Oberhausen. Als Zulieferer für Speditionen hat sich ein Spezialist aus Oberhausen einen Namen gemacht. Wie sich der Familienbetrieb für die Zukunft rüstet.
Viele Familienbetriebe haben derzeit Sorge um die Zukunft, weil aus den eigenen Reihen keiner weitermachen will. Ganz anders verhält es sich in dem Oberhausener Unternehmen Scholz, Spezialist für Fahrzeug- und Industriebedarf. Hier geht gerade die vierte Generation an den Start. Aber nicht nur das. Mit einer nigelnagelneuen Halle, viermal so groß wie der bisherige Standort, stellt die Firma die Weichen für die Zukunft und feiert zudem noch einen runden Geburtstag. Aber der Reihe nach.
Vor allem Speditionen gehören zum Kundenstamm
Die Anfänge des Betriebs reichen bis in die beginnenden 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Über lange Zeit bestimmte der Handel mit Fahrzeugteilen und Waren für den Industriebedarf das Geschäft. Zu Beginn der 2000er Jahre konzentrierte sich das Unternehmen auf den Ersatzteilhandel für Lkw, wozu auch Werkzeuge, Werkstattausstattung oder Hydraulikbedarf gehören. Den Einzelhandel stellte die Firma ein, stattdessen gehören heute Speditionen, Werkstätten als auch Kommunal- und Industriebetriebe zum Kundenstamm.
Wie wohl in jeder Branche veränderten sich auch für das Unternehmen Scholz die Ansprüche und Anforderungen. Die Bandbreite des Sortiments an Fahrzeugteilen, die der Spezialist ständig auf Lager haben sollte, wuchs rasant. Folglich reifte der Plan, am Standort im Gewerbepark „Zum Eisenhammer“ deutlich größer zu werden. Inzwischen ist die neue Lagerhalle mit einem Hochregallager am Netz, die Platz für rund 20.000 unterschiedliche Artikel bietet. Eine ausgeklügelte Technik sorgt dafür, dass gewünschte Module und Ersatzteile sofort zur Verfügung stehen.
Binnen kürzester Zeit ist der Oberhausener Betrieb beim Kunden
Tagtäglich sind mehrere Auslieferungsfahrzeuge des Oberhausener Betriebs auf Achse, damit die gewünschten Artikel zum Kunden gelangen. Ob Sensoren, Bremstrommel oder Batterie: „Wir beliefern die Unternehmen unmittelbar mit der bestellten Ware“, sagt Seniorchef Jörg Weiser (57), der seit über 15 Jahren mit Ehefrau Heike die Geschicke des Unternehmens lenkt. Unterstützung bieten die Fachkräfte der Firma selbstverständlich auch bei der Handhabe von Technik und Geräten. Besonders schnell muss es immer dann gehen, wenn ein Lkw überhaupt nicht fahrtüchtig sein sollte. „Dann stehen wir mit unserem Know-how parat und sind binnen kürzester Zeit vor Ort, also bei dem betreffenden Fuhrpark“.
Das Sortiment, das Scholz vorrätig hat, erlebte während der vergangenen Jahrzehnte einen enormen Wandel. Die digitale Technik hat längst Einzug gehalten. Moderne Lkw sind mit höchst anspruchsvollen Bordcomputern ausgestattet, Assistenzsysteme unterschiedlicher Art gehören zum Standard. Auch die passenden Diagnosegeräte hat die Firma im Programm, mit denen der Kunde Fehlerspeicher auslesen oder neue Bauteile anwenden kann.
Die vierte Generation der Oberhausener Firma steht in den Startlöchern
„Wir bieten den Speditionen über den Service hinaus eine umfangreiche Beratung an, welche Ausstattung, welche Ersatzteile sich für das jeweilige Fahrzeug eignen“, sagt Max Weiser (21), der eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge absolviert hat und sich nun auf eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung zum Betriebswirt vorbereitet.
Gemeinsam mit Bruder Paul (26), der sein betriebswirtschaftliches Studium bereits abgeschlossen hat und seit vier Jahren im Unternehmen tätig ist, bereiten sie sich als vierte Generation auf die zukünftige Geschäftsleitung vor. „Eine Mischung aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bereits seit Jahrzehnten bei uns sind und Nachwuchskräften, die sich bei uns entwickeln können“, sieht Paul Weiser als den Erfolgsschlüssel für die Zukunft an. Da die Firma den Wachstumskurs eingeschlagen habe, stellt sie auch immer weiter neue Leute ein, Auszubildende werden ebenfalls gesucht, für den Beruf des Mechatronikers, im Groß- und Außenhandel oder der Lagerlogistik.
Die beiden Söhne halfen bereits als Kind im elterlichen Betrieb mit
Für die beiden Juniorchefs war es, wie sie erzählen, schon immer klar, dass sie eines Tages in die Fußstapfen von Vater und Großvater treten würden. Sowohl Max als auch Paul Weiser haben noch die Bilder vor Augen, wie sie als Kinder im elterlichen Betrieb mithelfen durften. Um aber über den eigenen Tellerrand zu schauen, hat Max seine Ausbildung nicht daheim, sondern in einer Spedition absolviert und viele wertvolle Erfahrungen gewonnen. Damit auch die Mitarbeiter sich beruflich weiter entwickeln können, sorge man als mittelständischer Betrieb regelmäßig für Schulungen und Qualifizierungen, für junge Leute biete die Firma zudem ein Duales Studium an. Das Unternehmen selbst wollen die zwei Söhne weiter nach vorn bringen, ein größeres Gewicht soll unter anderem der Onlinehandel bekommen.
Am Samstag, 22. Juni, steht nun die große Jubiläumsfeier an. Eigentlich wollte die Firma ihr 60-Jähriges vor zwei Jahren begehen, doch das war wegen Corona nicht möglich. Aufgeschoben ist aber bekanntlich nicht aufgehoben. Am Samstagabend geht im Ebertbad die große Party über die Bühne und zuvor sind Geschäftspartner eingeladen, sich die neuen Lager und Büros anzuschauen.
Themen aus der Oberhausener Wirtschaft:
- „Babcock neu denken“: Erhält Oberhausen neues Stadtviertel?
- Worauf Oberhausener Firma bei ihren Luxusmöbeln Wert legt
- Bester Maurer-Geselle soll Oberhausener Firma übernehmen
- Bundespräsident staunt über Oberhausens Wasserstoff-Zukunft
- Wie verpacken Oberhausener Firmen die Wirtschaftskrise?
- Ruhrchemie-Krise: OQ Chemicals steht wohl vor dem Verkauf