Moers. Wiederkehrende Vandalismus-Fälle an einer Moerser Bushaltestelle haben nun Folgen für Fahrgäste. Auch in Bussen und am Bahnhof gibt es Probleme.

Wer zurzeit an der Haltestelle Ernst-Holla-Straße auf den Bus in Richtung Stadtmitte wartet, dürfte mit verdutztem Blick auf die gläserne Infotafel im Wartehäuschen blicken. Statt des Fahrplans hängt darin ein Zettel, mit dem die Niag auf ein nicht enden wollendes Problem aufmerksam macht. Aufgrund von ständigem Vandalismus und Schmierereien sei es nicht möglich, Fahrpläne und Infos über Tarife zeitnah wieder auszuhängen, heißt es in dem Schreiben, mit dem das Verkehrsunternehmen um das Verständnis seiner Fahrgäste wirbt. Zugegeben: Der Inhalt des Schreibens passt in das Bild, welches die Haltestelle zwischen Bahnhof und Meerbeck abgibt: Die rechte der drei Scheiben an der Rückseite ist mit einem Graffiti versehen, die mittlere fehlt sogar gänzlich. Was ist da los?

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Michael Block, Pressesprecher der Niag, bezieht Stellung zur Situation an der Haltestelle: „Seit Jahren werden die Fahrplanaushänge an der Ernst-Holla-Straße immer wieder in sehr kurzen zeitlichen Abständen entfernt, beschädigt und verdreckt. Zum Beispiel wurde der Fahrplan im Schaukasten oder auch am Haltestellenmast mehrfach großflächig mit Senf beschmiert.“ In der Konsequenz und nach Rücksprache mit mehreren Behörden wie der Stadt Moers habe das Unternehmen beschlossen, fortan auf weitere Fahrplanaushänge verzichten zu wollen.

Niag berichtet über Vandalismus in Moers: Graffitis und beschädigte Bus-Sitze sind keine Seltenheit

Klar ist: Für Menschen, die gerade kein Smartphone zur Hand haben – oder gar keines besitzen – ist die Maßnahme unbefriedigend. Ohne einen Blick in die Niag-, VRR- oder DB-App bleibt man an der Ernst-Holla-Straße beim Warten auf den Bus im Unklaren. „Wir bedauern die fehlende Information für Fahrgäste, bitten zugleich allerdings auch um Verständnis, dass wir bei solchen Ausnahmefällen von Vandalismus auf den wiederholten Aushang verzichten müssen“, betont Michael Block.

Eine vergleichbare Situation gibt es im gesamten Verkehrsgebiet der Niag nicht. Aber: Nicht nur beim Warten auf den Bus, sondern auch während der Fahrt verzeichnet das in Moers ansässige Unternehmen regelmäßig Fälle von Vandalismus. Block: „Graffiti sowie durch scharfe Gegenstände und Feuerzeuge offensichtlich vorsätzlich beschädigte Sitzpolster kommen immer wieder einmal vor.“ Dennoch sei die Fallzahl auf einem überschaubaren Niveau, sodass es keine gesonderte Statistik über die Folgen von Zerstörungswut im Bus gebe. „Zudem stellen wir fest, dass mutwillige Beschädigungen mit zunehmender Videoüberwachung in den Bussen rückläufig sind.“

Deutsche Bahn klagt: Am Bahnhof in Moers ist Vandalismus ein Dauerproblem

Wie die Niag hat auch die Deutsche Bahn wiederkehrende Probleme mit Vandalen. Landesweit habe die Bahn allein im Jahr 2022 rund drei Millionen Euro in die Beseitigung von Vandalismus- und Graffitischäden an den nordrhein-westfälischen Bahnhöfen investiert. Geld, dass der Konzern sicherlich auch an anderer Stelle gut hätte gebrauchen können. „In Moers gibt es tatsächlich immer wieder Probleme mit Schmierereien, vor allem in der Unterführung und an den Aufgängen zu den Gleisen. Darüber hinaus zerstören Täter gelegentlich die Scheiben von Wetterschutzhäusern“, schildert ein Bahnsprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

Ein Gleisaufgang am Moerser Bahnhof: Nicht alle Graffiti-Sprayer halten sich offenbar an den Ehrenkodex, Kunstwerke nicht zu übersprühen.
Ein Gleisaufgang am Moerser Bahnhof: Nicht alle Graffiti-Sprayer halten sich offenbar an den Ehrenkodex, Kunstwerke nicht zu übersprühen. © NRZ | Patrick Schuh

In diesem Jahr gab es bereits zwölf gemeldete Vorfälle, bei denen ein Schaden von insgesamt 8000 Euro entstanden sei. Besonders an Hinweisschildern, Infotafeln oder Vitrinen mit Fahrplanaushängen bemüht sich die Bahn, den Schaden möglichst schnell zu beseitigen. Dann müssen speziell geschulte Mitarbeiter ausrücken und tragen die einzelnen Farbschichten in häufig zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht ab.

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In Moers setzt die Deutsche Bahn, wie an vielen anderen Standorten, auch auf Prävention. Durch die künstlerische Gestaltung der Aufgänge zum Gleis hatte man sich erhofft, andere Grafitti-Künstler – und solche, die sich dafür halten – fernzuhalten. „Unter Sprayern gilt, dass in Auftrag gegebene Graffitis hoch anzusehen sind und nicht beschmiert werden dürfen“, erklärt der Bahnsprecher. Ein Besuch des Bahnhofs zeigt jedoch, dass offenbar nicht alle Sprayer nach diesem Ehrenkodex leben. Diesen Eindruck teilt die Deutsche Bahn: „Trotz alledem kommt es in Moers gelegentlich vor, dass diese Kunstwerke beschmiert werden.“