Mülheim. Der Platz am Mülheimer Kunstmuseum ist derzeit wenig attraktiv. Das soll sich ändern mit der Sitzskulptur eines internationalen Künstlers.
Gut sechs Jahre hat die Stadt benötigt, um Mülheims Kunstmuseum zu sanieren und wiederzueröffnen. Das direkte Umfeld des denkmalgeschützten Gebäudes war allerdings schon vorher einer prestigeträchtigen Kulturstätte wenig würdig. Und ist es noch: Es wird wild geparkt, an Attraktion gibt es lediglich den Hajek-Brunnen, und Verweilen ist ohnehin kaum möglich, selbst wenn man wollte. Auch die Forderung der CDU, dass die Verwaltung bei der Aufwertung des Umfelds einen Zahn zulegen solle, ist schon wieder ein Jahr her. Und nun?
Ideen und sogar Pläne sind bereits im vergangenen Jahr diskutiert worden, doch riefen nicht nur die - aus Sicht der Politik - mageren Entwürfe sichtbare „Unterwältigung“ in der Politik hervor. Die Stadt machte damals deutlich, dass Mittel für die Umgestaltung und erst recht für die anschließende Pflege nicht vorhanden seien.
Und noch ein Workshop zur Umfeldgestaltung des Mülheimer Kunstmuseums
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Und doch scheint die Debatte noch lange nicht ausgestanden zu sein: Ungeachtet der nach wie vor fehlenden Mittel initiierte die Stadt einen Workshop im vergangenen Februar mit Mitgliedern der Bezirksvertretung 1 und Museumsleiterin Stefanie Kreuzer.
Die Vorschläge seien ebenfalls „kontrovers diskutiert“ worden, berichtete Stadtplaner Dirk Bach darüber in der vergangenen Bezirksvertretung 1. Dabei klangen die Vorschläge nicht viel anders als zuvor: Sitzgelegenheiten vor dem Kunstmuseum und in der Grünanlage, Pergolen, um räumliche Zusammenhänge zu schaffen, Pflanzkübel am Museumseingang, Etablierung eines gastronomischen Angebots, Installation von Spielgeräten und Möblierung in der Grünanlage, Zaunelemente, um die Durchquerung der Grünfläche im unteren Bereich einzudämmen.
Weiterhin viele Ideen ohne konkrete Konzeption
Und nicht zuletzt eine direkte Anbindung des Museums an den ÖPNV, mehrere Fahrradstellplätze, Entsiegelung bestimmter Flächen und ein Wegeleitsystem, das Besucher vom Hauptbahnhof zum Kunstmuseum führt. So weit, so 2020, war die Verwunderung über den „aktuellen Sachstand“ in der BV1 groß, die Verwaltung sprach dagegen von einer „konzeptionellen Weiterentwicklung der vorhandenen Planungsskizzen“.
Doch die eigentlich erwartete Konkretion gibt es noch immer nicht: „Die Verwaltung beabsichtigt aber, zu den Terminen zeitnah einzuladen, um ein abgestimmtes Gesamtkonzept zu entwickeln“, versprach Bach. Wann und wie lange das dauern wird, blieb offen. Bach wies die Politik nur erneut auf die Notwendigkeit hin, für das Konzept auch Haushaltsmittel bereitstellen zu müssen.
CDU-Sprecher: „Dieses Verfahren hat nicht sonderlich geholfen“
Dass diese Mittel für den kommenden Haushalt ohne ein Konzept reserviert würden, scheint fraglich. Und somit auch die Hoffnung, dass die Gestaltung des Kunstmuseumsumfelds noch im kommenden Jahr zu erwarten ist. Oder dass Besucher schon bald gebührend vom Bahnhof zum aufwendig sanierten Museum geführt werden, um bedeutende Ausstellungen sehen zu können.
Hansgeorg Schiemer, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der BV 1, zeigte sich zeitweilig fassungslos: Man rede nicht erst seit gestern über den Plan, dass sich das neu eröffnete Museum und ein neu gestaltetes Umfeld gegenseitig hätte „pushen“ sollen, um möglichst viele Besucher an den Ort zu holen. „Dieses Verfahren hat dazu nicht sonderlich geholfen. Wir haben dauernd gehört, dass keine Gelder da sind, aber so kommen wir auch mit der Quartiersentwicklung nicht voran, wenn wir uns immer selbst bremsen“, kritisierte Schiemer.
Lichtblick: Vor dem Kunstmuseum wird bald kunstvoll verweilt
Zumindest einen Lichtblick gibt es: Denn der Förderkreis des Kunstmuseums will gemeinsam mit der Sparkassenstiftung eine Verweilmöglichkeit links neben dem Eingang des Museums schaffen. Die fällt gleich kunstvoll aus: Ein Exemplar der „Modified Social Benches“ des dänischen Künstlers Jeppe Hein will man dort aufstellen.
Die „sozialen Sitzgelegenheiten“ würden an den besonderen Standort angepasst, verriet Museumsleiterin Stefanie Kreuzer in der Bezirksvertretung, seien optisch eine „Landmarke“. Heins kunstvolle Bank-Skulpturen stehen schon vielfach an kulturträchtigen Orten in Deutschland von Berlin bis Monheim und auch in Venedig, Sydney oder etwa an der Brooklyn Bridge in New York. Mülheim sitzt damit in einer Reihe mit Orten großer Kunst.
Sitzen soll man übrigens auch auf ihnen dürfen und können - in Mülheim dienen sie aber insbesondere dazu, das wilde Parken vor dem Museum quasi auszusitzen. Das dürfte ganz im Sinne des Künstlers sein, der seine Bänke bewusst einsetzt, um den Menschen im hart umkämpften urbanen Raum wieder einen Platz zu geben.
Mülheims Museumsleiterin will mit Bank auch wildes Parken blockieren
„Wir spielen mit der Idee, dass die ,modified social bench‘ beides sein kann: ein Hingucker, ein Zeichen für das Museum und ein gutes Motiv für die digitale Präsenz im Netz, und dass sie, auf der anderen Seite, sich störrisch auf den Raum schreibt und das wilde Parken einschränken kann“, führte Kreuzer aus.
Fertig ist das Möbel gegen Mobile vermutlich erst in gut drei Monaten. CDU-BV-Sprecher Schiemer schien mit der Sache noch zu hadern: „An sich habe ich nichts dagegen“, doch befürchtete er Vandalismus und sorgte sich um die Sicherheit der Sitzenden. Der Abstand zur Straße sei eingeplant, versicherte Kreuzer, „ich wäre aber auch totaler Fan von natürlichen Abgrenzungen entlang der Fahrbahn, denn das würde verhindern, dass das Haus mit seiner Ansicht zugeparkt würde“.
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