Neukirchen-Vluyn. Mieter am Kiefernweg in Neukirchen-Vluyn ärgern sich über ihre Abrechnungen. Mittlerweile sind Anwälte eingeschaltet. Worum es genau geht.
Bei den Mietern rund um den Kiefernweg in Vluyn gibt es wieder Unmut. Abermals sind es unter anderem die Betriebskostenabrechnungen, die den Mietern den Zorn ins Gesicht treiben. Die Hausverwaltung hat gewechselt; der Ärger bleibt. Als Eigentümer ist in den Abrechnungen die Portfolio Neukirchen L GmbH angegeben.
Für die Mieter hat die Peach Property Group so genannte Peach Points eingerichtet – für Neukirchen-Vluyn ist der Peach Point Oberhausen zuständig. Es gibt auch ein Büro im Quartier. Nur: Mieter sind dort offenbar nicht willkommen. Man werde im Hausflur vom Hausmeister abgespeist, sagt ein Mieter. Vertraulichkeit sei nicht gegeben.
Mieter beklagen mangelnde Vertraulichkeit
Beim Blick in die Betriebs- und Heizkostenabrechnung beispielsweise für das Jahr 2020 fällt auf, dass die Wohneinheiten nach Quadratmetern abgerechnet werden, also nach Fläche und nicht nach Verbrauch. Dabei hatte die früher zuständige Verwaltungsgesellschaft Lindenthal-Gartenstadt mbH 2016 in einem Schreiben an die Mieter mitgeteilt, dass „die Kosten für Wasserversorgung/ Abwasserentsorgung zukünftig – beginnend mit dem 01.01.2017 – verbrauchsabhängig (d.h. tatsächlicher Verbrauch je Haushalt) abgerechnet werden.“ Als ein Grund sind seinerzeit Beschwerden über die ungerechte Verteilung angeführt worden.
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„Wir haben alle Wasserzähler“, unterstreicht ein Mieter. Dennoch werde nicht verbrauchsabhängig abgerechnet. Mehr noch: In manchen Abrechnungen finden sich handschriftliche Anmerkungen oder Korrekturen wieder, deren Aussagekraft nebulös bleibt. Guthaben würden nicht ausgezahlt, heißt es; stattdessen würden Mahnungen verschickt. Wie es auch heißt, seien für Objekte gleicher Größer unterschiedliche Beträge abgerechnet worden. Darüber hinaus beklagen sich Mieter über fehlenden Datenschutz. So habe es Auflistungen für eine Mieteinheit gegeben, in der Zahlungen einer anderen Mieteinheit aufgeführt sind.
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Ferner beklagen Nachbarn: Müll werde nur abgeholt, wenn hoher Besuch ins Quartier käme. Kosten für ein Müllmanagement, das über die übliche Müllentsorgung hinausgeht, müssen sie dennoch zahlen. Die Beschwerden häufen sich, etliche Mieter schlagen den juristischen Weg ein.
Rechtsanwältin Ursula Rust vertritt mittlerweile rund 20 Mietparteien. „Die Betriebskostenabrechnungen sind nicht ordnungsgemäß“, unterstreicht sie. „Man kann nicht nachvollziehen, was die gebucht haben.“ Sie habe noch keine korrekte Betriebskostenabrechnung gesehen, Positionen würden zusammengefasst, das Abrechnungsprozedere sei „vollkommen instransparent“. Rust: „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Die Rechtsanwältin spricht zudem von feuchten und schimmeligen Wohnungen und weiß natürlich, dass die Eigentümer das den Mietern anlasten. In einigen Fällen versucht Rust, Räumungsklagen abzuwenden, die sich aus dem Abrechnungswirrwarr ergeben.
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Nur: Mit den anwaltlichen Schreiben dringt die Rechtsanwältin nicht zur Peach vor. „Ich schicke jedes Schreiben doppelt“, sagt sie: per E-Mail und per Fax. Sie weiß, dass auch andere Anwälte Mieter aus dem Quartier vertreten. Es sei immer die gleiche Masche. Rust: „Die Peach reagiert auf die Forderungen nicht.“
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Auf NRZ-Nachfrage an den Peach Point Oberhausen antwortet Ralf Droz von der edicto GmbH, die für die Gruppe die Gespräche mit der Presse führt. Tatsächlich käme eine Vermüllung durch Mieter vor, sagt er. Parallel zum Reinigungsservice habe man dazu einen Dienst engagiert. Und dass nur bei hohem Besuch aufgeräumt wird? „Im Zweifel ein Kausalzusammenhang, der auf Zufall beruhen kann“, heißt es lapidar. Er sieht in Puncto Abrechnung keine Fehler beim Unternehmen und sagt: „Wenn kein Zugang zu den Zählern gewährt wird, kann man nicht ablesen.“ Es seien auch nicht alle Objekte umgestellt worden. Auch hier: das Zugangsargument.
Die Peach ist keine kleine Gesellschaft
Die Unstimmigkeiten zu den handschriftlichen Anmerkungen auf den Betriebskostenabrechnungen werden ebenfalls erklärt: Dazu habe es ein gesondertes Anschreiben gegeben – das er allerdings nicht bekommen habe, wie ein Mieter sagt. Guthaben würden selbstverständlich dem Mieterkonto gutgeschrieben, die Peach sei schließlich keine kleine Gesellschaft, heißt es weiter. Droz: Fehler sind nicht auszuschließen.“ Peach habe Systeme, „da läuft nichts händisch.“ Nur: Aus Sicht des Unternehmens sind die Ursachen auch hier bei den Mietern zu suchen, nämlich derart, dass die Mieter- und Objektnummern nicht richtig angegeben seien.
„Solange wir keinen konkreten Fall haben, können wir hier nur spekulieren“, sagt der Unternehmenssprecher im Gespräch mit der NRZ. Allerdings: Konkrete Fälle dürften angesichts des benannten anwaltlichen Eingreifens ausreichend vorhanden sein.