Moers. Entgegen dem Trend im Handwerk hat die Bäckerei Busch in Kamp-Lintfort keine Nachwuchssorgen. Drei Azubis erzählen, warum sie den Job machen.
Askin Gökcay, Jan-Maximilian Alandt und Marcel Carreira eint ein gemeinsames Ziel: Die drei jungen Männer wollen Bäcker werden. In ihrem Ausbildungsplan bei der Bäckerei Büsch in Kamp-Lintfort ist für die Azubis im dritten Lehrjahr der Endspurt eingeläutet, zurzeit bereiten sie sich in der eigenen Lehrwerkstatt bereits auf ihre Gesellenprüfung im Juni vor. Ein kleines Gebäck, ein Brot und ein Teilchen müssen die Nachwuchskräfte dann unter den Augen der Prüfer kreieren. Dasselbe Programm spulte das Trio jüngst beim Themenwettbewerb „Jugend backt, Jugend präsentiert“ ab. Der von den niederrheinischen Bäcker-Innungen organisierte Contest gleicht einer Zwischenprüfung. Dort machten die Büsch-Azubis die drei Podiumsplätze mangels Konkurrenz zwar unter sich aus, konnten mit ihren außergewöhnlich geformten und gefüllten Backwaren aber jeder für sich die Juroren überzeugen.
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Den ersten Preis belegte dabei Marcel Carreira-Brugmann. Der 34-Jährige begeisterte die Bäckermeister in der Jury mit seiner besonderen Kreativität. Er servierte selbst gebackenes Brot in Form eines Stierkopfes samt mit Mohn verzierten Hörnern, schwarz-weiße Brötchen sowie Körbchen mit einer Chili-con-Carne-Füllung. „Ich tanze gerne aus der Reihe“, sagt der – Achtung Wortspiel – frischgebackene Preisträger. „Ich komme eigentlich aus der Küche. Da muss es anders, farbig und selten sein.“ Mit 14 Jahren begann Brugmann in Spanien, als Küchenhilfe in Restaurants zu arbeiten und mauserte sich über die Jahre zum angesehenen Koch, zum Teil sogar in Sternerestaurants, wie er stolz erzählt. Das Problem: Seine Arbeit wurde in Deutschland nicht anerkannt. „In Spanien zählt die Erfahrung, hier die Papiere.“
Bäckerei Büsch in Kamp-Lintfort: „Die Zeiten, in denen Bewerber für eine Ausbildung reihenweise anklingeln, sind vorbei“
Über Umwege blieb er dem Lebensmittelhandwerk treu und begann vor etwa zweieinhalb Jahren seine Bäckerlehre bei Büsch in Kamp-Lintfort. Und fand schnell seine Begeisterung an der schöpferischen Arbeit in der Küche wieder: „Ich habe mich direkt wie ein kleines Kind gefühlt, das am liebsten sofort alles lernen will“, sagt Marcel Carreira-Brugmann. Seine Begeisterung für den Job hat Udo Beus geweckt. „Ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen“, sagt der Azubi und deutet auf seinen Ausbilder neben sich. Der 59-jährige Bäckermeister brachte ihm nicht nur das Backhandwerk selbst bei, sondern steckte ihn auch mit seiner Leidenschaft für den Beruf an.
Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung weiß Beus, dass sich die Ausgangssituation bei der Nachwuchssuche geändert hat. „Die Zeiten, in denen Bewerber für eine Ausbildung reihenweise anklingeln, sind vorbei“, schildert der Meister. Regelmäßig geht er gemeinsam mit den anderen Ausbildern bei der Kamp-Lintforter Handwerksbäckerei in Schulen, auf Messen und zu Jobbörsen. Um Gesicht zu zeigen, aber auch, um mit der Jugend ins Gespräch zu kommen. Denn: Im direkten Austausch lassen sich veraltete Vorurteile über den Beruf des Bäckers bestmöglich abbauen.
Kamp-Lintforter Bäckerei Büsch räumt mit verbreitetem Mythos über Arbeitszeiten der Bäcker auf
Tatsächlich sei es mittlerweile nicht mehr so, dass der Wecker eines jeden Bäckers täglich um 2 Uhr nachts klingelt. Bei Büsch wird im Dreischichtsystem gebacken, jeweils noch einmal mit verschiedenen Startzeiten innerhalb der Schichten. Diese Flexibilität kann im Gespräch mit potenziellen Nachwuchskräften gar zum Faustpfand werden, betont Udo Beus. Seine Auszubildenden pflichten ihm bei. Marcel Carreira arbeitet etwa nur in der Frühschicht, um nachmittags Zeit für Frau und Kind zu haben. Sein Kollege Jan-Maximilian Alandt hingegen bevorzugt die Nachtschicht. „Ich will wegen der Arbeitszeiten Bäcker werden“, berichtet der 20-Jährige und führt aus: „Ich wollte auf jeden Fall einen Beruf lernen, wo ich nachts anfangen kann.“ Diese Entscheidung bereut er nach fast drei Jahren immer noch nicht. „Das hat sich schnell so eingependelt.“
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Ein weiteres Argument für die Bäckerlehre ist die Chance auf Weiterbildung: Askin, Jan-Maximilian und Marcel wissen, was sie an ihrem Berufsalltag in der Backstube haben. Aber eben auch, dass ihre berufliche Laufbahn dort nicht zwingend enden muss. Eine Weiterbildung im Bereich Lebensmitteltechnik haben alle drei angehenden Bäcker im Auge. „Und auch unser Geschäftsführer ist Bäckermeister“, lautet der vielsagende Hinweis von Udo Beus. Er zeigt sich erfreut über die zwölf Nachwuchskräfte, die kürzlich ins erste Lehrjahr gestartet sind. Und über die fünf Anfragen, die bereits für das Ausbildungsjahr 2025 auf dem Tisch liegen. Dabei müsse Büsch nicht um jeden Preis jeden Bewerber und jede Bewerberin annehmen, berichtet Beus. Mit Blick auf die Gesamtsituation im Handwerk eine durchaus komfortable Situation.
„Ich wollte auf jeden Fall einen Beruf lernen, wo ich nachts anfangen kann“