Moers. Carola Wolter ist eine Institution auf dem Moerser Wochenmarkt. Seit Jahren sammelt sie dabei auch für den guten Zweck. Warum jetzt Schluss ist.

Herzliche Gespräche mit Kundinnen und Kunden, tolle Beratungen rund um das Thema Blumen, eine gut gefüllte Spendenbox für den guten Zweck: Es sind viele Dinge, die Marktfrau Carola Wolter vermissen wird. Ende des Jahres ist Schluss, dann zieht sich die Blumenfrau zurück. Wer regelmäßig über den Moerser Wochenmarkt schlendert, der kennt sie. Garantiert. Carola Wolter ist Marktfrau mit Leib und Seele. „Ich brenne dafür“, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. „Das wird sehr schwer für mich werden.“

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In den 60er Jahren ist Wolter, heute 66 Jahre alt, mit ihrer Familie aus den Niederlanden herübergekommen, lebte lange Zeit mit ihren Eltern in einem Wohnwagen. Ihr Vater hatte früher eine Gärtnerei, baute Gemüse an. Mitgeholfen hat Wolter schon als Kind - „früher ging das gar nicht anders“, erklärt sie. Später kamen Blumen hinzu. „Ich bin mit Blumen aufgewachsen.“ Die Idee, sie auch auf Wochenmärkten zu verkaufen, kam schon früh. Wolter ging noch zur Schule, der Vorschlag, die Blumen auf Märkten anzubieten, kam damals von einer Mitschülerin. „Das erste Mal stand ich mit 13 auf dem Markt in Kamp-Lintfort“, erinnert sie sich. „Da haben wir so gut verkauft, dass mein Vater dann immer auf die Wochenmärkte ging.“

Marktfrau in Moers: „Viele haben keine Zeit mehr“

Wer so lange dabei ist wie Wolter, kennt das Geschäft. Und weiß, wie es sich über die Jahre gewandelt hat. „Das große Marktsterben ist vorhanden“, sagt die 66-Jährige, die aktuell noch dienstags und freitags in der Moerser City und samstags auf dem Markt in Meerbeck steht. „Viele haben keine Zeit mehr, um auf den Markt zu gehen.“ Hinzu kommen Dinge wie steigende Lohn- und Energiekosten sowie fehlendes Personal – „das ist der größte Knackpunkt.“ Auch wenn das Herz der Marktfrau für den Beruf brennt, hört sie auf. „Ich trenne mich nur sehr, sehr ungern“, sagt sie. Aber: Es geht nicht mehr. Ihr Fahrzeug ist nicht mehr in Takt, das Kühlhaus funktioniert nicht mehr so wie es soll – „und körperlich schaffe ich es auch nicht mehr so, wie ich möchte.“

Carola Wolter, hier eine Aufnahme von 2016 mit Bürgermeister Christoph Fleischhauer, sammelt seit Jahren Spenden für den guten Zweck in Moers (Achivbild).
Carola Wolter, hier eine Aufnahme von 2016 mit Bürgermeister Christoph Fleischhauer, sammelt seit Jahren Spenden für den guten Zweck in Moers (Achivbild). © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Ein Markttag fängt für die Wahl-Moerserin früh an. Um halb fünf geht es dann zur Halle in Hülsdonk. Dort verlädt sie die Ware in den Lkw, hängt dort auch ihren Hänger an. Bis 8 Uhr muss dann alles aufgebaut sein. Einen Tag vor dem Markttag ersteigert Wolter zudem die Wahre selbst. Dass damit bald Schluss ist, macht etwas mit der 66-Jährigen. „Allein der Gedanke schmerzt sehr.“

Moerserin sammelt seit Jahren für die Klinikclowns im Bethanien

Nicht nur der Blumenverkauf gehört dann der Vergangenheit an, sondern auch ein Herzensprojekt von Wolter: Seit Jahren sammelt sie an ihrem Stand Spenden für die Klinik-Clowns im Bethanien, die mit ihrer Arbeit die Patienten im Kinder- und Jugendalter aufmuntern. Über die Jahre sind bereits mehr als 25.000 Euro zusammengekommen. „Ich habe selbst keine Kinder“, erklärt Wolter. Aber: „Kinder sind unsere Zukunft.“ Im Bethanien sind Clowns des Vereins „Clownvisite“ unterwegs. „Regelmäßig besuchen die Klinikclowns die kleinen Patient:innen auf der Kinderstation, um ‚Lachmedizin‘ zu verteilen“, schreibt die Stiftung auf ihrer Webseite.

Die Moerser Marktfrau Carola Wolter sammelt seit Jahren für die Klinikclowns im Bethanien (Archivbild).
Die Moerser Marktfrau Carola Wolter sammelt seit Jahren für die Klinikclowns im Bethanien (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Dass Carola Wolter Spenden für diesen guten Zweck sammelt, hat sich über die Jahre herumgesprochen. Für viele Kundinnen und Kunden ist es mittlerweile selbstverständlich, neben den Preis für die Blumen auch ein paar Euro für die Klinikclowns am Stand zu lassen. „Zusätzlich habe ich viele Freunde motiviert, ebenfalls zu spenden“, sagt die Marktfrau. „Für dieses Thema brenne ich.“ Wenn sie auf die vergangenen Jahre zurückblickt, dann ist sie vor allem eins: dankbar. „Ich bedanke mich von Herzen bei meinen Kundinnen und Kunden, dass sie immer gespendet und etwas Gutes getan haben“, betont sie. Dass Wolter bald nicht mehr auf dem Wochenmarkt anzutreffen ist, hat sich mittlerweile zum Teil schon herumgesprochen. Viele nette Gespräche hat sie in den vergangenen Tagen geführt, viele Kundinnen und Kunden kamen zu ihr, um noch einmal zu spenden. „Die Königin vom Markt hört auf“, soll eine Kundin sogar gesagt haben.

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Jetzt hofft Wolter, in den kommenden Tagen und Wochen noch weitere Spendengelder zu generieren. Bis zum 7. Dezember läuft die Aktion, anschließend möchte sie den Betrag wie jedes Jahr ans Bethanien übergeben. „Der Countdown läuft“, betont sie. Wer spenden will, kann also beim Wochenmarkt den Stand der Blumenfrau noch aufsuchen. Ein nettes Gespräch inklusive. Garantiert.