Mülheim. Mülheims Politik will eine bessere Anbindung des Radschnellwegs zur Innenstadt. Aber was ist die beste Lösung? Dazu scheiden sich die Geister.
Mülheims Stadt- und Verkehrsplaner halten einen weiteren (Lasten-)Aufzug für die beste Lösung, die Hochpromenade des Radschnellweges in Höhe von Ruhrbania besser an die Innenstadt anzubinden, die Politik aber hatte eine Rampen-Lösung eingefordert. Wer sich durchsetzt, ist noch nicht klar, zeigten jetzt Debatten im Planungs- und im Mobilitätsausschuss des Stadtrates.
Seit Jahren gibt es Hohn und Spott für den vorhandenen kleinen Aufzug, der immer wieder und dann auch längerfristig wegen Vandalismus oder technischer Defekte ausgefallen war. Jetzt, da die Ruhrbania-Baufelder 3 und 4 absehbar für eine Entwicklung an die städtische Wohnungsbaugesellschaft verkauft werden sollen, ist der Zeitpunkt gekommen, da eine Entscheidung her muss. Zweifelsohne ist eine Lösung nicht leicht, weil der Raum eng ist und Ruhrbania optisch auch nicht leiden soll, etwa wenn eine Rampe die Sicht auf die Ruhr versperren sollte.
Auch weist Planungsdezernent Felix Blasch darauf hin, dass eine lange Rampe unumgänglich sei, weil ein Höhenunterschied von sieben Metern oder mehr zu überbrücken sei. Dabei sei, um Fördermittel beantragen zu können, zudem noch vorausgesetzt, dass eine Rampe maximal sechs Prozent Steigung haben dürfe und mindestens drei Meter breit sein müsse. Warum nicht etwa auch ein Rondell eine Überlegung wert ist, blieb offen. Eine derartige Alternative präsentierte die Verwaltung nicht.
Politische Mehrheit will ein bis zwei der zehn Rampen-Alternativen weiter geprüft sehen
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Nun hatte die Verwaltung zehn alternative Rampen nördlich des alten Bahnviadukts skizziert, war selbst aber zur Meinung gekommen, dass ein zusätzlicher Lastenaufzug die beste Lösung sei. In der Öffentlichkeit erntete sie dafür schon einiges Kopfschütteln. Planungsdezernent Blasch zeigte sich gegenüber der Politik aber offen, auch die Idee einer Rampe weiterzuverfolgen. Schließlich gebe es nicht nur in Antwerpen, sondern viel näher in Düsseldorf bereits „ansehnliche“, weil filigrane Konstruktionen für Fahrradfahrer und Fußgänger, sagte er im Mobilitätsausschuss. Nur: Welche der zehn Alternativen werden denn favorisiert von der Politik?
Im Planungsausschuss blieb die Politik noch recht vage. Ausschussvorsitzende Christina Küsters (CDU) sah in der Zusammenschau die Tendenz, die Idee für einen zusätzlichen Aufzug nicht abzuweisen, aber zwei Rampen-Varianten in die nähere Prüfung zu nehmen. Dabei handelt es sich um Rampen, die direkt neben der Friedrich-Ebert-Straße verortet wären und sich einmal mit Knick, das andere Mal mit Schleife auf dem ehemaligen AOK-Areal nach der Hälfte der Strecke Richtung Innenstadt drehen.
In den benannten Alternativen sieht Küsters „auf jeden Fall eine Verbesserung zur Ist-Situation“. Andere aufgezeigte Alternativen mit extrem langen Rampen bezeichnete Küsters ablehnend als „Tourainer Ring für Fahrräder“, den man nicht wolle. Die CDU-Fraktionschefin forderte die Verwaltung auf, im weiteren Verfahren optisch gelungene Beispiele für Lastenaufzüge und Rampen zu präsentieren, die als Vorbild dienen könnten.
