Mülheim. Chrubbel Chrabbel? Dies gab es zu St. Martin nur in Mülheim, und das schon seit mehr als 100 Jahren. Die Tradition ist nun beerdigt. Die Gründe.

Eine Mülheimer Tradition, mehr als 100 Jahre alt, zieht sich zurück: In diesem Jahr wird es erstmals kein öffentliches „Chrubbel Chrabbel“ zu St. Martin auf dem Kirchenhügel in der Altstadt geben.

Viele Mülheimer hatten es schon in unserer Ankündigung für die Martinsveranstaltungen vermisst: das Chrubbel Chrabbel, mit der die Bürgergesellschaft Mausefalle Jahr für Jahr eine Mölmsche Tradition zu St. Martin am Leben hielt. Kinder waren stets vor die Treppe zum Tersteegenhaus eingeladen, um dort St. Martin auf echt Mölmsch (Platt) zu begehen. Gemeinsam wurde das „Ssinter Mätes Vögelsche“ gesungen. Es gab Süßigkeiten und Obst für die Kinder. Neben der Bürgergesellschaft Mausefalle war etwa auch der Stammtisch „Aul Ssaan“ mit von der Partie.

Dieses Jahr erstmals kein öffentliches Chrubbel Chrabbel in Mülheims Altstadt

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Aus. Vorbei. Dieses Jahr verzichtet die Bürgergesellschaft Mausefalle erstmals auf ein öffentliches Chrubbel Chrabbel. Es wird den Chrubbel Chrabbel nur für geladene Gäste geben, mit Auftritt eines Kinderchors und nicht mehr unter freiem Himmel. Statt Geld in Süßigkeiten und Obst zu investieren, will die Bürgergesellschaft ab sofort für gemeinnützige Zwecke spenden. Dieses Jahr soll Labdoo 1500 Euro erhalten. Der Verein sammelt alte Laptops ein, lässt sie aufbereiten und verteilt sie mittlerweile weltweit an bedürftige Kinder.

„Ich finde es schrecklich, dass ich es in meiner Dienstzeit begraben muss“, sagt Andreas Krajinski als Baas der Bürgergesellschaft Mausefalle zum Aus für den öffentlichen „Chrubbel Chrabbel“. Über die vergangenen Jahre sei aber festzustellen, dass die Veranstaltung immer weniger Zulauf gehabt habe, 2023 seien gerade mal noch rund 20 Kinder auf den Kirchenhügel gekommen. „Allein die zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen wurden über die Jahre immer mehr“, sagt Krajinski mit Blick auf die vielen Martinszüge. Er beobachtet, dass sich Kinder mit Süßigkeiten nicht mehr so leicht locken ließen. Die vielen Parallelveranstaltungen böten ihnen Süßes, der Vorrat von Halloween, das sich in Deutschland eingeschlichen hat, sei womöglich noch gut gefüllt.

Mülheims Chrubbel Chrabbel: auf jeden Fall älter als 100 Jahre

Wann es in Mülheim einen ersten Chrubbel Chrabbel gab, ist laut Krajinski nicht mehr zu recherchieren. Unterlagen seien im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges vernichtet worden. Mehr als 100 Jahre seien es aber in jedem Fall. 2024 zieht sich diese Mölmsche Tradition zurück. Ein trauriges „Chutt chohn“.

In froher Erwartung auf die Süßigkeiten: ein Bild vom Mülheimer Chrubbel Chrabbel im Jahr 2010.
In froher Erwartung auf die Süßigkeiten: ein Bild vom Mülheimer Chrubbel Chrabbel im Jahr 2010. © WAZFotoPool | Roy Glisson
2014 vor Mülheims Tersteegenhaus: Gemeinsames Singen des Ssinter-Mätes-Liedes.
2014 vor Mülheims Tersteegenhaus: Gemeinsames Singen des Ssinter-Mätes-Liedes. © WAZ FotoPool | MÜLLER, Oliver
2005 beim Chrubbel-Chrabbel: Die Mitglieder der Bürgergesellschaft in historischem Gewand.
2005 beim Chrubbel-Chrabbel: Die Mitglieder der Bürgergesellschaft in historischem Gewand. © WAZ | Ilja Höpping
2015 war noch mehr los beim traditionsreichen Chrubbel Chrabbel in Mülheims Altstadt.
2015 war noch mehr los beim traditionsreichen Chrubbel Chrabbel in Mülheims Altstadt. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

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