Oberhausen. Eine Gesamtschule in Oberhausen hat eine Stratosphären-Sonde in den Himmel geschickt. Bei dem Flug wurde ein Rekord eingestellt.

„Völlig losgelöst von der Erde“ schwebte in diesem Fall kein Raumschiff, sondern eine Stratosphären-Sonde Richtung Weltall – und das in Rekord-Höhe. Ein Naturwissenschaftenkurs der neunten Klasse an der Fasia-Jansen-Gesamtschule in Oberhausen hat diese gebaut und am Freitag, 7. Juni, in den Himmel geschickt.

Ein Rückblick: 25 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule behandelten im Mai das Thema Erdatmosphäre im Naturwissenschaften-Unterricht. Ein Thema, das Spielraum für ein praktisches Experiment bietet, dachte sich Kurslehrer Orbay Kaya. Also ließ er seine Schüler Ballon-Sonden bauen, von denen eine anschließend in den Himmel geschickt werden sollte. Genauer gesagt in die Stratosphäre, die ab acht Kilometern Höhe beginnt. Im Unterricht lernten die Schüler genau, wie so eine Sonde konstruiert werden muss, damit sie erfolgreich in den Himmel geschickt werden kann.

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Start musste verschoben werden: Jetzt stieg Sonde aus Oberhausen in den

Eigentlich sollte die Sonde „ATM“, benannt nach den Schülern und Konstrukteuren Adnan, Taim und Mike, bereits Ende Mai losfliegen. Doch der Start konnte wegen schlechter Witterungsbedingungen nicht stattfinden. Zu dicht war die Wolkendecke am Himmel. Dadurch hätte der Ballon den Flugverkehr behindern können.

Am Freitag, 7. Juni, war es dann endlich so weit. Der lang herbeigesehnte Start konnte endlich stattfinden. Bei sommerlichen 20 Grad und klarem Himmel standen die Schüler auf dem Pausenhof der Gesamtschule. Einige Klassen strömten extra aus ihren Räumen auf den Schulhof, um das Spektakel zu beobachten.

Letzte Handgriffe bevor es Richtung Weltall geht. Die Schüler befestigen ihre Sonde mit einer Schnur an einem riesigen Heilum-Ballon.
Letzte Handgriffe bevor es Richtung Weltall geht. Die Schüler befestigen ihre Sonde mit einer Schnur an einem riesigen Heilum-Ballon. © Theresa Bienen

Stratosphären-Flug in Oberhausen: Kameras, Datenlogger und GPS-Tracker an Board der Sonde

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Ein paar Handgriffe fehlen noch, bevor die Schüler den Countdown zum Start einläuten. Gemeinsam mit Samuel Stracke und Daniel Ernst vom Unternehmen Stratoflights befestigten die Schüler vor dem Start den GPS-Tracker, zwei Kameras und einen Datenlogger in der Sonde. Dadurch können die Flugdaten online abgerufen werden und der Flug als Videos festgehalten werden.

Eine Menge Klebeband ging dafür drauf. Schließlich muss alles dicht sein, wenn sich die Sonde auf ihrer Flugbahn befindet. Außerdem mit dabei: Eine Einladungskarte zum 10-jährigen Namensjubiläum der Fasia-Jansen-Gesamtschule am 20. September.

Voller Vorfreude schickten die Schüler am Freitag, 7. Juni, die Sonde in die Stratosphäre. Im Hintergrund ist der Helium-Ballon zu sehen. Wie viel Helium benötigt wird, um die Sonde zu tragen, haben die Schüler vorher genau berechnet.
Voller Vorfreude schickten die Schüler am Freitag, 7. Juni, die Sonde in die Stratosphäre. Im Hintergrund ist der Helium-Ballon zu sehen. Wie viel Helium benötigt wird, um die Sonde zu tragen, haben die Schüler vorher genau berechnet. © Theresa Bienen

Dann wurde es spannend: Alle Schüler zählten gemeinsam den Countdown: „Drei, zwei, eins - los!“ Die Schüler ließen den Ballon mit der Sonde in den Himmel steigen. In wenigen Sekunden schoss der Ballon in eine Höhe, aus der er vom Boden nur noch als winzig kleines Flugobjekt zu erkennen ist. Dabei kann sich der Ballon in der Stratosphäre bis zu einem Durchmesser von 15 Metern ausdehnen.

Und dann hieß es warten. Während die Sonde immer höher und höher in den Himmel flog, fuhren Samuel Stracke und Daniel Ernst von Stratoflights bereits los, um an den Ort zu kommen, an der die Sonde landen sollte. Denn ab einer bestimmten Höhe platzt der Ballon und die Sonde segelt mit einem Fallschirm sanft zu Boden.

Eine exakte Flugbahn der Sonde lässt sich im Vorhinein berechnen, das lernten auch die Schüler im Unterricht. Den Berechnungen zufolge sollte die Sonde in der Nähe von Paderborn landen und somit mehr als 100 Kilometer Luftlinie zurücklegen. Der Plan ging auf! Im Naturpark Teutoburger Wald bei Detmold landete die Sonde mitten in einem Mohnblumenfeld. Ein wenig Glück ist immer dabei. Eine Sonde könnte geklaut werden, sich in einem Baum verfangen oder kaputtgehen.

Rekord-Höhe: Sonde von Oberhausener Schule flog mehr als 38.000 Meter hoch

Doch die Oberhausener hatten Glück: Stracke und Ernst fanden die Sonde und konnten die Daten auswerten. Zurückgelegte Distanz der Oberhausener Sonde: Mehr als 112 Kilometer. Und nicht nur das. Die Auswertung der Daten ergab außerdem, dass die Ballon-Sonde eine Höhe von 38.416 Metern erreichte.

Physiklehrer Kaya, der das Experiment in den letzten Jahren bereits mit anderen Kursen durchführte, bestätigte stolz: „Wir haben unseren eigenen Rekord gebrochen. Im ersten Jahr flog die gebaute Sonde rund 33.000 Meter hoch, danach waren es 34.000 Meter.“

Über den Wolken: Die Stratosphären-Sonde der Fasia-Jansen-Gesamtschule in Oberhausen hat eine Höhe von mehr als 38.000 Metern erreicht und schickt diese Bilder aus dem Himmel.
Über den Wolken: Die Stratosphären-Sonde der Fasia-Jansen-Gesamtschule in Oberhausen hat eine Höhe von mehr als 38.000 Metern erreicht und schickt diese Bilder aus dem Himmel. © privat

Einen kleinen Dämpfer mussten die Neuntklässler jedoch hinnehmen. Denn in eine der zwei Kameras ist kurz nach dem Start Feuchtigkeit eingedrungen, so dass die Aufnahmen unbrauchbar sind. Zum Glück lieferte die andere Kamera beeindruckende Bilder vom Start auf dem Schulhof bis in die Stratosphäre.

Für alle Physik-Nerds die spannendsten Zahlen zum Sonden-Flug:

  • Maximale Geschwindigkeit: 110,5 Kilometer pro Stunde
  • Maximale Höhe: 38.416 Meter
  • Zurückgelegte Distanz: 112 Kilometer
  • Minimale Außentemperatur: - 54,4 Grad Celsius
  • Maximale Außentemperatur: 28,6 Grad Celsius