Oberhausen. Das enttäuscht viele Kunden: Nach 35 Jahren schließt ein Geschäft für fair gehandelte Waren. So reagieren Akteure und Besucher auf die Nachricht.
- Der Eine-Welt-Laden im Oberhausener Stadtteil Osterfeld schließt
- Nach 35 Jahren gibt es keine fair gehandelten Waren mehr in dem Geschäft
- Für Jugendliche, die sich dort engagiert haben, soll es eine Alternative geben
Jubiläum, Ladenschließung, Neuanfang: Die evangelische Auferstehungskirchengemeinde präsentierte stolz die 35-jährige Geschichte ihres Ehrenamtlichen-Projekts „Eine-Welt-Laden“ – und verkündete gleichzeitig ihr Aus. In dem besonderen Geschäft an der Bottroper Straße 163 wurden fair gehandelte Lebensmittel wie Kaffee, Tee und Schokolade, aber auch Schreibwaren und Kunsthandwerk aus ärmeren Ländern verkauft. Der Erlös ging an Hilfsprojekte in Uganda, Nepal oder Sudan. Die Pforten sind seit einiger Zeit geschlossen, zurzeit laufen die Entrümpelungsarbeiten. Auch wenn das Engagement laut Kirchengemeinde an anderer Stelle weitergehen soll, sind nicht alle mit dieser Entscheidung glücklich.
„Das war viel mehr als nur ein Laden“, sagt Waltraud Sethmann. Die 76-Jährige gehört zur Auferstehungskirchengemeinde, hat gemeinsam mit Mann und Tochter viele Jahre ehrenamtlich Aufgaben übernommen. Der Eine-Welt-Laden, in dem einst auch ihre Tochter die Regale aufgefüllt hat, sei ein Treffpunkt für junge Menschen im Stadtteil gewesen. Hier hätten ältere Ehrenamtliche den jüngeren nicht nur beim Verkauf geholfen, sondern auch beim Schreiben von Bewerbungen. Waltraud Sethmann ist enttäuscht darüber, dass die Schließung des Ladens einzig über den Gemeindebrief bekanntgegeben worden sei. Das Ende des wohl erfolgreichsten und ältesten Jugendprojekts im Stadtteil nach 35 Jahren auch noch mit einem Jubiläumsfest zu feiern, fand sie unpassend: „Von den Jugendlichen ist keiner gekommen.“
Oberhausener Kirchengemeinde: Jugendliche für fairen Handel sensibilisieren
Sandra Schmidt, Jugendleiterin in der Auferstehungs-Kirchengemeinde, verteidigt auf Nachfrage unserer Redaktion den Schritt. „Jugendarbeit hat sich sehr verändert“, sagt sie. „In den 80ern hat man sich noch zum Teetrinken getroffen, heute ist es schwieriger, Verbindlichkeiten herzustellen.“ Ihrer Beobachtung nach arbeiten Heranwachsende heute lieber spontan und projektbezogen mit. Deshalb seien jetzt offene und vor allem digitale Angebote gefragter. Die Heranführung an Themen rund um die Idee „Eine Welt“ soll jedoch auch ohne den Laden weitergehen. Vor allem junge Leute sollen für Themen wie Gerechtigkeit, Fairer Handel und Nachhaltigkeit sensibilisiert werden.
„Mit einem neuen Konzept geben wir die so wichtige Aufgabe der Eine-Welt-Arbeit nicht aus der Hand“, ist im Gemeindebrief zu lesen. Hierfür habe man sich erfolgreich zum „Fairen Jugendhaus“ zertifizieren lassen. „Denn wir wollen auch weiterhin Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit des ehrenamtlichen Engagements für eine fairere Welt eröffnen.“ So soll es beispielsweise auf dem Osterfelder Adventsmarkt, an Tagen der offenen Tür in Schulen oder bei anderen Veranstaltungen in und um die Gemeinde sowie zu festen Öffnungszeiten des „Fairen Jugendhauses“ auch künftig einen regelmäßigen Verkauf fairer Waren an der Vestischen Straße 86 in Osterfeld geben. Außerdem geplant: ein mobiler Stand an Sonntagen, ein „faires Frühstück“ mit Informationen zu den Produkten aus aller Welt.
Weitere Informationen zum „Fairen Jugendhaus“ finden sich auf der Website der Gemeinde (www.kirche-osterfeld.de) oder auch über die Website www.faires-jugendhaus.de. Kontakt zum Projekt: Sandra Schmidt, Tel.: 0208 9999-360, E-Mail: jugend@kirche-osterfeld.de. 13- bis 26-Jährige, die mitmachen wollen, sind herzlich willkommen.