Grünen-Verkehrsexperte lehnt Aufzug kategorisch ab: Mache man an Autobahnkreuzen ja auch nicht
Einig sind sich darin aber selbst die schwarz-grünen Koalitionäre noch nicht. Petra Seidemann-Matschulla (CDU) plädiert für eine reine Aufzug-Lösung, Grünen-Mobilitätsexperte Axel Hercher lehnt einen Aufzug kategorisch ab. Bei einem Autobahnkreuz komme ja auch niemand auf die Idee, die Fahrzeuge mit einem Aufzug rauf und runter befördern zu wollen. Außerdem sei auch ein weiterer Aufzug anfällig für Vandalismus.
Mit der Rampenlösung samt Schleife an der Friedrich-Ebert-Straße können sich die Grünen gleichwohl anfreunden, weil sie die Anbindung an die Ruhrpromenade und den Rathausmarkt verspreche und einen Radius habe, der Radelnden wie auch allen anderen eine barrierefreie Lösung biete. Jene Rampe sei auch für die Zukunft wichtig, wenn es hier ein Radschnellweg-Kreuz mit einer Anbindung von der Mülheimer Innenstadt in den Norden und weiter nach Oberhausen und Bottrop geben werde, so Hercher. Die Grünen können sich aber auch vorstellen, eine Rampe mitten ins Ruhrbania-Baufeld zu führen – als Zeichen der Verkehrswende und als „ganz neue Qualität“ bei der Quartiersentwicklung, so Brigitte Erd.
Mülheims FDP gegen kostspielige „Gold-Lösung“ für eine Rampe
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Einzig Peter Beitz (FDP) bezeichnete jene Rampenvariante 8 als „Mercedes-“ und „Gold-Lösung“, um mit dem Lastenrad aneinander vorbeifahren zu können. Man solle stattdessen eine Rampe mit engem Radius bauen, wie an der Bergstraße zwischen Stadthallen-Parkplatz und RS1. An den Wendepunkten müsse man vielleicht absteigen und schieben, aber das funktioniere „hervorragend“, so Beitz. Aus seiner Sicht reiche es auch, wenn es eine Treppe mit einer Furche oder Schiene gebe, über die man sein Rad hoch- oder runterschieben könne.
Die SPD mahnt, bei einer Rampenlösung darauf zu achten, dass der Fuß der Rampe sich nicht allzu weit vom eigentlichen Ziel, der Innenstadt, entferne. Oliver Willems kann sich auch einen Aufzug vorstellen. Man müsse dann aber sicherstellen können, dass er verlässlich funktioniere, um sich nachher nicht wieder des Schildbürgertums verdächtig zu machen.
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Nur ein Mülheimer Politiker fordert eindringlich direkte Rampe zum Rathausmarkt
Im Mobilitätsausschuss äußerte die SPD noch ihren Wunsch, nicht zu warten, bis eine Rampe irgendwann zu finanzieren sein wird (im Etat ist kein Geld dafür eingeplant). SPD-Sprecher André Kasberger forderte daher, man müsse die Straßenverbindungen vom Hauptbahnhof zum Rathausmarkt wie die Max-Kölges-Straße schon jetzt für Fahrradfahrer entsprechend sicher machen und vernünftig beschildern. Siegfried Rauhut (CDU) und Axel Hercher stimmten zu.
Andreas Preker-Frank (Die Partei) vertritt derweil weiter offensiv die Idee einer Rampe direkt zum Rathausmarkt. Er kritisierte im Mobilitätsausschuss, dass die Stadtverwaltung überhaupt keinen Vorschlag dazu gemacht hat, obwohl doch wesentliches Ziel sei, die steigende Zahl von Fahrradtouristen vom RS1 in die Stadt zu lotsen. Stattdessen sei man fixiert darauf, die Rampe auf dem Ruhrbania-Baufeld zu bauen, was weitere Probleme erzeuge.
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