Oberhausen. Im Sommer 2022 erschütterte eine heftige Explosion die Oberhausener Innenstadt. Der Anschlag auf das Linke Zentrum beschäftigt nun die Justiz.
Gegen 3 Uhr zerriss am 5. Juli 2022 eine Explosion an der Elsässer Straße die nächtliche Stille in der Oberhausener Innenstadt. Ein Sprengsatz zerstörte Tür und Fenster des Büros der Partei Die Linke, ruinierte einen Teil der Einrichtung und zog auch die Fenster umliegender Häuser in Mitleidenschaft. Verletzt wurde niemand. Den Sachschaden beziffert die Anklage auf 6000 Euro. Als Angeklagte steht nun ein Paar aus Oberhausen vor dem Landgericht.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49-Jährigen und seiner 32-jährigen Freundin das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Sachbeschädigung und einen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz vor. Gemeinsam mit einem 33-jährigen Mann, der bereits kürzlich wegen anderer Sprengstoffdelikte verurteilt wurde, sollen sie den verwendeten Sprengsatz kurz vor der Tat gebaut haben. Dann schlugen sie den Weg in die Innenstadt ein.
49-Jähriger spricht von einer spontanen Tat
Von einer politisch motivierten Tat will der 49-Jährige nichts wissen. Er bezeichnet die Tatwaffe auch nicht als Bombe, sondern nur als „Böller“. „Eigentlich hatten wir vor, den auf einer freien Fläche oder an den Ruhrwiesen zu zünden“, beteuert der Angeklagte. Er habe sich spontan entschlossen, den Sprengsatz auf die Türklinke des Büros der Partei und der Ratsfraktion der Linken zu stellen. „Es war eine dumme Schnapsidee.“ Man habe nicht mit einer so heftigen Explosion gerechnet. „Als es krachte, haben wir uns total erschreckt“ , sagt der 49-Jährige. „Wir sind ganz schnell nach Hause.“
Die 34-Jährige bestätigt die Angaben weitgehend. Sie habe allerdings nicht selbst mit gebastelt. „Ich kenne mich mit so etwas nicht aus.“ Die Bombe sei gemeinsam mit dem Sprengstofflieferanten in dessen Wohnung gebaut worden. Der hat allerdings für die entsprechende Zeit ein Alibi, weshalb das Verfahren gegen den 33-Jährigen in diesem Zusammenhang nicht eröffnet wurde.
In der Wohnung des Angeklagten hing ein Hitler-Bild
Rechtes Gedankengut? Das sei lange her, behauptet der 49-Jährige. Warum ein Bild von Adolf Hitler in seiner Wohnung hing, kann er nicht erklären. Dass die Angeklagte in der rechten Szene beheimatet war, bestreitet ihr Verteidiger nicht. Er deutet allerdings einen Sinneswandel in der Untersuchungshaft an. Die Polizei tappte bei der Suche nach den Bombenlegern lange im Dunkel. Erst Äußerungen in Chats führten auf die Spur des Paares.
Begleitet wurde der Prozess von einer kurzen Demonstration der Linken vor dem Landgericht. Die rund 20 Teilnehmer, darunter Mitglieder der Oberhausener Ratsfraktion, saßen ab 9 Uhr alle als Zuhörer im Verhandlungssaal. Einen späten Antrag der Ratsfraktion, als Nebenkläger zugelassen zu werden, wies die Strafkammer zurück. Es fehlte schlicht an den durch die Strafprozessordnung festgelegten Voraussetzungen. Das Verfahren soll kommende Woche beendet werden.