Mülheim. In der „Schatulle“ steht ein Wechsel an. Gastronom Lothar Flesch (fast 70) zieht sich zurück. Wie es mit der Mülheimer Altstadtkneipe weitergeht.
Sie ist der Inbegriff von uriger Gemütlichkeit: Die Schatulle in der Altstadt, ein Lokal mit langer Geschichte. Jetzt steht ein einschneidender Wechsel in dem urigen Fachwerkhaus an: Der langjährige Gastwirt – längst im Rentenalter – will sich zurückziehen. Im Raum steht die Frage: Wer macht weiter mit der traditionsreichen Schankwirtschaft?
Lothar Flesch, im 18. Jahr der Wirt der „Schatulle” am Muhrenkamp sagt unumwunden: „Über 40 Jahre in der Gastronomie sind genug – ich will auch noch ein bisschen leben.“ Wenn er im Frühjahr seinen 70. Geburtstag feiert, will der Oberhausener nicht nur das Rentenalter erreicht haben, sondern auch endlich wirklich im Ruhestand sein. „Seit 20 Jahren bin ich jetzt in Mülheim, habe etwa beim Kämpgens Hof in Dümpten gearbeitet.“
Gastwirt der Mülheimer Schatulle will mit fast 70 Jahren in Ruhestand gehen
Seine Gastro-Laufbahn begonnen hat der 69-Jährige einst in Duisburg, hat Koch gelernt und später über 20 Jahre sein eigenes Hotel samt Restaurant in Oberhausen gemanagt, bevor ihn der Beruf nach Mülheim führte.
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Hier, in der Altstadt am Muhrenkamp, wird er seine Laufbahn beenden, so viel steht für Flesch fest. „Der Pachtvertrag läuft Ende des Jahres aus.“ Sicher habe er kurz ans Weitermachen gedacht, denn das Lokal laufe gut, sagt der Gastronom – doch die Alternative, die er längst vor Augen hat, ist mehr als verlockend: Nach Asien soll’s für ihn und seine Partnerin gehen, zumindest für die tristen, kalten Wintermonate.
Die Freude über einen guten Ruhestand überwiegt ganz klar bei Flesch, auch wenn er die Schatulle gern unter seinen Fittichen hatte. Anfangs sei es schwierig gewesen, das Restaurant wieder ans Laufen zu bringen, blickt der Wirt fast zwei Jahrzehnte zurück. Und nicht zuletzt die Corona-Pandemie sei für ihn und sein Team eine Durststrecke gewesen. Inzwischen ist er froh, auch wieder jüngere Leute unter 30 unter seinen Stammgästen auszumachen.
Uraltes Fachwerkhaus in der Mülheimer Altstadt beherbergt schon lange Gastronomie
Auch sie schätzen das besondere Flair der alteingesessenen Gaststätte. Über der Eingangstür des Fachwerkhauses deutet die Jahreszahl 1771 an, dass sich die Schatulle in einem altehrwürdigen Gebäude befindet, dessen Gastronomievergangenheit weit zurückreicht. Etabliert sei nicht nur der Standort, sondern auch der Name, daher solle die Schatulle auch künftig die Schatulle bleiben, weiß Makler Thomas Biesgen, der die Suche nach einem neuen Pächter übernimmt.
In seinen Augen punktet neben der langen Tradition vor allem die besondere Lage in der malerischen Altstadt und das besondere Flair des Gebäudes, das im Innern auf zwei Etagen Platz für Gäste bietet und zudem über einen Biergarten verfügt. Damit das gastronomische Schmuckstück in der Altstadt erhalten bleibt, fehlt nur noch ein neuer Pächter, der die Schatulle weiter öffnet.
Kontakt zu Makler Biesgen: 0208/30 99 53 62. (Von Direktanfragen bei den derzeitigen Pächtern ist abzusehen.)
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