Oberhausen. Die Folgen der Pandemie und die hohen Kostensteigerungen machen Gastronomen zu schaffen: Am 31. Juli gibt ein bekannter Restaurant-Chef auf.
- Das ist schade: Schon nach wenigen Jahren muss der Wirt der Sparkassen-Kantine „Zu Tisch“ aufgeben.
- Das Restaurant, das nicht nur für die Sparkassen-Mitarbeiter an der Wörthstraße Mittagessen anbietet, schließt bereits an diesem Mittwoch, den 31. Juli 2024.
- Die Folgen der Pandemiejahre wirken offenbar noch nach: Die Gastronomie kämpft.
Seit den Pandemie-Jahren kämpfen Gastronomen um das Überleben ihrer Läden: Stark gestiegene Einkaufskosten von Waren und Zutaten, höhere Energiekosten, gestiegene Personalaufwendungen, fehlende oder unzuverlässige Servicekräfte, wieder normale Mehrwertsteuer ohne Rabatt - so mancher, auch bekannte Laden musste seine Pforten für immer schließen. Denn die notwendigen höheren Preise an die Kundschaft einfach weiterzugeben, fällt vielen Wirten und Restaurant-Chefs schwer: Gerade in Städten mit Einwohnern, die eher nur eine geringe Kaufkraft haben, nehmen die Gäste Preise für Hauptspeisen zwischen 25 und 35 Euro nicht hin - sie kochen da lieber zu Hause oder gehen zum Schnellimbiss.
Nun hat es einen bekannten Gastronomen der Stadt erwischt, der nicht nur Direktor im „Hotel Schmachtendorf“ war, sondern auch Weinhändler („Amphoria“) ist und seit dem vergangenen Jahr auch noch als Präsident des Hauptausschusses Groß-Oberhausener Karneval das höchste Amt der Oberhausener Karnevalsorganisatoren bekleidet: Marcel Habendorf. Zum 31. Juli 2024 gibt Habendorf mit seinem Team das Sparkasssen-Restaurant „Zu Tisch“ in der Zentrale der Stadtsparkasse Oberhausen an der Wörthstraße auf.
„Das hat rein wirtschaftliche Gründe“, sagt Habendorf. „Wir haben uns mit den Sparkassen-Leuten immer sehr gut verstanden. Doch finanziell lohnt sich der Betrieb hier für uns praktisch nicht mehr.“ Das Restaurant hat nur mittags geöffnet; es dient zwar der Sparkasse für seine Beschäftigten als Kantine, doch es konnte dort jeder Bürger speisen - wenn auch zum höheren Preis als das subventionierte Mittagessen für die Sparkassen-Kaufleute.
Die Gründe für das Aus sind vielfältig: Weniger Kunden seit der Pandemie, weniger Gesellschaften, die das Restaurant abends buchten, eine sehr hohe Nebenkosten-Abrechnung. Kann man denn nicht einfach die Preise der Speisen erhöhen, die mit Getränken derzeit etwa bei elf bis zwölf Euro liegen? Habendorf: „Das ist hier nicht so einfach möglich, dies wollte ich auch nicht.“ Schließlich bedeuten in der Alltags-Gastronomie höhere Preise fast automatisch weniger Gäste - gerade beim schnellen Mittagstisch sind nicht nur Oberhausener besonders preissensibel.
Traurig über die Entscheidung von Habendorf ist auch die Sparkassen-Spitze. „Wir bedauern diese Entscheidung sehr, können sie jedoch aufgrund der seit Corona ganz offensichtlich spürbar gesunkenen Gästezahlen wirtschaftlich nachvollziehen. Wir haben das Angebot und den Service des Zu-Tisch-Teams sehr geschätzt“, schreibt Sparkassensprecher Frank Wrobel.
Die Frage, ob die Sparkasse nicht selbst die Wirte in ihrem Restaurant stärker finanziell bezuschussen kann, will das Geldinstitut aus alter Tradition („Bankgeheimnis“) lieber nicht beantworten. „Eine Bezuschussung von Mitarbeitenden, die das Kasino in ihrer Mittagspause besucht haben, ist im steuerüblichen Rahmen erfolgt. Über weitere Details zu dem Vertragsverhältnis zwischen dem Betreiber und der Sparkasse machen wir keine Angaben, da diese vertrauliche Inhalte zum Gegenstand haben.“
Die Sparkassen-Kantine scheint jedenfalls in diesem Jahrzehnt kein einfaches Pflaster für Gastronomen zu sein. Kult-Koch Stefan Opgen-Rhein, bundesweit durch Auftritte bei den Fernsehsendern Vox („Unter Volldampf“) und Kabel 1 („Abenteuer Leben“) bekannt, gab nach immerhin 13 Jahren den Laden Ende 2020 auf. Er setzte lieber nur noch auf Catering („Aufgetischt“), Kochkurse und Küchenpartys. Im Frühjahr 2021 übernahmen Lars Mittenzwei, Marcel Habendorf und Siegmund Tiefenbrunner die Sparkassen-Küche - doch das kulinarische Trio hielt gemeinsam nicht allzu lange durch. Nun dreht bereits nach gut drei Jahren Habendorf endgültig den Schlüssel zum letzten Mal im Schloss um.
Oberhausen verliert damit in der Innenstadt einen beliebten Platz, mittags in Ruhe qualitätsvolle Speisen, von vegetarisch bis fleischlastig, zu sich zu nehmen. Denn ob im Sparkassen-Casino jemals ein neuer Wirt einziehen wird, steht in den Sternen. „Klar ist, wir werden unseren Mitarbeitenden ein Speiseangebot unterbreiten. Was und wie genau und mit welchem Raumbedarf ist offen. Daher ist über eine Folgenutzung des Kasinos noch nicht entschieden“, meint Wrobel.
Das Kantinenteam „Zu Tisch“ verabschiedet sich jedenfalls formvollendet von seinen Gästen: „Es war uns eine große Freude, Sie bei uns begrüßen und bewirten zu dürfen. Wir wünschen Ihnen alles Gute und hoffen, dass wir Ihnen in der verbleibenden Zeit noch ein paar schöne Momente bereiten können.“
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