Oberhausen. Die Stadt Oberhausen hat das Gebäude des geschlossenen Niederrheinkollegs für einen Millionen-Betrag gekauft. Sie hat konkrete Pläne.
- Stadt Oberhasuen kauft Niederrheinkolleg für 4,6 Millionen Euro vom Land
- Abendschule wurde nach 70 Jahren wegen geringer Studierendenzahl geschlossen
- Gebäude soll zunächst Platzproblem der Schulen lösen
Das ehemalige Niederrheinkolleg an der Wehrstraße 69 in Oberhausen ist in den Besitz der Stadt übergegangen. Wie Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) dieser Redaktion mitteilte, hat die Kommune das Gebäude-Ensemble für 4,6 Millionen Euro vom Land gekauft. Die Stadtspitze ist mit dem Deal zufrieden, da die Gebäude in einem guten Zustand sind und ein akutes Problem lösen. Nach den Sommerferien startet hier die neue Gesamtschule, denn der Neubau an der Knappenstraße wird erst in einigen Jahren fertig. Es gibt allerdings noch eine weitere Verwendungsmöglichkeit: In den angeschlossenen Wohngebäuden können Geflüchtete untergebracht werden.
Das Niederrheinkolleg wurde nach einer Entscheidung auf Landesebene 2023 geschlossen. 70 Jahre lang konnten meist erwachsene Schüler in den Abendstunden ihren Abschluss nachholen. Allerdings fehlten in den vergangenen Jahren die Studierenden, so dass das Schulministerium von NRW für das Niederrheinkolleg keine Zukunft sah.
Stadt Oberhausen kaufte Niederrheinkolleg schon im Oktober
Seit der emotionalen Schließung steht das Niederrheinkolleg leer. Auf einer Fläche von mehr als 12.000 Quadratmetern verteilen sich ein dutzend Gebäude, darunter der Altbau mit Verwaltung, naturwissenschaftliche Räume und eine Aula, eine Sporthalle, ein Erweiterungsbau, sowie mehrere Wohnheime mit Einzelzimmern.
Der Kauf wurde bereits im Oktober 2023 abgewickelt und war für die Stadt trotz des Verlustes des Niederrheinkollegs ein Glücksfall. Denn die Schülerzahlen sind rasant gestiegen und bringen einige Schulen ans Limit. Der Neubau der Gesamtschule zieht sich voraussichtlich bis 2028 hin. Mit der Gründung wollte die Stadt aber nicht länger warten. Zum Schuljahr 2024/25 ziehen deshalb die 119 Fünftklässler erstmal in das ehemalige Niederrheinkolleg ein. Im darauffolgenden Schuljahr werden voraussichtlich weitere 100 Schüler hinzukommen, die dann die neue fünfte Klasse bilden. Nach Fertigstellung zieht die Schule zur Knappenstraße.
„Wir haben aus der Not eine ziemliche Tugend gemacht“, freut sich OB Schranz. „Wir hatten keine wirkliche Alternative, als hier zu beginnen“. Die Räume sind mit moderner Technik ausgestattet und können teilweise ohne Umbau genutzt werden. Für Schuldezernent Jürgen Schmidt hat sich die Investition auch aus einem anderen Grund gelohnt: „Dadurch haben wir eine gewisse Reserve, denn die Anmeldezahlen zeigen, dass es ein atmendes System ist“. Es könne sein, dass in Zukunft ein Ausweichort für Grundschulen oder Gymnasien gebraucht wird. Derzeit sind die Anmeldezahlen vor allem an den Gesamtschulen udn den Grundschulen hoch. Die Gesamtschule Weierheide wird daher ebenfalls für 70 Millionen Euro erweitert.
Ehemaliges Niederrheinkolleg an der Wehrstraße: Wohnheime für Geflüchtete
Die Investition lässt sich auch als Antwort auf die Kritiker von Containern verstehen. Um auf das rasche Wachstum an den Schulen zu reagieren, schaffte die Stadt etliche provisorische Pavillons an, die an Grundschulen und weiterführenden Schulen die Platznot mildern sollen. „Da sind wir mit dieser Investition besser aufgestellt“, so Schmidt.
Der verhältnismäßig geringe Preis für den riesigen Gebäudekomplex ergibt sich auch aus der Nutzungsbedingung. Denn die Stadt soll das Gebäude gemäß den Vereinbarungen mit dem Land nicht nur für schulische Zwecke nutzen. In den Wohnheimen sollen bei Bedarf Geflüchtete untergebracht werden. Nach Auskunft von OB Schranz hat Oberhausen so viele Ukrainerinnen aufgenommen, dass die Kommune derzeit nicht mit Zuweisungen rechnet. In Zukunft könnten jedoch die kleineren Gebäude vorübergehend Heime für Menschen aus Krisenregionen sein. Geplant ist ein Zaun, der die schulischen Gebäude von den Wohnheimen trennt. Laut Schranz und Schmidt geht es dabei in erster Linie darum, die Aufsicht für die Lehrer zu erleichtern, da sonst die abgeschlossenen Heime Teil des Schulhofs wären.