Mülheim. Das Altstadt-Restaurant hat einen neuen Wirt. Samir „Jimmy“ Dilo ist sich der Geschichte des Hauses bewusst, setzt trotzdem ganz eigene Akzente.
Wenige Minuten noch, dann ist es 17 Uhr - kurz vor Ladenöffnung. Die große, alte Uhr im Bahnhofs-Stil zeigt es an. Gelblich leuchtend fällt sie sofort ins Auge, sobald man die „Schatulle“ betritt. Dunkle Holzmöbel, einladende Sitzecken, aus der Küche tönt geschäftiges Klimpern. Es ist wieder etwas los - und das nach langem Stillstand. „Endlich! Wir sind sehr zufrieden“, sagt der neue Wirt und Chefkoch Samir „Jimmy“ Dilo. Dort, wo einst bürgerliche, deutsche Küche und kühles Bier serviert wurden, gibt es nun traditionelle griechische Kost - das kühle Bier natürlich auch weiterhin.
Im Oktober 2023 besichtigte Jimmy Dilo die „Schatulle“ zum ersten Mal, über eine Anzeige war er auf das leerstehende Lokal aufmerksam geworden. Zuvor hatte Lothar Flesch 18 Jahre den Laden geschmissen, seit jeher eine beliebte Anlaufstelle in Mülheims Altstadt. „Als ich das Lokal gesehen habe, hat es mir sofort gefallen“, so Dilo. „Ich habe vier Jahre lang nach etwas gesucht, das passte direkt.“
Schatulle Mülheim: Wirt kochte in mehreren Restaurants
Mittlerweile, so der 38-Jährige, könne er auf 20 Jahre Erfahrung in der Gastronomie zurückblicken. „Das ‚Metaxa‘ in Castrop-Rauxel, das ‚Artemis‘ in Gladbeck, das ‚Odyssia‘ in Essen-Rüttenscheid und das ‚Pantheon‘ in Essen-Heisingen“, listet der auf griechische Küche spezialisierte Gastronom einige seiner Stationen auf. Woher der Wunsch, nun ein eigenes Lokal zu eröffnen? „Es ist viel Stress, aber ich wollte es immer probieren. Es hat mich nicht losgelassen.“
Dass es griechische Küche gibt; selbstverständlich, dass der Name „Schatulle“ erhalten bleibt; auch selbstverständlich. „Die ‚Schatulle‘ ist in Mülheim schon lange bekannt und sehr beliebt unter dem Namen. Das Haus hat eine lange Geschichte“, erklärt Dilo. „Deswegen kam es nicht infrage, den Namen zu ändern.“ Verändert hat sich trotzdem einiges: Der Außenbereich mit Terrasse, Biergarten und Spielbereich für Kinder ist geöffnet. Aus den Lautsprechern tönt griechische Musik, eine Marienikone und ein Kreuz zieren die Wand hinter der Theke.
Mülheimer Lokal konnte monatelang nicht öffnen
„Wir haben viel hier reingesteckt“, so der Wirt. Gerne hätte er schon viel früher das Restaurant geöffnet, am liebsten schon im Frühjahr 2024, der Pachtvertrag war seit Februar unterschrieben. Allerdings machten notwendige Umbauarbeiten einen Strich durch die Rechnung. Umbauten im Bereich der Küche, die bereits vor 30 Jahren vorgenommen worden waren, erfolgten damals ohne eine Baugenehmigung.
„Die Abweichungen mussten legalisiert werden“, erklärt Hauseigentümer Andreas Gürtler. Dass sich die Erteilung der Baugenehmigung monatelang zog, ist für ihn ein Rätsel. „Wir haben immer alles frist- und termingerecht abgegeben“, schildert er. Das alles, findet er, hätte nicht sein müssen. „Ein unhaltbarer Zustand, finde ich. Aber jetzt wünsche ich Herrn Dilo einen guten Start.“
Die Stadt erklärt dazu auf Nachfrage, der erste Antrag zur Vergrößerung der Gastro-Küche und der nachträglichen Legalisierung sei Mitte März eingegangen. Die vollständigen Unterlagen zur erfolgten Mängelbeseitigung seien demnach nach mehreren Zwischenschritten am 12. Juli eingegangen. Wie es vom Amt für Bauaufsicht heißt, sei die Erteilung der nachträglichen Genehmigung am 08. August erfolgt. „Zusammenfassend kann anhand der Vorgangsakte belegt werden, dass die zuvor öffentlich kritisierte Behörde die Baugenehmigung für die rückwirkende Legalisierung der Küche der Schatulle tatsächlich innerhalb von dreieinhalb Wochen erteilt hat.“
Griechische Küche in Mülheim: täglich frisches Gyros
Mit der letzten ausstehenden Genehmigung, die nun vorliegt, kann die „Schatulle“ öffnen, ganz offiziell. „Wir hatten auch schon vorher auf, weil alles erledigt war, nur die Genehmigung nicht kam“, schildert Jimmy Dilo. Jetzt geht es aber richtig los. „Wir freuen uns und haben schon viele Gäste.“ Anders als in Rüttenscheid, wo ein überwiegend junges Publikum vor Ort war und in Heisingen, wo überwiegend ältere Menschen Gäste waren, begrüße Dilo „ganz verschiedene“ Gäste. „Wir haben junge, alte, aus Mülheim, Touristen, ganz gemischt.“
Besonders beliebt seien Bifteki, der Grillteller, Lammkotelett und natürlich Gyros. „Den Spieß mache ich jeden Tag frisch aus Schweinenacken und Rippenfleisch“, sagt Samir Dilo und präsentiert den mächtigen 25 Kilo-Fleischspieß, der sich goldbraun langsam in der Wärme dreht, obenauf mit halben Tomaten, Zwiebeln und Zitronen gespickt. Zur Würzung des Fleisches bewahrt der Chefkoch Stillschweigen: „Geheim, das weiß nur der Koch.“
Neben Klassikern wie dem Gyrosteller mit Pommes, Salat und Tzatziki (14,50 Euro), bietet Dilo weitere Spezialitäten wie Rinderleber (14,50 Euro), Calamaris (16,50 Euro) und Moussaka (13,90 Euro) an. Abgerundet wird das Angebot durch eine Getränkekarte, auf der sich griechische Hersteller wie Mythos (Bier) und Alos (Wein) finden. „Wir holen viele Lebensmittel direkt beim Großhandel, die aus Griechenland importiert werden“, so der Wirt. Olivenöl, Feta, Peperoni und Oregano gibt es nur aus Griechenland und das aus Überzeugung. „Den Unterschied schmeckt man sofort.“
Öffnungszeiten und Kontakt
Die Schatulle (Muhrenkamp 7) öffnet dienstags bis samstags von 17 bis 23 Uhr sowie sonntags von 12 bis 14.30 Uhr und von 17 bis 23 Uhr. Montags ist Ruhetag. Kontakt und Reservierungen: 0208 383894. Mehr Infos: www.schatulle-muelheim.de.
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