Oberhausen. Nach dem Start der kostenlosen Ausgabe von Tampons an Schulen verschenkt die Stadt Oberhausen noch mehr Hygieneprodukte. Die CDU wehrt sich.

  • Toilettenpapier und Seifen sind in den Waschräumen der Schulen und öffentlichen Gebäude kostenlos verfügbar. Warum nicht auch Tampons und Binden für junge Mädchen oder Frauen?
  • Die Stadt Oberhausen hat sich entschieden, diesen Service kostenlos für Frauen zu bieten: Nach den Schulen sollen nun fast zwei Dutzend weitere öffentliche Gebäude mit Tampon- und Binden-Spender ausgerüstet werden.
  • Im Rat stimmte die Mehrheit zwar dafür, doch die Gegner argumentierten mit den hohen Kosten für den städtischen Service - und der Vandalismus-Gefahr.

Mit breiter Mehrheit, aber gegen die Stimmen der CDU (19) und AfD (4) hat der Oberhausener Stadtrat die weitere Verteilung kostenloser Menstruationsartikel im Stadtgebiet abgesegnet. Zusätzlich zu den 67 Spendersystemen mit Tampons und Binden für junge Frauen an 17 Schulen werden nun Spender in Toiletten von 22 weiteren öffentlichen Gebäuden installiert, darunter das Bert-Brecht-Haus, die Stadtteilbibliotheken oder die Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen.

Die Ratsmehrheit will vor allem den Mädchen helfen, die unerfahren von ihrer Menstruation überrascht werden und aus Scham nicht im Schulsekretariat nach Binden oder Tampons fragen. Zugleich sollen die jungen Frauen finanziell entlastet werden. „Für viele Menstruierende ist Menstruation besetzt mit Scham und auch finanziellen Herausforderungen. Nicht selten werden Menstruierende von Blutungen überrascht. Nicht allen Menstruierenden gelingt es gleichermaßen, stets vorbereitet zu sein; viele hemmt das eigene Schamgefühl, um Hilfe oder Menstruationsprodukte zu bitten“, beobachten Linke, Grüne, FDP und SPD im Alltag.

Die Kosten für Tampons und Binden belaufen sich für die Stadt Oberhausen auf 100.000 Euro

Die Stadt Oberhausen lässt sich diese Sozialleistung einiges kosten: Die Jahreskosten belaufen sich durch die Auffüllungs-Arbeiten und den Preis für die Hygieneprodukte auf 46.000 Euro an den Schulen und knapp 50.000 Euro an den anderen städtischen Gebäuden. Hinzu kommen die einmaligen Kosten für die Spender-Halter von rund 20.000 Euro an den Schulen und 7000 Euro für die Neuausstattung der 22 weiteren städtischen Immobilien.

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Simone-Tatjana Stehr, im Hauptberuf erfahrene Direktorin der Ausbildungsstätte für angehende Lehrerinnen und Lehrer, will zwar jungen Mädchen helfen, aber nicht auf diese Weise. Die CDU-Ratsfraktionsvorsitzende sieht im Gegensatz zu einer Untersuchung der städtischen Fachbeamten das Spendersystem an Schulen für Tampons und Binden als gescheitert an. „Die Spender sind laufend leer, Vandalismus zerstört Spender und Hygienematerial; so erreicht man nicht diejenigen, denen man helfen will.“ Die frühere Verteilung von Tampons und Binden über die Schulsekretariate sei viel billiger und zielgerechter gewesen. Das System über Spender sei mit rund 100.000 Euro an laufenden Kosten im Jahr unmöglich teuer, der Aufwand, die Spender regelmäßig zu befüllen, sei immens.

CDU-Ratsfraktionschefin und Oberhausener CDU-Parteichefin Simone-Tatjana Stehr hält die Spender von Tampons und Binden für zu teuer und ineffizient.
CDU-Ratsfraktionschefin und Oberhausener CDU-Parteichefin Simone-Tatjana Stehr hält die Spender von Tampons und Binden für zu teuer und ineffizient. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Tatsächlich läuft das Verfahren nach Darstellung der Stadt so ab: „Die Reinigungskraft überprüft täglich den Bestand und legt bei Bedarf entsprechende Artikel nach. Die notwendigen Nachfüllprodukte werden in kleinen Mengen an die Reinigungskräfte durch den Haustechnischen Dienst ausgegeben. Der Haustechnische Dienst lagert die Nachfüllprodukte und meldet dem jeweiligen Sekretariat den neuen Bedarf. Das jeweilige Sekretariat bestellt beim Schulbereich und dieser beim Einkauf. Die Ware wird zur Schule geliefert und beim Hausmeister gelagert.“

Grünen-Ratsfraktionschefin Steffi Opitz verteidigt die kostenlose Bereitstellung von Tampons und Binden für Schülerinnen leidenschaftlich (hier ein Archivbild aus der Februar-Ratssitzung).
Grünen-Ratsfraktionschefin Steffi Opitz verteidigt die kostenlose Bereitstellung von Tampons und Binden für Schülerinnen leidenschaftlich (hier ein Archivbild aus der Februar-Ratssitzung). © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Grünen-Ratsfraktionsvorsitzende Steffi Opitz verteidigt leidenschaftlich, dass über anonyme Spendersysteme den jungen Frauen Tampons und Binden kostenlos von der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. „Man geht nicht gerne zum Sekretariat, um darum zu bitten, hat vielleicht seine Hose schon vollgeblutet.“ Nach der Argumentation der CDU könnte man auch andere Toilettenartikel kritisch sehen. „Wird dann bald auch nachgezählt, wie viele Rollen Klopapier verbraucht oder vergeudet werden? Sollen die künftig auch nicht mehr kostenlos bereitgestellt werden?“