Mülheim. Vielfach landen kranke Tiere in ihrer Sprechstunde, die aus dem Ausland nach Mülheim gebracht worden sind. Warum eine Tierärztin das kritisiert.

Frau Dr. Merkt, wie beurteilen Sie es, wenn Tiere über Organisationen aus dem Ausland zu uns geholt werden?

Das nimmt seit Jahren zu, es kommen immer mehr kranke Tiere aus dem Ausland zu uns und teilweise wird auch noch sehr viel Geld dafür verlangt. Letztendlich sind es mafiöse Strukturen, das muss ich klipp und klar so sagen. Egal ob aus Griechenland, Rumänien oder Bulgarien. Rumänien ist ganz schlimm. Wir haben auch schon gefälschte Impfausweise von Tieren gesehen. Da hat in einer der Tierschutzorganisationen, die in Deutschland ansässig sind und da mitmischen, schon mehrfach die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Was war das Haarstäubendste, was Sie im Zusammenhang mit Auslandstierschutz erlebt haben?

Es geht sogar so weit, dass den Tieren Medikamente verabreicht werden, wodurch sie erst mal einigermaßen gesund wirken. Sobald die Medikamente dann nachlassen, werden die Hunde krank. In meiner Praxis wurde mal ein uralter Hund aus dem Ausland vorgestellt, der alle Knochen und auch die Organe kaputt hatte, der hätte schon gar nicht mehr ausreisen dürfen. Da hängen dann auch die Tierärzte im jeweiligen Land mit drin. Letztlich musste ich den alten Hund nach drei Monaten einschläfern, dabei hätte der eigentlich schon vor Ort euthanasiert werden müssen. Es ist einfach furchtbar.

Mülheimer Tierärztin rät: „Am besten keine Tiere aus dem Ausland aufnehmen“

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Wie kann man sich schützen?

Um sich vor solchen Sorgen und den hohen Kosten zu schützen, sollte man erst gar kein Tier aus dem Auslandstierschutz aufnehmen, sondern vor Ort nach einem Hund suchen. Hier sind die Tierheime voll. Als Laie kann man nicht beurteilen, welche Organisation, die Hunde aus dem Ausland holt, vertrauensvoll ist. Man muss auch bedenken, was die damit für ein Geld machen, wenn die für einen Hund 600, 700 Euro nehmen. Auch die Meinung, dass ein Mischling robuster sei, stimmt so nicht. Wenn man da falsch kreuzt – etwa Schäferhund und Hütehund – werden oftmals die Krankheiten der einen Rasse mit denen der anderen vereint und dann hat man den Supergau: einen kranken Hund. Wir hatten schon so schlimme Fälle in unserer Praxis. Es sind ja nicht nur kranke Hunde, die kommen, sondern auch verhaltensauffällige, die nicht richtig sozialisiert worden sind.

Die Tierärztin Dr. Martina Merkt betreibt eine Kleintierpraxis in Mülheim und sieht in ihrer Sprechstunde immer mehr Hunde aus dem Ausland.
Die Tierärztin Dr. Martina Merkt betreibt eine Kleintierpraxis in Mülheim und sieht in ihrer Sprechstunde immer mehr Hunde aus dem Ausland. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Was sollte aus Ihrer Sicht anders laufen?

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Vor Ort sollten die Tiere kastriert und dort gelassen werden – so habe ich es zu meiner Studentenzeit kennengelernt. Doch das wird so ganz bewusst nicht mehr gemacht, denn damit ließe sich kein Geld verdienen. Im Gegenteil: In Bulgarien etwa wird gezielt nachgezüchtet, um die hiesige Nachfrage zu bedienen. Leider sehe ich keinerlei Lichtblicke zum Wohl der Tiere. Man kann nur immer weiter versuchen, aufzuklären.

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