Oberhausen. Jahrelang hat man gespart und gespart, das ist nicht mehr möglich: Die Feuerwehr-Hauptwache ist in die Jahre gekommen, es fehlen nicht nur Räume.

Die Stadt Oberhausen sieht sich gezwungen, satte 1,8 Millionen Euro in neue Räume für die Feuerwehren im Stadtgebiet zu investieren - und das sogar nur für ein Provisorium, für eine Notlösung, weil die Probleme schnell gelöst werden müssen.

Denn die Mängelliste der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren Süd und Mitte ist lang, wenn sie die räumlichen Zustände ihrer Rettungswache I, der Hauptwache an der Brücktorstraße nahe dem Hochhaus der Arbeitsagentur, beschreiben: Toiletten und Duschen nur für Männer, keine separaten Umkleiden für Frauen, keine Räume für die Jugendfeuerwehr, kein Büro für den Löschzug-Chef. Will man kurz vor dem Einsatz die angeforderten Feuerwehrleute unterrichten, ist der 30 Quadratmeter große Schulungsraum viel zu klein.

In der Hauptwache der Oberhausener Feuerwehr fehlt es sogar an der Schwarz-Weiß-Trennung

Besonders schlimm: Möglicherweise mit Asbest, Ruß und anderen Schadstoffen verunreinigte Einsatzkleidung muss mangels Platz verteilt in der Wache selbst und in der Fahrzeughalle untergebracht werden. Es fehlt also eine klare „Schwarz-Weiß“-Trennung zwischen kontaminierten und unbelasteten Uniformen - eine Verschleppung der Schadstoffe lässt sich so in der Praxis praktisch nicht verhindern. Diese Versäumnisse führen die Feuerwehr selbst und die Stadtspitze in einem Papier für den Oberhausener Stadtrat offen an, um den Lokalpolitikern klarzumachen, wie dringlich die Freigabe dieser Investition ist.

Die Oberhausener Feuerwehr ist ein wichtiger Baustein beim Katastrophenschutz - die hauptberuflich und ehrenamtlich arbeitenden Feuerwehrleute waren auch während der Corona-Pandemie intensiv eingesetzt. Das Foto zeigt die Hauptwache an der Brücktorstraße nahe der Mülheimer Straße während der Corona-Pandemie im Herbst 2020.
Die Oberhausener Feuerwehr ist ein wichtiger Baustein beim Katastrophenschutz - die hauptberuflich und ehrenamtlich arbeitenden Feuerwehrleute waren auch während der Corona-Pandemie intensiv eingesetzt. Das Foto zeigt die Hauptwache an der Brücktorstraße nahe der Mülheimer Straße während der Corona-Pandemie im Herbst 2020. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Der Webfehler für die heutigen, bereits lang anhaltenden Probleme der Feuerwehrkräfte: Als die Hauptwache an der Brücktorstraße nahe der Mülheimer Straße konzipiert wurde, hatte man neben der Berufsfeuerwehr mit derzeit gut 240 Kräften nur mit einer Freiwilligen Feuerwehr von 20 Einsatzkräften kalkuliert. Dabei nutzen heute die Einrichtung an der Brücktorstraße zwei Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Süd und Mitte mit jeweils 38 ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürgern. Und schon gar nicht hat damals irgendein städtischer Verantwortlicher oder Architekt daran gedacht, dass auch Frauen Brände löschen und Katastrophen eindämmen können und sollen. Folge: Die Einrichtungen sind nur für Männer ausgelegt.

Trauriges Fazit der Feuerwehr-Fachleute zum Zustand der Oberhausener Hauptfeuerwache

So lautet das traurige Fazit der Fachleute im Rathaus: „Alle baulichen, technischen und organisatorischen Gegebenheiten werden den heutigen Grundanforderungen an die Personalstärke von 45 weiblichen und männlichen Angehörigen des Löschzuges sowie den Aufgabenschwerpunkten in den Bereichen Brandschutz, technische Hilfeleistung und Katastrophenschutz nicht gerecht.“

