Oberhausen. Der unermüdliche und hochproduktive Sänger und Gitarrist tritt in der Oberhausener Arena auf - und will ein neues Album mitbringen.
Der Yankee aus New York musste zwar nie in Sträflingskluft auf einer Zuchthaus-Farm der Südstaaten schuften, wie einst der Blues-Ahnherr Huddie William Ledbetter. Dennoch haben Joe Bonamassa und der rund 90 Jahre ältere „Lead Belly“ mehr gemeinsam als nur die innige Liebe zum zwölftaktigen Klagelied: Schon der 1949 verstorbene Folkblues-Pionier aus Louisiana war ein Profi durch und durch, legte Wert auf feinen Nadelstreifen-Zwirn und bläute seinen schluffigeren Kollegen die Losung ein: „Man betritt die Bühne niemals im Mantel.“
Das könnte Joseph Leonard Bonamassa aus Hartford, New York, niemals passieren. Allenfalls muss er noch die Sonnenbrille zurechtrücken, wenn es gilt, am Dienstag, 29. April 2025 die Bühne der Rudolf-Weber-Arena zu entern, die bei seinem letzten gefeierten Gastspiel 2018 noch als König-Pilsener-Arena firmierte. Seitdem zeigte sich einer der Fleißigsten im Rockbusiness in bewährter Weise hochproduktiv. Gefühlt alle acht bis zehn Wochen wirft der Gitarren-Virtuose ein neues Live-Doppelalbum auf den Markt: ein Nimmermüder, der seine bevorzugte Gibson Les Paul weißglühen lässt. Quasi nebenbei hievte er auch noch die Karriere von Rockröhre Beth Hart auf Stadion-Niveau – und pflegt gelegentlich den schwereren Rock mit den britischen Kollegen von „Black Country Communion“.
Die letzte Runde vor ausverkauften Häusern in Köln, Münster, Berlin und Leipzig hatte Bonamassa erst jüngst im April hinter sich gebracht. Auf den Plattentellern der Fans dreht sich noch das opulente Tondokument seines Auftritts in der grandiosen Konzertmuschel der „Hollywood Bowl“ - und zur Tour im kommenden April ist natürlich bereits ein weiteres Album angekündigt. Das vielleicht erstaunlichste daran: Der zündende Blues dieses Anzug- und Pomadeträgers klingt nach wie vor alles andere als pomadig – sondern immer noch frisch und verwegen wie die ersten Auftritte des damals zwölfjährigen Joe im Vorprogramm von Altmeister und „Lucille“-Liebhaber B. B. King.
Stilprägend für den Schüler mit dem heißen Wochenend-Job war – dank des guten Musikgeschmacks seines Dads – die „British Blues Explosion“, deren Meisterwerken er immer wieder, live und im Studio, vollendet seine Reverenz erweist. Und nicht nur im Booklet zum (passend in einem geprägten Blechdöschen dargereichten) Album „Royal Tea“ entschuldigt sich Bonamassa quasi für die Ignoranz seiner US-Landsleute, die den Blues erst zur Kenntnis nahmen, als er wie ein Bumerang mit der „British Invasion“ der Beatles und Stones in den Vereinigten Staaten aufschlug.
Joe Bonamassa: Seine Stiftung sorgt für Musik an armen US-Schulen
Mit dem rootsigen Tonträger „Dust Bowl“ (dessen Cover wie eine nostalgische Antwort auf den aktuellen „Twister“-Film daherkommt) und mit einer Gold-Auszeichnung für den etwas älteren Konzertmitschnitt „From the Royal Albert Hall“ hob vor 13 Jahren Bonamassas Karriere in Deutschland erst richtig ab - tornadomäßig, wenn man so will. Seine jährlichen Visiten bescherten ihm immer größere Hallen, die er mühelos ausverkaufte.
Wer vor ein paar Jahren noch glaubte, dass sich mit Bluesrock nur als musikalischem Nischenprodukt ein Auskommen fristen ließe, den bekehrte Joe Bonamassa. Sein Fleiß, sein Können und sein Charisma mit Understatement wurden hierzulande bereits dreifach mit Gold belohnt. Auf sein Konto gehen alleine in Deutschland 17 Top 10 Platzierungen. In den USA kommt der Musiker, dessen Stiftung „Keeping the Blues Alive“ allwöchentlich eine arme US-Schule mit Instrumenten und Noten bedenkt, auf die schwindelerregende Anzahl von 25 Nummer 1 Alben in den Billboard Blues Charts.
Bonamassa in Oberhausen: Die günstigsten Tickets sind sogar günstiger als 2018
In Oberhausen startet am 29. April 2025 der nur vier Städte umfassende Deutschland-Trip der kommenden Europa-Tournee von Joe Bonamassa. Karten gibt‘s in fünf Kategorien (auf eventim.de) von 55 Euro bis 155 Euro.
Verglichen mit der „Redemption“-Tour des Blues-Meisters vor sechs Jahren gibt‘s zumindest die schlichtesten Plätze nun sogar einige Euro günstiger. Die teuersten Tickets allerdings haben deutlich angezogen: Sie verteuerten sich um rund 50 Euro.