Mülheim. Schule komplett neu planen - das haben Mülheimer Eltern, Schüler und Lehrer auf Kosten einer Stiftung gemacht. Die erstaunlichen Ergebnisse.

Was käme dabei heraus, wenn man Schule neu planen dürfte und alles wäre erlaubt? Den Versuch hat die preisgekrönte Grundschule am Dichterviertel gemacht. Auf Einladung der Montag Stiftung durften Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und vor allem Kinder ein Jahr lang Zukunftspläne schmieden und das Raumkonzept der Schule auf den Kopf stellen.

Es ging sowohl darum, wie sich Schule räumlich verändern könnte. Als auch um die Frage, wie die Grenzen zwischen Unterricht und Offenem Ganztag aufgelöst werden können. Die Ergebnisse wurden nun vorgestellt. Größere Veränderungen wurden bereits auf den Weg gebracht.

Mülheimer Schule will ihre Räume neu denken

Das wohl überraschendste Ergebnis: Das Lehrerzimmer wird aufgelöst und der gesamte Verwaltungstrakt in den Keller verlegt. Damit wird im Erdgeschoss eine große Fläche frei, die von den Kindern „Zauberhalle“ genannt wurde. Sie soll ein Ort sein, zum Ankommen, sich Aufhalten und der Kommunikation. Die Schulbücherei zieht unters Dach und wird zur vernetzten Wolke. Dazu gesellt sich ein Bereich für Videokonferenzen mit Schülern aus aller Welt.

Ebenfalls neu: Die Flure werden zu Orten der Einzel- und Gruppenarbeit. Materialien werden in Multifunktionsmöbeln aufbewahrt, deren Beschaffung laut Schulleiterin Nicola Küppers bereits auf den Weg gebracht ist. Die brandschutzrechtliche Genehmigung liege vor, nun folge die Prüfung der Fluchtwege. Dazu teilt ein neues Farbkonzept das Schulgebäude in Zonen mit unterschiedlichen Funktionen auf.

Schüler haben sich Umgebung rund um ihre Schule angeschaut

Ebenfalls so gut wie beschlossen, aber noch auf dem Planungsweg ist die Umnutzung der bisherigen Gymnastikhalle. Sie liegt direkt neben der Schulturnhalle, gehört der Stadt und wird kaum genutzt. „Bei uns essen jeden Mittag 130 Kinder, im Moment noch verteilt auf Bücherei und Klassenräume“, erklärt die Schulleiterin. Die Gymanstikhalle soll deshalb zur Mensa werden.

Schule am Dichterviertel und Montag Stiftung denken Schule neu
Viele Akteure an einem Tisch: Vertreter von Schule, Verwaltung, Schulaufsicht und Montag Stiftung haben gemeinsam viele Neuerungen auf den Weg gebracht. © Stadt Mülheim | Helena Grebe

Es gibt viele weitere Pläne für die Schule der Zukunft. So haben die Schülerinnen und Schüler etwa Spaziergänge durch ihren „Kiez“ unternommen, haben die Kleingartenanlage, die Johanniskirche besucht und überlegt, wie Schule sich stärker mit ihrer Umgebung vernetzen kann.

Lern- und Freizeitphasen sollen sich abwechseln

Daneben ging es darum, wie man Unterricht und Ganztag besser verzahnen kann. „Wir gestalten Lern- und Freizeit nicht getrennt, sondern über den Tag hinweg“, erklärt Nicola Küppers. Das bedeutet: Die Kinder haben zwischen den Lern- auch Freizeitphasen, die sie nach eigenem Gusto gestalten. „Die Kinder entscheiden selbst, ob sie sich drinnen oder draußen aufhalten und was sie machen möchten. Nur digitale Geräte sind in der Zeit nicht erlaubt.“

Schulleiterin Nicola Küppers setzt ganz klar auf die Eigenverantwortung der Kinder an der Mülheimer Grundschule Dichterviertel.
Schulleiterin Nicola Küppers setzt ganz klar auf die Eigenverantwortung der Kinder an der Mülheimer Grundschule Dichterviertel. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Das Projekt wurde von der Montag Stiftung ausgeschrieben und mit zwei Projektleiterinnen finanziert, darunter eine Bildungsexpertin und eine Architektin. Die Stiftung hat das Projekt bundesweit ausgeschrieben, vier Schulen aus dem ganzen Land wurden ausgewählt. Aus Mülheim gab es drei Bewerber.

Montag Stiftung treibt innovative Architektur für Schulen voran

Die unabhängige Montag Stiftung macht sich unter anderem für pädagogische Architektur stark und sucht Konzepte für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen und inklusiven Schulbau. Außergewöhnlich daran ist die Vielzahl der beteiligten Akteure. Neben den Akteuren der Grundschule Dichterviertel hat die Stiftung auch Vertreter von Stadtverwaltung, Immobilienservice, Schulamt und Schulaufsicht an einen Tisch geholt.

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