Mülheim. Nachdem eine beliebte Mülheimer Bildungseinrichtung in finanzielle Not geraten ist, schaltet sich ein besonders kluger Kopf dieser Stadt ein.
Unruhige Zeiten durchlebt das Team der Junior-Uni Ruhr, die unlängst einen Insolvenzantrag stellen musste. Unklar scheint die Zukunft der beliebten außerschulischen Bildungseinrichtung seitdem. Auch Eltern bangen um den Fortbestand der Einrichtung für wissbegierige Kinder und Jugendliche. Ex-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld hatte kürzlich in ihrer Funktion als Vorsitzende der Geschäftsführung eine Finanzierungslücke bekannt gegeben, die das Fortbestehen der Uni für die Jüngsten derzeit infrage stellt. Nun erfährt die Einrichtung Unterstützung von nobler Seite.
Eingebettet in einen Festakt zum fünfjährigen Bestehen der Junior-Uni mit rund 80 geladenen Gästen, Förderern und Sponsoren übernahm Mülheims Chemie-Nobelpreisträger Benjamin List die Schirmherrschaft für die Juni. Damit hat die Bildungseinrichtung einen hochdekorierten Chemiker als Patron für ihr weiteres Wirken auserkoren, dem neben seiner Heimatstadt vor allem auch das Wohl des Nachwuchses besonders wichtig ist.
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Mülheimer Chemie-Nobelpreisträger Ben List hat großes Herz für den Nachwuchs
Benjamin List sagte am Sonntag im Rahmen des Festaktes: „Das ist mir ein Herzensanliegen. Und ich habe nicht lange dafür gebraucht, um mich dafür zu entscheiden, die Schirmherrschaft für die Junior-Uni zu übernehmen. Ich bin im Grunde meines Herzens Optimist und glaube daran, dass wir dort, wo sich uns Probleme in den Weg stellen, auch Lösungen finden können und werden.“
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Das sehe er auch mit Blick auf den Klimawandel so, der Menschen gemacht sei und der für unsere Gesellschaft verheerende Folgen haben könne, so List, der betonte: „Deshalb brauchen wir Forschung und Technologie. Und wir können nicht früh genug damit anfangen, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht, alle Talente, die wir haben und finden können, frühzeitig zu fördern und auf den Weg zu bringen.“
Mülheimer Kinder hatten den Top-Wissenschaftler seinerzeit hautnah erleben können, als diese Redaktion mit ihrem Format „WAZ öffnet Pforten“ einen Besuch im renommiertem Max-Planck-Institut (MPI) für Kohlenforschung möglich machte. Damals wurde deutlich: Ausbildung ist dem Chef eines Teams von rund 50 Mitarbeitern wichtig, das spürten die Besucher bei dem Rundgang gleich. Den Jüngeren rät List, der längst zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt ernannt worden war: „Folgt eurer Leidenschaft. Macht das, was euch Spaß macht. Und haltet durch, selbst wenn sich das einsam anfühlt.“
Mülheimer Junior-Uni sei „per se nicht rentabel und angewiesen auf Spenden“
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Dieser Appell könnte derzeit ebenso für die in finanzielle Schieflage geratene Junior-Uni Ruhr gelten, die als außerschulische, privat finanzierte Bildungs- und Forschungseinrichtung für Kinder und Jugendliche allein aus privaten Spenden und Fördermitteln finanziert wird. Die Junior-Uni bietet als gemeinnützige Gesellschaft alle Kurse für nur wenige Euro an - daher sei sie „per se nicht rentabel“ und „angewiesen auf Förderer und Spenden“, urteilten Beteiligte unlängst. Dass „nennenswerte Gelder nicht so eingegangen sind, wie geplant“, habe nun zu der prekären Situation geführt. Laut Ex-Oberbürgermeisterin Mühlenfeld sind seit Gründung im Jahr 2019 Spenden von insgesamt 1,6 Millionen Euro geflossen.
Dass die Junior-Uni Mülheims Bildungslandschaft enorm bereichere, unterstrich auch Susanne Staude, Präsidentin der Hochschule Ruhr West (HRW), bei den Feierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen der Juni: „Ich wünsche uns allen, dass die Junior-Uni erhalten bleibt und weiter einen guten Weg gehen wird. Denn einen solchen Raum der Freiheit und Begeisterung, an dem wir Kindern und Jugendlichen, unabhängig von vergleichbarem und abprüfbarem Wissen, den Blick auf die Welt öffnen und sie ermutigen über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich Fragen zu stellen, auf die sie vorher vielleicht gar nicht gekommen sind, den brauchen wir als Gesellschaft in Mülheim und in Deutschland.“
Auch Arndt Neuhaus, Vorsitzender des Fördervereins der Junior-Uni, betonte am Sonntag: „Die riesige Resonanz und Begeisterung, die die Junior-Uni nicht nur bei den Kindern und ihren Eltern gefunden hat, zeigt uns, dass diese außerschulische Bildungseinrichtung in unserer Stadt und in unserer Region gebraucht wird und unverzichtbar ist und deshalb auch auf einer wirtschaftlich verlässliche Basis gestellt werden muss, die die Grundkosten der Junior-Uni abdeckt.“
Geschäftsführung der Mülheimer Junior-Uni blickt trotz Insolvenzantrag in die Zukunft
Aktuell ist die vorläufige Insolvenzverwalterin Tanja Bückmann, die in Mülheim schon im Zusammenhang mit der Pia-Insolvenz tätig war, damit beauftragt, die Sanierung des Unternehmens unter Aufrechterhaltung des Studienbetriebs anzustreben. Die Rechtsanwältin sprach kürzlich von „einem Signal der Stadt“ und „Rücksprache mit Sponsoren“. Ziel aller Bemühungen sei es, „eine solide Finanzierung hinzubekommen“, um langfristig ausreichend Mittel für Personal, Sachkosten und Miete bereitstellen zu können.
Dagmar Mühlenfeld, Vorsitzende der Geschäftsführung, betonte beim Festakt zum fünfjährigen Bestehen der Junior-Uni: „Wir haben vor fünf Jahren das mutige Versprechen gegeben, dass dieses außerschulische Bildungsprojekt dauerhaft etabliert wird. Wir bleiben weiterhin optimistisch und begeistert und arbeiten daran, dass auch in Zukunft an der Junior-Uni kleine Vielfrager, Blitzbirnen und Experimentierfans ihre Talente entdecken und entfalten können. Deshalb sind wir Benjamin List auch unendlich dankbar, dass er die Schirmherrschaft für die Junior-Uni übernommen hat.“
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