Kamp-Lintfort. Am Mittwoch ist Corona-Gipfel. Da wird auch beraten, wie es in Schulen und Kitas weitergehen kannt. Verantwortliche finden klare Worte.

Wenn am Mittwoch der Corona-Gipfel tagt, werden auch die Schulen und Kitas in den Fokus rücken. Öffnen oder nicht? Befragt man die Betroffenen, kommen durchaus unterschiedliche Meinungen zutage.

Eines allerdings kristallisiert sich bei den Schulen heraus: Angesichts der Pandemielage scheint niemand den Weg zur völligen Normalität für gangbar zu halten, aber das Modell des rollierenden Unterrichts – also den Wechsel von Distanz- und Präsenzlernen – scheint unter den gegebenen Umständen erstrebenswert. „Lieber rollierender Unterricht als gar kein Unterricht in der Schule“, fasst der städtische Beigeordnete Christoph Müllmann zusammen – und zwar für alle Jahrgangsstufen.

Eine Meinung, die die Schulleiterin der Sekundarschule, Barbara Mennekes teilt, „und wenn es nur für jeden drei Stunden am Tag sind“. Denn sie sorgt sich um die Mitteljahrgänge, also die Klassen 7 und 8. „Da hat man Angst, sie zu verlieren“, erklärt Mennekes. Denn die Großen machten das „super“ mit dem Homeschooling, da gäbe es keine Klagen der Lehrer. Drei Zoom-Sitzungen täglich vermitteln den Stoff.

Und, klar, gehören sie zu den ersten, die offiziell wieder zurückkommen sollen. Die Kleinen seien auch eher im Fokus. Viele in der Notbetreuung, zu der aktuell insgesamt 50 Kinder kämen. Aber die dazwischen erreichen die Lehrer schwerer. „Und dann kommt noch die Pubertät dazu“, erklärt sich Mennekes, warum die Motivation bei einigen zusehends schwindet. Die Leiterin der Sekundarschule sieht sich durch den Neubau mit getrennten Schulhöfen in einer halbwegs komfortablen Lage, alle Abstands- und Hygieneregeln gut umsetzen zu können.

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So nah werden sich Kamp-Lintforter Gymnasiasten vorläufig nicht kommen.
So nah werden sich Kamp-Lintforter Gymnasiasten vorläufig nicht kommen. © Unbekannt | GFG

Dietlind Frommann-Grün, stellvertretende Leiterin am Georg-Forster-Gymnasium, hat kurzfristig ganz klare Prioritäten. „Es ist wichtig, dass die Q 2 wieder in die Schule kommt.“ Die angehenden Abiturienten hätten es verdient, denn bei manchen, so erlebe sie es, gehe die Angst um. Zwei Halbjahre mit wenig „echtem“ Unterricht – gute vorbereitet fühlen viele sich nicht. Und für den Rest der Schülerinnen und Schüler, schießt sie gen Landesregierung, wünsche sie sich eine funktionierende Videoplattform und vom Ministerium beauftragte Menschen, die das technische Gerät warten.

Der von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Logineo Messenger sei eine Zumutung. Die Lernplattform funktioniere zwar, aber der Messenger bekommt bei ihr eine klare sechs. Es müssten neue Anmeldungen vorgenommen werden. „Alles sehr kompliziert, zeitaufwendig und nicht intuitiv, nicht bedienfreundlich“, stampft sie das System gedanklich in die Tonne.

Ein bisschen Trotz nach den Erfahrungen der vergangenen Monate schwingt mit, wenn die Pädagogin sagt: „Nein, wenn die Mail vom Ministerium am Wochenende kommt, werde ich sie nicht bearbeiten.“ Das könne bis Montag warten, denn die beiden beweglichen Ferientage zu Karneval habe man nach reiflicher Überlegung bestehen lassen. „Das Lernen ist für alle in den letzten Monaten so anstrengend gewesen, da tut es gut, mal zwei Tage die Flügel hängen zu lassen.“

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Zwei Herzen schlagen in der Brust von Benjamin Walch, Geschäftsbereichsleiter Kinder und Jugend bei der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Wesel und Herr über 23 Awo-Kitas. Viele Eltern seien in Not: „Das ist sichtbar.“ Geöffnet seien die Kitas ja mehr oder weniger. Aber komplett öffnen? „Nicht, bevor meine Leute nicht sicher sind“, sagt er mit Blick auf Impfungen. Bei seinen Erzieherinnen und Erziehern habe er ein „gutes Maß an Impfbereitschaft“ festgestellt. 18 komplette oder Teilschließungen dagegen zählt er für die Awo-Einrichtungen in den vergangenen Monaten wegen Corona auf. Die Angst vor Ansteckung begleite den Alltag in den Kitas: „Das nagt.“

Erzieher tauchen laut Homepage der Bundesregierung mit Lehrern in der Stufe 3 der Impfpriorisierung auf. „Aber Lehrer können Abstand halten und Masken tragen“, gibt Walch zu bedenken. Was ihn vor allem fuchst: fehlende Wertschätzung des Kita-Personals. „Es wird einfach erwartet, dass sie wie selbstverständlich da sind, ein Jahr lang schon, unter diesen Bedingungen.“

Für Kamp-Lintforts Kitas nennt Beigeordneter Müllmann eine Belegung von 40 Prozent. Auch für die Stadt problematisch. Eine Rückkehr zur Normalität sieht er nicht. Ein rollierendes System wie an Schulen helfe allerdings den Eltern von Kita-Kindern überhaupt nichts. Andererseits sorge die Situation in so mancher Familie für angespannte Verhältnisse. „Das kriegen unsere Mitarbeiter vom Jugendamt schon mit“, erklärt Müllmann. Was er sich für die Schulen vom Land wünscht: „Je nach Rahmenbedingungen verbindliche Konzepte, die bei Bedarf aus der Schublade geholt werden können, damit sich nicht jede Schulleitung allein was zurecht ruckeln muss.“