Oberhausen. Plastikmüll belastet die Umwelt. Eine Oberhausener Firma weiß, wie man vor allem bei Verpackungen auf Kunststoff verzichtet. Einige Tipps
- Umweltschützer beklagen seit Jahren, dass immer mehr Plastikabfall in der Natur landet, vor allem in den Weltmeeren und eine große Gefahr darstellt.
- Das Oberhausener Unternehmen Evers gehört zu führenden Verpackungsspezialisten und fährt inzwischen einen neuen Kurs, verzichtet wenn eben möglich auf jede Art von Kunststoff.
- Die Firma beliefert zwar vorwiegende Unternehmen rund um den Globus, hat aber auch praktische Tipps für Verbraucher parat.
Wenn es um Verpackungen geht, ist für Firmen quer durch alle Branchen das Oberhausener Unternehmen Evers ein gefragter Spezialist – und das seit Jahrzehnten. In jüngster Zeit hat sich der Markt allerdings ganz erheblich gewandelt, der Umwelt zuliebe.
Gesetzgeber schränkt Gebrauch von Plastik ein
Plastik ist aufgrund der Folgeschäden für die Natur immer mehr in Verruf geraten. Der Gesetzgeber weist dem Gebrauch von Kunststoff in Verpackungen mittlerweile enge Grenzen auf. Das Umdenken hat den heimischen Betrieb längst erreicht, der nun vor allem auf umweltschonende Lösungen setzt. Nun beliefert Evers als Großhändler zwar Firmen, doch die Produkte eignen sich auch im Alltag eines jeden Verbrauchers, erklärt Geschäftsführerin Julia Steiner.
Wie hat sich der Betrieb nun umgestellt? Bei einem Besuch im Firmensitz an der Graf-Zeppelin-Straße in Oberhausen-Buschhausen geht es ganz praktisch zu. Die Firmenchefin und Franziska Geerling, Expertin für Verpackungstechnik, halten jeweils einen Karton in der Hand. Auf den ersten Blick fällt eigentlich nur ein leichter Farbunterschied auf, aber kommt es im Fall von Kartonage darauf wirklich an? Man hätte es ahnen können, denn aus Sicht von Umweltschutz und Nachhaltigkeit handelt es sich quasi um zwei Welten.
Selbst das Klebeband besteht nur noch aus Papier
Der hellere oder auch weiße Karton ist gebleicht und das Klebeband besteht im Wesentlichen aus Kunststoffanteilen. Das Material nach Gebrauch einfach so in die Altpapiertonne zu werfen verbietet sich, denn dafür sind die Bestandteile zu unterschiedlich. Das wiederum erlaubt der braune Karton aber durchaus, denn er lässt sich komplett wiederverwerten. Selbst das Klebeband besteht aus Papier.
In einem ganz anderen Gewand kommen aber auch die Innereien daher. Um die Ware zu schützen, die die Anbieter verschicken, galten Noppenfolien und sogenannte Luftpolster über lange Zeit als das Mittel der Wahl. Doch es geht auch anders, wie Julia Steiner und Franziska Geerling zeigen: Gewellte Pappe in verschiedenen Varianten oder Papier, beides aus nachwachsenden Rohstoffen, „stellen umweltfreundliche Alternativen dar“, erklären sie.
Oberhausener Firma legt Wert auf recyceltes Material
Wo sich überall der Hebel ansetzen lässt, damit auf dem weiten Feld der Verpackung der Umweltschutz zu seinem Recht kommt, zeigt sich, als die beiden Expertinnen einzelne Stationen im Ausstellungsraum von Evers ansteuern. Auf einem der Tische liegen große Versandumschläge aus, deren Besonderheiten sich ziemlich fix erschließen. Zu Vorführzwecken ist eine der doppelwandigen Taschen etwas aufgeschlitzt und heraus schaut leicht gewellte, zerkleinerte Kartonage, die anstatt von Kunststoffpolstern der Versandware Schutz bietet. Andere Umschläge wiederum bestehen nur aus ganz einfachen Schichten, aber allen ist gemeinsam, dass recyceltes Material Verwendung findet.
