Mülheim. Die Kirche St. Albertus Magnus in Mülheim-Styrum wird abgerissen. MWB will auf dem Gelände bald Wohnhäuser errichten. Was ist genau geplant?
Am Fronleichnamstag feierte man in St. Albertus Magnus den letzten Gottesdienst. Das Bistum Essen konnte die Styrumer Kirche nicht halten, Instandsetzung und Unterhaltung seien nicht zu finanzieren. Nun steht fest, was vor Ort passieren wird: Das Gotteshaus soll abgerissen werden, die Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB) hat das Grundstück erworben und will dort bezahlbare Wohnungen bauen.
Den Abriss der Kirche plant man bereits, wann er erfolgt, ist aber noch offen. Konkrete Pläne oder gar Bauzeichnungen für die Wohnbebauung gibt es ebenfalls noch nicht. Allerdings eine feste Absicht: „Wir möchten hier bezahlbare Wohnungen errichten, und dabei geht es uns auch um einen großen Anteil öffentlich geförderter Wohnungen. An denen gibt es in Mülheim einen erheblichen Bedarf“, erläutert der technische Leiter Carsten Czaika (MWB).
Bistum entscheidet sich für Mülheimer Genossenschaft
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Mit einer Prozession von St. Albertus Magnus an der Eberhardstraße zu St. Mariae Rosenkranz am Marienplatz hatten die Styrumer Katholiken – Albertus Magnus wurde vorwiegend von der kroatischen Gemeinde genutzt – Anfang Juni Abschied von ihrem langjährigen Zuhause genommen und ihr neues Domizil angesteuert. Dort wurden sie herzlich begrüßt. „Die unschlagbare und unverzichtbare frohe Botschaft der Christen ist an keine Kirchengebäude gebunden“, hatte das Pastoralteam den Teilnehmer der Prozession zum Trost noch mit auf den Weg gegeben.
Pfarrer Christian Böckmann (Pfarrei St. Barbara) ist froh, „dass wir mit dem MWB einen Partner gefunden haben, der hier in sozialer Verantwortung und mit dem Blick auf das Wohl von Quartier und Stadtgesellschaft Zukunft gestaltet“. Auf eine Ausschreibung des Bistums hatten sich neun Bewerber gemeldet. „Drei bis vier ernsthafte Bewerbungen waren dabei“, berichtet Patrick Trepper aus der Immobilienabteilung im Bistum Essen.
30 neue Wohnungen sollen in Mülheim entstehen
Mit einem Baustart an der Eberhardstraße ist laut Carsten Czaika frühestens 2025 zu rechnen. Die Kirche muss erst noch profanisiert werden, Erbbauverträge müssen abgeschlossen werden. „Bis es soweit ist, müssen wir erst einmal die verschiedenen Prüfungs- und Genehmigungsprozesse abwarten“, sagt MWB-Vorstand Dominik Steffan. „Außerdem sind die Bauzinsen und die Materialkosten noch immer enorm hoch, so dass es auch darum gehen wird, die Finanzierung eines solchen Projekts bestmöglich zu gestalten und die Förderkulissen optimal auszunutzen.“ Die angestrebte Baumaßnahme sei nur durch die Förderung des Landes realisierbar. Über die Investitionssumme wollte man derzeit nicht sprechen.
Einige wenige Details zum Bauprojekt können die MWB-Vertreter aber schon nennen: So sollen insgesamt etwa 30 Wohnungen entstehen, in drei Gebäuden, die locker auf dem Eck-Grundstück angeordnet werden sollen. „Es handelt sich um Straßenrandbebauung, in der Mitte der drei Mehrfamilienhäuser soll es einen ruhigen grünen Bereich samt Spielplatz geben“, erklären sie. Ganz zur Freude von Pfarrer Böckmann. „Es war uns wichtig, dass hier nicht verdichtend gebaut wird“, sagt er. Eine genaue Analyse des Standortes will die MWB noch durchführen. „Sicher ist, dass das hier eine ruhige Wohngegend ist mit guter Anbindung an den ÖPNV und an die Müga.“
Orgel wird von Mülheim zur Insel Krk gebracht
Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen werden geschaffen – also auch Wohnraum für größere Familien. „Die Häuser werden architektonisch zur vorhandenen Bebauung passen“, so Dominik Steffan. Die Neubauten sollen CO2-neutral funktionieren, also energetisch auf dem neuesten Stand sein. Auch erwägt man, die Dächer zu begrünen und Versickerungsflächen zu schaffen. Ein Großteil der neuen Wohnungen wird öffentlich gefördert sein. „Etwa 70 bis 80 Prozent“, schätzt Dominik Steffan.
Das Kirchengebäude zu erhalten und umzunutzen sei, so Pfarrer Böckmann und Architekt Carsten Czaika, keine Option gewesen. Es sei zu abgenutzt, alleine eine energetische Sanierung sei unvorstellbar aufwendig und würde Unsummen verschlingen. In St. Albertus Magnus wird in diesem Tagen übrigens schwer gearbeitet. Eine Orgelbaufirma ist aus Kroatien angereist und zerlegt die Orgel in tausend Teile, damit sie zur Insel Krk transportiert werden kann. „Wir haben die Orgel an die Gemeinde dort verschenkt“, berichtet Pfarrer Christian Böckmann. Auch andere Einrichtungsgegenstände aus der Kirche möchte man weitergeben, damit sie irgendwo für Gottesdienste noch genutzt werden.