin, dass die Aufwertung der historischen Wohnhäuser an der Gustavstraße in Lirich ein Bestandteil des Integrierten Handlungskonzepts „Soziale Stadt Oberhausen – Brückenschlag“ sei. Vor nunmehr acht Jahren habe das Planungsbüro „Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft NRW“ (steg NRW) in seinem Abschlussbericht dem Projekt sogar eine hohe Priorität zugewiesen. Ende 2018 ist die Sanierung von der Stadt offiziell für das Jahr 2019 angekündigt worden, kombiniert mit einer Förderzusage über 4,7 Millionen Euro der NRW-Landesregierung. Doch passiert ist seitdem wenig, so auch die SPD in ihrer aktuellen Mitteilung. Deshalb hat Fraktionschefin Sonja Bongers nun nach dem aktuellen Stand gefragt und eine Kleine Anfrage an die Stadtverwaltung gerichtet.

Arbeitersiedlung-Idylle an der Gustavstraße: Seit dem Jahr 1978 gehört die Siedlung der Stadt. 1985 ist sie unter Denkmalschutz gestellt worden.
Arbeitersiedlung-Idylle an der Gustavstraße: Seit dem Jahr 1978 gehört die Siedlung der Stadt. 1985 ist sie unter Denkmalschutz gestellt worden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Zunächst wollte die Fraktionsvorsitzende wissen, ob die Finanzierung des Projekts trotz der Verzögerung des Baubeginns gesichert bleibe. Die Antwort der Verwaltung werfe zumindest Fragen auf, erklärt die Sozialdemokratin. Grundsätzlich würde eine Verzögerung die Finanzierung nicht beeinflusst, heißt es aus dem Rathaus, doch Entkernungsarbeiten sowie „weitergehende Prüfungen“ hätten zu neuen Erkenntnissen geführt, welche „derzeit noch eingeordnet werden“ müssten. Entsprechend würden aktuell „Handlungsalternativen“ entwickelt. Welche das sind – und ob eventuell sogar das gesamte Projekt gefährdet ist – wird von der Stadtverwaltung nicht weiter ausgeführt.

Eine öffentliche Ausschreibung der Gewerke habe ebenfalls noch nicht stattgefunden – da die „gewonnenen Erkenntnisse“ derzeit bewertet würden. Und auch auf die Frage von Sonja Bongers nach dem Zeitpunkt des Sanierungsbeginns gibt es keine konkrete Antwort, sondern lediglich den Hinweis darauf, dass ein Bauzeitenplan von den noch zu entwickelnden „Handlungsalternativen“ abhängig sei.

„Wir wissen nicht, ob es an der Gustavstraße überhaupt weitergeht“

„Wenn man sich die Antworten anschaut, muss man nach acht Jahren zu dem Schluss kommen, dass wir einfach nicht wissen, wie und ob es an der Gustavstraße überhaupt weitergeht“, erklärt Sonja Bongers. „Das ist für die Politik, aber vor allem natürlich für die Anwohnerinnen und Anwohner keine tragbare Situation“, so die Fraktionschefin. „Die Kleine Anfrage hat noch mehr Fragen aufgeworfen. Es wird nun Zeit für verbindliche Antworten.“

Am Donnerstag, 22. August, hat sich auch die Ratsfraktion Die Linke in die Debatte eingeschaltet und fordert einen Sachstandsbericht der Verwaltung zur Instandsetzung der denkmalgeschützten Arbeitersiedlung an der Gustavstraße.