Da drängt sich dann doch die Nachfrage auf, ob die Umschläge genauso reißfest sind wie Versandtaschen mit einem gewissen Kunststoffanteil. „Mit ihnen lässt sich durchaus ein erheblicher Teil von Waren transportieren“, erklärt Julia Steiner. „Aber im Fall der Fälle suchen und entwickeln wir auch durchaus mit den Kunden gemeinsam Lösungen, die so gut es eben geht, dem Umweltschutz Rechnung tragen. Mitunter gilt es auch Überzeugungsarbeit für ein nachhaltiges Produkt zu leisten“, sagt Franziska Geerling und greift zu einer Kleberolle, rein aus Papier. „Sie leistet ihre Dienste genauso gut wie eine Rolle mit Kunststoffbestandteilen. Mancher Mitarbeiter war erst skeptisch, doch das ist vorbei“.
Auch Kunststoffboxen können Vorteile bieten
Als an der nächsten Station aufgestapelte Plastikboxen warten, hakt Julia Steiner direkt ein: „Die Kisten bestehen in der Tat aus Kunststoff, allerdings aus recycelter Ware.“ Der eigentliche Profit für die Umwelt ergibt sich erst mit ihrer Funktion: Sie eignen sich beispielsweise im Pendelverkehr zwischen zwei Standorten. Firmen greifen auf solche Boxen zurück, um dann auf Kartons oder andere Arten von Verpackung verzichten zu können, die ständig nachgekauft werden müssen. Hier handelt es sich um eine einmalige Ausgabe.
Dass sich Plastik oftmals nicht komplett verbannen lässt, dafür sind die vorgestellten Behälter ein anschauliches Beispiel. Zugleich zeigt sich an ihnen auch, dass Kunststoff nicht gleich Kunststoff ist. Denn die Umweltbilanz sieht ganz anders aus, wenn recycelte Stoffe Verwendung finden. Prompt fällt der Blick auf einige Folienrollen: Nimmt man sie genauer unter die Lupe fällt auf, dass sie leicht milchig aussehen und kleine Noppen aufweisen. „Das mag nach geringer Qualität aussehen, aber für Verpackungen reichen sie vollkommen aus“, betont Franziska Geerling. Beispielsweise lassen sich mit ihnen ganze Kartonstapel für einen Weitertransport sichern.
Neues Paketformat weist besonderen Clou auf
Wenn Evers seine Artikel von unterschiedlichen Herstellern bezieht, „achten wir darauf, dass es sich auch wirklich um nachhaltige Ware handelt, die entsprechende Prüfzeichen trägt“, betont Steiner. Schließlich bevorzugt der Kunde sortenreine Lösungen. Das bedeutet wiederum: Die gesamte Verpackung kann entweder komplett ins Altpapier oder in die gelbe Tonne wandern.
Eine Art Dauerschleife ist wiederum für eines der neuen Produkte vorgesehen, die Evers vermarktet. Hierbei handelt es sich um flexible Mehrwegboxen aus recyceltem Kunststoff, die mit einem ganz besonderen Clou daherkommen: Wenn ein solches Exemplar seinen Adressaten erreicht hat, ist es keineswegs fürs Altpapier bestimmt. Vielmehr kann der Empfänger das zusammengeklappte Paket zum nächsten Postkasten bringen und an den Hersteller zurückschicken, dessen Adresse aufgedruckt ist.
>>> Kurzporträt des Unternehmens Evers <<<
Die Anfänge des Oberhausener Unternehmens Evers reichen bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück, als Firmengründer Rudolf Evers einen Bindfaden-Großhandel für die heimischen Lederwarenhersteller gründete. Doch schon sehr schnell kamen weitere Geschäftsfelder hinzu.
Dabei handelte es sich sowohl um Verpackungstechniken aller Art als auch um Lösungen für das Heben von Lasten, Sichern von Personen und Ladungen. Ende der 80er Jahre hat das Unternehmen, damals unter Leitung von Johannes Trum, das seinerzeit neue Gebäude an der Graf-Zeppelin-Straße in Oberhausen-Buschhausen bezogen. Seit 2013 steht das Duo aus Angelika Steiner und Christoph Bergforth an der Spitze des mittelständischen Unternehmens. Die Firma beschäftigt insgesamt 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat 19.000 Geschäftspartner in zahlreichen Ländern rund um den Globus.
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