In den Gebäuden der Hauptwache ist auch die Einsatzzentrale untergebracht, die die Kräfte bei Bombenentschärfungen oder Hochwasser-Fluten koordiniert.
In den Gebäuden der Hauptwache ist auch die Einsatzzentrale untergebracht, die die Kräfte bei Bombenentschärfungen oder Hochwasser-Fluten koordiniert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zu schaffen macht dem Feuerwehr-Dezernenten Michael Jehn dabei auch ein eigentlich äußerst erfreulicher Trend: Viele Bürgerinnen und Bürger möchten gerne bei der Freiwilligen Feuerwehr mithelfen - umso enger ist es aber in der Hauptwache geworden. Da die grundsätzliche Sanierung oder gar ein Neubau der Hauptwache noch lange auf sich warten lässt, hat sich die Stadtspitze eine schon bei den Schulen bewährte Übergangslösung ausgedacht: Man stellt Container auf, hier ein zweigeschossiges Raumzellengebäude, platziert westlich von der Fahrzeughalle 4. Den Löschzügen Süd und Mitte wird dann jeweils ein Geschoss zugeteilt, sodass jeder Zug separate Umkleide- und Sanitärräume, einen Schulungsraum, ein Büro und eine Küche nutzen kann.

Die Räume in der Oberhausener Hauptwache der Feuerwehr an der Brücktorstraße sind zu klein, um bei größeren Einsätzen die Freiwilligen und hauptamtlichen Feuerwehrkräfte gleichzeitig und schnell zu informieren. Das Bild stammt aus Februar 2024, als eine Weltkriegsbombe in der Nähe der Sterkrader Innenstadt entschärft werden musste.
Die Räume in der Oberhausener Hauptwache der Feuerwehr an der Brücktorstraße sind zu klein, um bei größeren Einsätzen die Freiwilligen und hauptamtlichen Feuerwehrkräfte gleichzeitig und schnell zu informieren. Das Bild stammt aus Februar 2024, als eine Weltkriegsbombe in der Nähe der Sterkrader Innenstadt entschärft werden musste. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

In der Ratssitzung vor der Sommerpause stimmten die anwesenden Ratspolitiker einstimmig für den Plan der Stadtspitze - auch wenn hier nur eine (teure) Notlösung vorliegt. „Bis zur endgültigen Sanierung der Hauptwache können noch einige Jahre vergehen, deshalb unterstützen wir diese sehr wichtige Maßnahme uneingeschränkt“, argumentierte SPD-Ratsherr Manfred Flore trotz der Kosten in Höhe von fast zwei Millionen Euro für ein Provisorium. „Angesichts der geopolitischen Lage müssen wir ohnehin dringend den Katastrophenschutz verbessern - hier sind die Freiwilligen Feuerwehren ein wichtiger Baustein.“

Sogar Wartelisten für Bürger, die bei der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen wollen

Ordnungsdezernent Jehn begründete die Übergangslösung im Rat so: „Sie ist absolut notwendig, denn wir binden in der letzten Zeit verstärkt alle vier Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehren intensiv in die Arbeit ein. An einigen Tagen, wie etwa Silvester, geht es ohne die Freiwilligen Feuerwehren nicht mehr.“ Oberhausen habe für alle vier Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr eine sehr große Nachfrage der Bürger, hier mitzumachen, es gebe deshalb sogar Wartelisten. „Wir stoßen deshalb wie bei der Berufsfeuerwehr an die Grenzen der vorhandenen Räume. Das betrifft die Rettungswache I an der Brücktorstraße genauso wie die Rettungswache II an der Dorstener Straße. Hier haben wir überall Engpässe.“

Der Oberhausener Feuerwehr-Dezernent Michael Jehn: „Wir binden in der letzten Zeit verstärkt alle vier Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehren intensiv in die Arbeit ein.“
Der Oberhausener Feuerwehr-Dezernent Michael Jehn: „Wir binden in der letzten Zeit verstärkt alle vier Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehren intensiv in die Arbeit ein.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die Sorge der Feuerwehr-Chefs: Werden die engagierten Bürger von der Freiwilligen Feuerwehr bei Ausstattung und Vorsorge so mies behandelt, löst sich deren heute noch so hohe Motivation in Luft auf. Und dann klagen alle wieder über Nachwuchsmangel.